2024-05-02T16:12:49.858Z

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<b>F: Wiethege</b>
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Wegen Anwohner: Stadt Bochum sperrt Anlage von 45

Der SC Weitmar 45 darf vorerst seinen Platz nicht mehr betreten, weil die Stadt Bochum sich der Nachbarschaft beugt

In knapp vier Wochen beginnt die Saison im Ruhrgebiet. Die Klubs bereiten sich derzeit auf die neue Spielzeit vor. So auch der SC Weitmar 45, der am Dienstag einen herben Rückschlag erlitten hat. Die Stadt Bochum hat wegen eines Nachbarschaftsstreits die Sportanlage am Waldschlösschen vorerst bis zum 15. Juli gesperrt. Eine Entscheidung, die für großes Unverständnis sorgt.

Der SC Weitmar 45 gehört zu den größten und wichtigsten Amateurfußballvereinen im Fußballkreis Bochum und Umgebung. Neben drei Seniorenmannschaft stellt der Verein vom Waldschlösschen zahlreiche Jugendteams, die teilweise überkreislichen gegen den Ball treten. Die Erstvertretung gehört in der Bezirksliga 10 zu den Aufstiegsanwärtern, doch damit könnte jetzt Schluss sein.

Die Stadt Bochum beziehungsweise das Sport und Bäderamt hat eine nur schwer nachvollziehbare Entscheidung gefällt: Aufgrund Beschwerden wegen Umgebungsgeräuschen eines Sportplatzes in der Nachbarschaft wurde der Platz vorerst bis zum 15. Juli 2018 gesperrt. Das weitere Vorgehen ist derzeit nicht abzusehen.

Auf der Facebookseite der 45er heißt es wörtlich:

"Mit dem heutigen Tage ist uns ein Schreiben der Stadt Bochum zugegangen, dessen Inhalt wir euch nicht vorenthalten können und wollen! Um es kurz zu sagen: Die Sportanlage bleibt bis einschließlich Sonntag, den 15.07.2018 geschlossen!!!

Das ist der Höhepunkt eines jahrelangen "Streits" mit einigen wenigen Nachbarn, die sich erstaunlicherweise mit den Umgebungsgeräuschen eines Sportplatzes auseinandersetzen müssen, neben dem sie wohnen!

Das gibt's ja garnicht.

Unbestritten bietet unser Verein, wie so viele andere kleine Bochumer Fußballvereine, vor allem Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung, in der sie bei klasse Trainern neben den sportlichen Aspekten auch in ihren Charaktereigenschaften wie Integrität, Loyalität oder dem interkulturellen Zusammenleben für das Leben gestärkt werden. Die Kinder "weg von der Straße" zu bekommen, im Team Siege zu erringen und Ziele zu erreichen ist unser Ziel.

Ganz nach unserem Leitbild "Unser Ziel und Ansporn muss es immer sein, einen bleibenden positiven Eindruck nach außen zu hinterlassen, unabhängig vom Ausgang eines Spiels" haben wir auch versucht ein guter Nachbar zu sein, indem wir schon lange auf Lautsprecherdurchsagen, Tormusik oder Betrieb auf der Anlage nach 22 Uhr verzichten.

Das Ziel eines jeden Fußballspiels ist es, Tore zu erzielen. Wer unsere Platzanlage kennt weiß, dass die Tore jeweils zur Hasenkamp- und zur Liebermannstraße stehen. Auf einen jener Liebermannstraße kommt es vor, dass Spieler über das Tor, ja sogar über den Zaun zielen. Da steckt wohl keine Absicht hinter... aber wie schon die störenden Geräusche, die die Kinder und Jugendlichen erzeugen, ist das ein weiterer Fakt, den (einige der) Anwohner nicht akzeptieren können.

Die Stadt Bochum beugt sich nun diesen Beschwerden und sperrt unsere Platzanlage! Vielen Dank an das Sport- und Bäderamt, die den Einfluss der Ehrenamtlichen und der eingetragene gemeinnützigen Vereine auf das soziale Leben im Stadtteil somit schön hervorhebt!

Vielleicht kann ein Verantwortlicher der Stadt Bochum Stellung beziehen, wie ein Fußballspiel ohne Tore aussehen kann? Aber - mit Verlaub - wahrscheinlich ist das zu viel verlangt...

UNS FEHLEN DIE WORTE!!!

Aber der guten Ordnung halber: An das Verbot hat sich jeder zu halten. Beschwerden bitte an an das Sport- und Bäder- oder das Ordnungsamt.

By the way: Das ist keine offizielle Vereinsmeinung, sondern die des Administrators!"

Stadt Bochum brachte Schild an

Die Stadt Bochum hat sich in Person von Thomas Sprenger ebenfalls schon zu Wort gemeldet. Der Stadtsprecher äußerte sich in der Facebookgruppe "Du weißt Du bist Bochumer wenn..." wie folgt: "Als Pressesprecher der Stadt möchte ich gern zur Aufklärung der aktuellen Diskussion um die zeitlich begrenzte Platzsperrung beim SC Weitmar 45 beitragen: "Unser Ziel ist es, eine dauerhafte Sperrung des Platzes zu verhindern. Offenbar haben wir mit der zeitlich begrenzten Sperrung des Platzes aber nicht zu einer Beruhigung der Situation beitragen können. Wir als Stadt haben zwei Interessenlagen im Blick: die der Vereine und die der Anwohner. Schon lange gibt es Streit, immer wieder Beschwerden über Bälle im Vorgarten und zu viel Lärm. Mit den Vereinen haben wir eine einvernehmliche Lösungen gefunden, dass zu bestimmten Uhrzeiten die Bälle nicht mehr auf das Fußballtor hin zur Liebermannstraße geschossen werden. Ein eigens angebrachtes Schild hinter dem Fußballtor an der Liebermanntraße weist extra darauf hin. Leider haben sich nicht alle daran gehalten. Die vorübergehende Sperre soll Schlimmeres verhindern. Wir wollen nicht, dass es zu einer Klage kommt, denn dann könnte der Platz im schlimmsten Fall auf Dauer gesperrt werden. Deshalb appellieren wir an alle Beteiligten, sich an die Absprachen zu halten, Rücksicht aufeinander zu nehmen und Verständnis füreinander aufzubringen."

Kinder landen auf der Straße

Fußballern zu verbieten, nach einer bestimmten Stunde nicht mehr auf ein bestimmtes Tor zu schießen, ist an Naivität nicht zu überbieten. Des Weiteren scheinen die Handlungen der Stadt überzogen, wenn im Verhältnis abgewogen wird: Bälle im Garten oder hunderte Kinder auf der Straße. Denn dafür hat die Platzsperre erstmal gesorgt.

TuRa Rüdinghausen aus Witten darf ebenfalls wegen der Lautstärke nur noch samstags daheim spielen. Seniorenfußball findet im Mellmausland am Feiertag der Amateure, dem Sonntag, nicht mehr statt. Sollten die Anwohner im weiteren Verlauf Recht bekommen beziehungsweise würden Zugeständnisse ausgesprochen werden, hätte dies nicht nur gravierende Folgen für Weitmar 45. Damit gäbe es einen (gefährlichen) Präzedenzfall.

Nach FuPa-Informationen sollen Spieler ein Sonderkündigungsrecht prüfen, um den Verein vom Waldschlösschen noch verlassen zu können. Ein weiterer Vorbote eines möglichen Supergaus. Bleibt nur für alle Beteiligten und Ehrenamtlern des Vereins zu hoffen, dass die Werte des Fußballs, vor allem für die Jugend, höher bewertet werden.

Aufrufe: 010.7.2018, 18:28 Uhr
André NückelAutor