Bei beiden hat der Hövelhofer, der 1997 vom FC Stukenbrock aus der Bezirksliga zum SC Verl gewechselt war und dort auf Anhieb Stammspieler wurde („Das hat besser geklappt als erwartet. Eigentlich sollte ich oben nur trainieren und in der ’Zweiten’ spielen“), eine Gemeinsamkeit beobachtet: Die große Euphorie nach dem Einzug in den DFB-Pokal: „In Aachen herrschte eine richtige Aufbruchstimmung. Das hat sich in der Liga dann aber schnell relativiert.“
Womit auch gleich die Unterschiede im bisherigen Saisonverlauf zwischen Sportclub und Alemannia benannt wären: Während Verl einen berauschenden 2:1-Pokalsieg gegen den FC Augsburg feierte und als Zweiter derzeit die Regionalliga aufmischt, schied Aachen im Pokal nach einem 1:4 gegen Bayer Leverkusen aus und steht in der Liga als aktuell Zehnter im Niemandsland der Tabelle. Auch im siebten Jahr der Viertklassigkeit scheint der „schlafende Riese“ im Titelkampf keine Rolle zu spielen – und das, obwohl Trainer Fuat Kilic im Sommer ankündigte, um den Aufstieg mitspielen zu wollen. „Womöglich ist der Druck auf die Mannschaft zu groß“, sagt Reiner Plaßhenrich, „das ist schade, denn die Leute lechzen danach eine Liga höher zu spielen.“
Wie ruhig es dagegen in Verl zugeht – das hat der defensive Mittelfeldspieler („Ich war nie der Techniker, mehr der Abräumer und Antreiber“) selbst erlebt. „In Verl arbeiten damals wie heute vernünftige bodenständige Leute. Dass alle an einem Strang ziehen, ist ein großer Vorteil“, so Plaßhenrich. Und: „Das Stadion wurde schick ausgebaut, die Mannschaft punktuell verstärkt. Das hat alles System. Verl steht nicht von ungefähr so gut in der Tabelle da.“
Bis heute hat der kaufmännisch-technische Angestellte in einer Spedition, der mit seiner Familie im belgischen Raeren direkt an der Grenze lebt, Kontakt zu ehemaligen Mitspielern. „Das Netzwerk ist nach wie vor da“, sagt Plaßhenrich und kommt dann auf das Familiäre beim SC Verl zu sprechen: „Wenn ich mal Manni Niehaus wegen Karten anrufe, dann ist das kein Problem. Das gibt es auch nicht überall.“
Nach sechs Knieoperationen inklusive zweier Knorpeltransplantationen war die aktive Zeit für den „Fußballarbeiter“ Plaßhenrich vorbei. Zwischen 2010 und 2015 als A-Jugend-Trainer, Co-Trainer in der Regionalliga sowie Chef des Nachwuchsleistungszentrums bei Alemannia aktiv, bildete sich der 42-Jährige seitdem fort, er ist Sport-Fachwirt und hat die A-Lizenz. „Derzeit trainiere ich meinen siebenjährigen Sohn beim RFC Raeren.“ Dem „großen“ Fußball will er weiterhin verbunden bleiben: „Ich hatte genug Angebote, doch ich wollte eine Auszeit.“ Wer weiß, was die Zukunft bringt. Und wie geht das Spiel aus? „Ich tippe lieber nicht“, sagt Reiner Plaßhenrich und lacht.