2024-06-14T06:55:53.576Z

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F: Martinschledde
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Björn Mehnert: „Ja – ich werde meinen Vertrag erfüllen“

IM PODCAST: Trainer des SC Wiedenbrück bleibt auch im Falle des drohenden Abstieges im Amt. Für Vorstandsmitglied Alexander Brentrup geht in Wiedenbrück keine Welt unter. Im Gegenteil: Der Verein sei besser aufgestellt, als je zuvor.

„Ja“, antwortet Björn Mehnert nüchtern und klar auf die Frage, ob seinen Vertrag als Trainer beim SC Wiedenbrück erfüllen wird. Der Regionalligist, der fast ein Jahrzehnt den Fußball in der vierthöchsten Spielklasse im Kreis Gütersloh mitgeprägt hat, steht kurz vor dem Abstieg. Und natürlich ist der Trainer immer die erste Person, die für sportlichen Misserfolg verantwortlich gemacht wird. Immer? Nein. Nicht beim SC Wiedenbrück. Hier scheinen die Uhren noch etwas anders zu ticken. Im FuPa Ostwestfalen Podcast „Flügelzange OWL“ gewähren die Verantwortlichen des SC Wiedenbrück exklusive Einblicke und erklären, wieso in Rheda-Wiedenbrück die Welt trotz der prekären sportlichen Lage nicht untergeht.

Ein Trainer, der sich zerreißt

„Wir stehen mit eineinhalb Beinen in der Oberliga und gehen davon aus, dass wir absteigen“, sagt Alexander Brentrup. Das Vorstandsmitglied wirkt bei seinen Ausführungen ruhig und besonnen. „Polemik hilft uns ja nicht.“ Seit der Winterpause habe man sich beim SC Wiedenbrück mit dem Szenario Abstieg beschäftigen müssen. Panik? Ad-hoc-Reaktionen? Nein. „In Wiedenbrück geht deshalb keine Welt unter“, sagt Brentrup. Eine Trainerdiskussion gab es nie und auch plakative Lippenbekenntnisse waren nie von Nöten. Stattdessen bekommt man von Brentrup und Mehnert das Gefühl vermittelt, dass hier als Einheit fungiert wird. „Ich bin Teil des Geleisteten. Und da bin ich nicht mitzufrieden – da sind wir nicht mitzufrieden. Aber ich bin niemand, der sich aus der Verantwortung stiehlt“, sagt Björn Mehnert. Der 42-Jährige erweckt den Eindruck, dass er zu 100 Prozent den SC Wiedenbrück „lebt“, wie auch Alexander Brentrup bestätigt: „Wir haben einen fantastischen Trainer, der sich für diesen Verein komplett zerreißt.“


Matchbälle wurden vergeben

Dass der Vertrag von Mehnert Ende März 2018 langfristig verlängert wurde, war also nicht nur eine logische Reaktion auf die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte? Nein, diese Hypothese kann man nach dem Anhören dieses 45-minütigen Podcasts nicht bestätigen. Brentrup und Mehnert, Vorstand und Trainer – sie wirken wie Freunde. Wie Freunde, die sich gegenseitig keine Vorwürfe machen, sondern eine Situation analytisch bewerten. „Wir es selbst in Schuld“, führt Alexander Brentrup an. „Wir hatten in dieser Saison zahlreiche Matchbälle, die wir nicht verwertet haben. Beispielsweise in Düsseldorf haben wir bis zur 89. Minute geführt und dann noch verloren. Wir haben gegen zwei Teams, die hinter uns standen, Zuhause nicht gewinnen können. Dann darfst Du dich letztlich auch nicht wundern, wenn der Abstieg das Resultat ist.“ In den nächsten Wochen soll dann final entschieden werden, wie es sportlich beim SC Wiedenbrück weitergeht.


Sinnfrage Regionalliga West

Wirtschaftlich gehe es dem Regionalligisten aus Rheda-Wiedenbrück prächtig. „Das Gute ist, wir können selbst entschieden, in welche Richtung es gehen soll“, sagt Brentrup. Man verfüge über eine enorme Wirtschaftskraft. Finanzielle Schwierigkeiten – wie bei anderen Regionalligisten – kenne man beim SC Wiedenbrück nicht. „Auch zukünftig wird es das nie geben. Wir (im Vorstand) sind alles Unternehmer und wissen, wie man verantwortungsvoll und vor allem wirtschaftlich handelt“, betont das Vorstandsmitglied. Ob in Wiedenbrück im Falle eines Abstieges zukünftig wieder höherklassiger Fußball angestrebt wird, ist dabei noch völlig offen. „Das werden wir in Ruhe diskutieren. Lohnt es sich wieder in diese Regionalliga aufzusteigen? Man muss bedenken, dass wir trotz aller sportlichen Erfolge nicht viele Zuschauer anziehen. 400 zahlende Zuschauer bei Topspielen oder in Ausnahmen mal 1.000? Selbst in Rödinghausen sind es nicht mehr“, hinterfragt Brentrup auch kritisch die Sinnfrage des Regionalligafußballs. „Es bringt nichts dauerhaft das große Rad zu drehen, einen großen Sponsoren-Pool aufzubauen, dann aber nur ein paar hundert Zuschauer im Durchschnitt zu haben.“


Das Ziel? Drei Spiele, drei Siege.

Bevor die Weichen für die Zukunft möglicherweise in der Geschäftsstelle diskutiert und gestellt werden, hat der SC Wiedenbrück noch drei wichtige Spiele vor der Brust – und ein großes Ziel. „Wir wollen alle drei Spiele gewinnen“, sagt Björn Mehnert. Der Trainer, der sich selbst als fußballverrückt beschreibt, will natürlich auch über das Westfalenpokal-Finale in den DFB-Pokal einziehen. Dennoch kreisen seine Gedanken zunächst um den kommenden Gegner RW Essen. „Es ist nicht selbstverständlich an der Hafenstraße zu spielen. Das sage ich meinen Spielern auch.“ Mehnert fordert von jedem einzelnen Spieler, dass jetzt nochmal alles aus dem Körper herausgeholt werden muss. „Es ist das letzte Heimspiel von RW Essen“, warnt Mehnert. Wenn die Mannschaft so wie zuletzt gegen Herkenrath auftrete, habe man in Essen keine Chance. Auch wenn beim Rangsiebten vermeintlich die „Luft etwas raus“ ist, viele Spieler den Verein verlassen werden, weiß der 42-Jährige um die Gefahr einer solchen Ausgangslage. „Jeder Fußballer will sich nochmal zeigen oder auch für andere Vereine anbieten. Und jeder, der schon einmal an der Hafenstraße gespielt hat, weiß, dass es dort keine leichten Partien gibt.“ Die Begegnung gegen RW Essen findet am Samstag (11. Mai 2019) um 14 Uhr statt.

Aufrufe: 08.5.2019, 15:15 Uhr
FuPaAutor