2024-04-30T13:48:59.170Z

FuPa Portrait
Lockerheit: Bjarne Pudel fühlt sich beim SC Wiedenbrück sichtlich wohl. Und weil es sportlich sowohl für ihn als auch für die Mannschaft (links Lucas Klantzos und Phil Beckhoff) gut läuft, gibt es auf dem Platz bei allem Ehrgeiz auch Gelegenheit zu einem Lachen.
Lockerheit: Bjarne Pudel fühlt sich beim SC Wiedenbrück sichtlich wohl. Und weil es sportlich sowohl für ihn als auch für die Mannschaft (links Lucas Klantzos und Phil Beckhoff) gut läuft, gibt es auf dem Platz bei allem Ehrgeiz auch Gelegenheit zu einem Lachen. – Foto: Daniel Bremehr

Bjarne Pudel: »Volle Kanne versuchen, was geht«

Der 19-Jährige will über den Regionalligisten SC Wiedenbrück den Einstieg in den Profibereich schaffen. Bisher läuft es gut für den Mittelfeldspieler aus Versmold.

Wenn der SC Wiedenbrück heute Abend (02. Oktober) um 19.30 Uhr zum Regionalliga-Heimspiel gegen den SV Lippstadt ins Jahnstadion einläuft, dann wird auch ein 19-jähriger Bursche zur Startelf gehören, den viele vor der Saison nicht auf dem Zettel hatten. Nachdem er in den ersten beiden Spielen „nur“ eingewechselt wurde, spielte Bjarne Pudel in den nächsten beiden Partien von Anfang an – und überzeugte auf der mit zentraler Verantwortung belegten Sechserposition.



„Grundsätzlich habe ich nicht an mir gezweifelt, aber zum jetzigen Zeitpunkt hätte ich nicht damit gerechnet, schon so viele Spielanteile zu haben“, gibt der selbstbewusst-bescheidene Youngster zu. Es sei allerdings auch etwas Glück dabei gewesen, verweist Pudel auf die Verletzung von Hendrik Lohmar. Dessen Nachverpflichtung hatte ihn kurz aufmerken lassen. „Sind die jetzt unzufrieden mit mir? Habe ich etwas falsch gemacht?“, habe er sich gefragt. Schnell aber stellte sich heraus, dass er von dem deutlich erfahreneren Ex-Verler viel lernen kann.

Als Neuzugang aus der U19 von Arminia Bielefeld hatte sich Bjarne Pudel auf eine etwas längere Anlaufzeit eingestellt. Auch wenn er dort unter Trainer Oliver Kirch als Kapitän eine feste Größe im Junioren-Bundesligateam war, bedeutete der Wechsel in den Seniorenbereich eine spürbare Umstellung: „Hier hast du es mit Männern über 30 und gestandenen Familienvätern zu tun.“ Vor allem die Zweikampfführung sei eine ganz andere – und das schon im Training. „In den ersten zwei, drei Einheiten habe ich mich ganz schön umgeguckt“, erinnert sich Pudel. Aber der 1,89 Meter große Schlacks gewöhnte sich schnell an den robusten Körperkontakt – und hält dagegen: Nach vier Spielen hat er schon zwei gelbe Karten auf dem Konto. „Wenn einer auf mich zukommt, renne ich nicht davon“, umschreibt er seine Präsenz auf dem Feld. Auszeichnen tut ihn aber auch seine erstaunliche Coolness und sein Überblick in engen Spielsituationen. „Vielleicht ist meine Ruhe eine Stärke von mir – auf und neben dem Platz“, überlegt er. Tatsächlich sei er „wenig aufgeregt und wenig lautstark.“

Aber sein Wort kann der junge Mann sehr wohl machen. Und er weiß, was er will, nämlich sich ganz auf den Einstieg in den Profifußball fokussieren: „Bis 23, 24 volle Kanne versuchen, was geht“, lautet seine Karriereplanung. Dafür hat er mit dem Abitur in der Tasche sogar die Möglichkeit ausgeschlagen, eine Ausbildung bei der Polizei zu beginnen. „Das war vielleicht eine mutige Absage, aber ich bin von mir überzeugt. Und wenn ich es jetzt nicht wage, würde ich mir später bestimmt vorwerfen, es nicht versucht zu haben.“


»Hier kann ich mich menschlich und sportlich entwickeln«


Den Wechsel in die Regionalliga sieht Pudel, der in Bielefeld zwar stets in Kontakt zum Profibereich stand, nach dem Aufstieg in die Bundesliga aber keine direkte Perspektive mehr hatte, diesbezüglich nicht als Rückschritt: „Es ist genau die richtige Entscheidung. Hier kann ich mich menschlich und sportlich entwickeln.“ Eine Entwicklung, bei der ihn sein Elternhaus daheim in Versmold auch mit Fachwissen unterstützen kann: Vater Jörg ist DFB-Stützpunkttrainer, Mutter Katja engagierte sich im Jugendausschuss des Fußball-Kreisverbandes Bielefeld.

Was die Vorbereitung auf das heutige Spiel angeht, verlässt er sich auf die Videoanalyse des Trainerteams („Lippstadt scheint sehr spielfreudig“) und die Stärke der eigenen Mannschaft: „Bisher war unsere Leistung gut, und die Punkteausbeute ist es auch.“ Im Kampf um den Klassenerhalt hält er das anstehende Nachbarschaftsduell und die folgende Heimpartie am Dienstag gegen den FC Wegberg-Beeck („Zwei direkte Konkurrenten“) sogar für besonders wichtig: „Wenn wir da erfolgreich sind, stehen wir in den nächsten Spielen gegen die Favoriten aus Düsseldorf, Köln und Münster nicht so sehr unter Druck.“



Sechs Ex-Verler im Kader des SV Lippstadt / Weltkonzern Hella steigt komplett aus


• Vier Spiele lang blieb der SV Lippstadt in der Regionalligasaison ungeschlagen – dann gab es eine 0:3-Heimniederlage gegen RW Essen. Mit dem 2:0-Startsieg in Homberg und den Unentschieden gegen Wuppertal (2:2), 1. FC Köln II (1:1) und in Lotte (2:2) kommt das Team auf sechs Punkte und belegt damit in der Tabelle den 10. Platz.

• Auffällig am Kader von Trainer Felix Bechtold ist die starke Präsenz ehemaliger Verler. Mit Jan Lukas Liehr, Janik Steringer, Anton Heinz, Cinar Sansar und Dardan Karimani wechselten gleich fünf Spieler direkt von der Poststraße an den Bruchbaum. Zählt man noch Simon Schubert dazu, der früher für die Verler Reserve aktiv war, sind es sogar sechs.

• Einen herben Rückschlag musste der SV Lippstadt just in wirtschaftlicher Hinsicht hinnehmen. Der Autozulieferer Hella, ein Weltkonzern und größter Arbeitgeber in der Stadt, beendet sein finanzielles Engagement komplett. „Das ist sehr enttäuschend“, sagte Präsident Thilo Altmann, „hier endet eine jahrzehntelange Vertrauensbasis.“
Aufrufe: 02.10.2020, 07:00 Uhr
Wolfgang Temme / NW / FuPaAutor