2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

SC Verl bittet zum Aufgalopp

Der Sportclub nimmt das Training für die 3. Liga auf und schaut sich auf dem Transfermarkt um. Neuzugänge müssen nicht nur spielerische Qualität, sondern auch andere Eigenschaften mitbringen.

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Ein Blick auf den Spielerparkplatz des SC Verl an der Sportclub Arena verrät: Längst nicht mehr alle Akteure des Fußball-Drittligisten kommen aus dem näheren Einzugsgebiet des Vereins. Nummernschilder aus Wiesbaden oder dem Landkreis Fürstenfeldbruck zeugen von einer mittlerweile deutschlandweiten Einkaufspolitik. Der Aufstieg des Sportclubs ergibt neue Möglichkeiten. „Die Spieler, die jetzt zu uns gekommen sind, hätten wir in der Regionalliga nicht bekommen“, ist sich Verls Vorsitzender und Sportlicher Leiter Raimund Bertels sicher.


Barne Pernot (Holstein Kiel II), Sascha Korb (1. FC Schweinfurt), Lasse Jürgensen (FC Augsburg II), Julian Schwermann (Borussia Dortmund II) und Torhüter Till Brinkmann (SC Paderborn) – alle fünf Neuzugänge waren am Samstagmorgen beim Trainingsauftakt des SC Verl mit dabei. Um in der 3. Liga bestehen zu können, ist der Kader bei bislang zehn Abgängen aber noch zu klein, sagt Bertels. „Es werden nicht alle davon zu uns kommen, aber wir befinden uns in Gesprächen mit zehn bis 20 weiteren potenziellen Neuzugängen.“

Insbesondere wollen die Verler in der Innenverteidigung sowie auf den defensiven Außenbahnen nachlegen. „Aber auch alle anderen Mannschaftsteile behalten wir im Blick.“ Einerseits müsse die Qualität eines jeden Spielers für die 3. Liga stimmen, andererseits sei ein Transfer immer auch eine Frage des Charakters. „Wir holen niemanden zu uns, der nicht in unser Team passt“, sagt Bertels. Rundgänge über das Vereinsgelände sowie mehrstündige Gespräche seien beim SC Verl daher die Regel. Bevor es zum Wechsel kommt, ergibt sich sinnbildlich die Charakterfrage.

Argumente für einen Transfer zum Sportclub habe der Verein zu genüge, ist Bertels überzeugt. „In 30 Spielen oder mehr, kann sich bei uns jeder Spieler entwickeln und in den Fokus von Topvereinen spielen. Dass das möglich ist, haben andere bereits gezeigt.“ Damit verweist Raimund Bertels wohl auf den jüngsten Abgang von Mittelfeldspieler Jan Schöppner. Nach Informationen dieser Zeitung steht ein Transfer zu Zweitligist 1. FC Heidenheim unmittelbar bevor. Sollte das sportliche Argument mal nicht ausreichen, hat der Sportliche Leiter immer noch ein gewaltiges Pfund in der Hinterhand: „Wir sind ein Verein, der das Gehalt an seine Spieler jeden Monat pünktlich zahlt.“

„Jeder Schuss muss sitzen“

Mit dem Aufstieg, so Bertels, ist der Aufwand für alle Beschäftigten im Verein deutlich gestiegen. Das Umfeld müsse sich zunehmend professionalisieren. Unter anderem sei das mit der Anstellung von Bernhard Hartmann in der Geschäftsstelle sowie mit der neu geschaffenen Position im Marketing für Mario Lüke bereits geschehen. Auch ein zusätzlicher Physiotherapeut sowie ein Videoanalyst ist beim Sportclub angestellt worden.

Auch Verls Trainer Guerino Capretti hat für sich Konsequenzen gezogen und nach dem Aufstieg seinen Job als Lehrer drangegeben. Der Fußball-Lehrer-Lehrgang des DFB in Hennef sowie die Planung und Strukturierung aller Trainingseinheiten der Profimannschaft füllen den 38-Jährigen derzeit vollkommen aus. Ebenso ist Capretti voll in die Kaderplanung involviert. „Wir schauen insbesondere auf die Regionalligen und auf junge Talente, denen wir hier eine Plattform bieten können.“ Das Budget sei derweil klein. „Jeder Schuss muss sitzen“, zieht Capretti die Schlussfolgerung daraus.

Bevor der Trainer sein Team zum Trainingsauftakt auf den Platz bitten konnte, mussten sich alle Spieler zunächst einem Corona-Test unterziehen. Das ist in den Tagen vor dem Trainingsbeginn bereits geschehen – alle Ergebnisse waren negativ, das Mannschaftstraining konnte vollumfänglich stattfinden.

Ausschließlich Testspiele gegen Profimannschaften

Alle fünf bis sieben Tage müssen sich die Verler Spieler künftig auf das Coronavirus testen lassen. Kann ein Akteur an einem Spieltag um 10 Uhr noch keinen negativen Befund vorweisen, ist er nicht spielberechtigt. Um Risiken der Ansteckungsgefahr in der Vorbereitung so gering wie möglich zu halten, geben die Verantwortlichen des SC Verl zu, sind ausschließlich Testspiele gegen Profimannschaften organisiert worden. „Mit den Tests gegen Profis haben wir auch die Einhaltung von bestimmten Regularien fixiert“, sagt Capretti und verweist damit auf einzuhaltende Hygienekonzepte im Profifußball. „Auf der anderen Seite haben wir uns bewusst für solche Hammerspiele entschieden, um die Qualität der 3. Liga mit diesen Gegnern so gut es geht zu simulieren.“

Die Aufstiegseuphorie sei beim Trainer sowie in der Mannschaft ungebrochen groß. „Das ist ein Ereignis, das ich nie in meinem Leben vergessen werde“, sagt Capretti. Der SC Verl will den in der Regionalliga gezeigten dominanten Offensivfußball auch eine Liga höher auf den Platz bringen. „Am Ende gehört auch Glück dazu, aber wir wollen den Fußball zeigen, der uns auch in der Vergangenheit ausgezeichnet hat“, so Capretti.

Aufrufe: 02.8.2020, 14:00 Uhr
Christian GeislerAutor