2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Heimstätte Sportclub-Arena: Durch das Großveranstaltungsverbot der Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie macht sich der SC Verl Hoffnung, im Falle eines Aufstieges, doch im eigenen Stadion spielen zu können. Ansonsten müsse aufgrund der DFB-Regularien ein Ausweichstadion –wie möglicherweise der Gütersloher Heidewald – gefunden werden.
Heimstätte Sportclub-Arena: Durch das Großveranstaltungsverbot der Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie macht sich der SC Verl Hoffnung, im Falle eines Aufstieges, doch im eigenen Stadion spielen zu können. Ansonsten müsse aufgrund der DFB-Regularien ein Ausweichstadion –wie möglicherweise der Gütersloher Heidewald – gefunden werden. – Foto: Dünhölter

SC Verl vor Drittliga-Aufstieg?

Mehrheit der Vereine für einen vorzeitigen Saisonabbruch. Sportclub trage solidarische Entscheidung der Vereine mit. Präsident Bertels plädiert für eine „sportliche Wertung“.

Die Entscheidung, ob es bald Drittligafußball im Kreis Gütersloh gibt, rückt näher. Die Vereine der Regionalliga West haben sich in einer Telefonkonferenz im Verhältnis 16:1:1 für einen vorzeitigen Abbruch der Saison 2019/20 ausgesprochen. Es gab 16 Befürworter, eine Ablehnung sowie eine Enthaltung. Bis diese Entscheidung offiziell vom Verband verkündet wird, dauert es allerdings noch. Zunächst geht dieser Vorschlag in das Präsidium des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV). In rund drei Wochen soll das Ergebnis feststehen.

Rein theoretisch würde das Votum der 18 Regionalliga West Vereine bedeuten, dass der SC Verl als bestplatziertes Team hinter dem SV Rödinghausen (die auf einen Aufstieg verzichten) aufgestiegen wäre. Mitnichten. Denn eigentlich müsste der Sportclub als „West-Aufstiegs-Aspirant“ noch eine Relegation gegen den Meister der Nordost-Staffel spielen. Entfällt die Relegation? Steigen weitere Vereine mit auf? Oder gibt es sogar, wie teilweise gefordert, eine zweigleisige 3.Liga? Im FuPa Ostwestfalen Gespräch geben SC Verl Präsident Raimund Bertels und Pressesprecher Norbert Meyer dazu ihre Einschätzungen.

Herr Bertels, Herr Meyer, für was haben Sie in der Konferenz mit dem Westdeutschen Fußballverband (WDFV) gestimmt?

NORBERT MEYER: Der SC Verl gehörte zu den 16 Mannschaften, die sich für einen Saisonabbruch ausgesprochen haben. Auch wenn wir die Spielzeit natürlich am liebsten zu Ende gebracht hätten. Aber das halten wir es unter den aktuellen Gegebenheiten der Corona-Krise für ausgeschlossen.

RAIMUND BERTELS: Als Sportclub tragen wir natürlich jede solidarische Entscheidung des Verbandes mit. Aber wir betonen auch, dass es eine sportliche Wertung der Saison – im Sinne eines Meisters oder Aufsteigers – geben muss.

Norbert Meyer.
Norbert Meyer. – Foto: Daniel Bremehr


Das heißt: Der SC Verl muss in die 3.Liga aufsteigen …

Bertels: Wie die Aufstiegsregelung letztlich umgesetzt wird, können wir nicht entscheiden. Das ist Verbandssache. Es war auch nicht Thema in der Konferenz. Selbst wenn der WDFV eine Entscheidung fällt, heißt das noch nicht, dass der SC Verl aufsteigt. Das kann dann nur der DFB tun, da dieser für die 3.Liga verantwortlich ist. Erst wenn der DFB grünes Licht für – beispielsweise – eine Aufstockung der 3.Liga geben würde, könnte der WDFV eine verbindliche Regelung festlegen. Wir hoffen einfach auf eine sportliche Wertung der Saison. Das wäre die fairste Entscheidung.

Meyer: Die Frage ist in diesem Zusammenhang auch: Was passiert mit der Relegation? Selbst wenn der Sportclub als „Meister“ der West-Staffel festgelegt werden würde, stünden streng genommen noch die Spiele gegen den Nordost-Meister an.


Von welcher finalen Entscheidung in drei Wochen gehen Sie aus?

Bertels: Wir gehen davon aus, dass das WDFV-Präsidium dem Votum der Vereine folgt und die Saison abgebrochen wird. Definitiv ausgeschlossen wurde die Möglichkeit für Geisterspiele. Das ist für keinen Verein umsetzbar.


Ihr Kollege Marcus Uhlig (RW Essen Boss) zeigt sich über ein mögliches Szenario, das den SC Verl als automatischen Aufsteiger festlegt, äußerst erbost.

Meyer: Das ist legitim. Natürlich versucht Herr Uhlig alles, um die Interessen seines Clubs zu wahren. Wenn man die Abstimmung von 16:1:1 betrachtet, dürfte es nicht schwer sein zu erahnen, wer gegen einen Saisonabbruch gestimmt hat. Ganz frech gesagt: Bei der Enthaltung würde ich nicht auf Herrn Uhlig tippen. RW Essen will mit aller Macht aufsteigen. Doch egal, wie man es letztlich dreht und wendet, aus sportlicher Sicht hat sich der SC Verl einen Aufstiegsplatz erarbeitet – vor den großen Traditionsmannschaften.


Wie bewerten Sie den Vorschlag einer zweigleisigen 3.Liga nach dem Elversberger Konzept?

Meyer: Grundsätzlich finde ich Reformen für den Fußball im Bereich 3. Liga oder Regionalliga gut – und auch zwingend erforderlich. Aber will man durch das Elversberger Konzept mit vielen Aufsteigern, und dadurch dann zwei 3. Ligen, wirklich die Qualität dieser Spielklasse so verwässern? Die Frage wird dann auch sein: Was passiert mit den TV-Geldern? Müssen diese dann auf einmal durch 40 Mannschaften geteilt werden? Das würde erhebliche Einbußen für die Vereine bedeuten. Und ich glaube nicht, dass durch eine Ligen-Aufstockung ein größerer Markt erschlossen werden kann, der höhere Einnahmen generiert.

Raimund Bertels.
Raimund Bertels. – Foto: Jens Dünhölter


Das Große Fragenzeichen beim SC Verl bleibt die Stadionsituation. Zuletzt wurde eine Sanierung des alten Heidewaldstadions mit dem FC Gütersloh angestrebt.

Bertels: Unser Ziel bleibt es, Drittligafußball im Kreis Gütersloh zu ermöglichen. Der geplante vor Ort-Termin in Gütersloh mit dem DFB musste aufgrund der Corona-Krise gecancelt werden. Ob man das Heidewaldstadion letztlich Drittliga-tauglich hinkriegt, bleibt abzuwarten. Durch die finanzielle Unterstützung des Landes NRW, die der FC Gütersloh für Sanierungsarbeiten erhalten hat, sind wir erst einmal positiv gestimmt. Klar wäre, dass wir entsprechend eine Stadionmiete zahlen würden.

Meyer: Sollte es soweit sein, werden wir uns sicher mit allen Beteiligten zusammensetzen und eine Lösung finden. Raimund hat unser primäres Ziel gut benannt: Drittliga-Fußball im Kreis Gütersloh.


Könnte das Großveranstaltungsverbot dazu führen, dass der SC Verl doch im eigenen Stadion spielen kann?

Bertels: Das sind Spekulationen. Wir müssen abwarten, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den Fußball mit Zuschauern haben wird.

Meyer: Das Großveranstaltungsverbot gilt. Und ich denke, es wird für eine lange Zeit gelten. Sollte in der Zwischenzeit der Fußballbetrieb unter strengen Auflagen wieder möglich sein, wäre es Schwachsinn, in ein Stadion umzuziehen, dass zwar den DFB-Anforderungen entspricht, aber aufgrund der Ausnahmesituation völlig überflüssig wäre. Ohne Zuschauer braucht man kein größeres Fassungsvermögen – von den weiteren Auflagen ganz zu schweigen.

Aufrufe: 022.4.2020, 19:15 Uhr
FuPaAutor