2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
So, jetzt guckt nicht so bedröppelt: Gino Parson und Stefan Hassler nach dem Abstieg
So, jetzt guckt nicht so bedröppelt: Gino Parson und Stefan Hassler nach dem Abstieg

Dreimal die glorreichen Sieben

HESSENLIGA: +++ Watzenborn-Steinberg startet am Montag mit Vorbereitung +++

giessen. Die Zeit ist ein seltsames Ding. Kaum sind die Bilder der enttäuscht auf dem Rasen liegenden und kauernden Spieler des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg nach dem Abstieg aus der Fußball-Regionalliga Südwest aus dem Gedächtnis gelöscht, da geht die Vorbereitung – nun auf die Hessenliga – schon wieder los. Am kommenden Montag starten die Teutonen zur Mission, wie soll sie nun heißen? Wiederaufstieg?

Stefan Hassler, Sportlicher Leiter, formuliert das Ziel noch nicht ganz offensiv, aber dass „wir ganz vorne mitspielen wollen“ ist angesichts der längerfristig angelegten Ambitionen und des sich herauskristallisierenden Kaders selbstverständlich. Während die Spieler die vergangenen drei, vier Wochen nutzen konnten, um die Wunden zu lecken und sich zu erholen, hatte der seit Dienstag 48-jährige Hassler zuletzt richtig viel zu tun. „Für mich ist die Zeit zwischen den Saisons die intensivste Arbeitszeit“, beschreibt er den Umstand, dass es da gilt, die (personellen) Weichen zu stellen.

Stefan Hassler wickelt die Vertragsgespräche „nie am Telefon ab. Da bin ich schon unterwegs, treffe mich mit den Leuten und mache mir ein Bild, das ist persönlicher und angemessen.“

Fünf Tage war der Gießener in Budapest, da allerdings, um sich die Stadt anzuschauen, nicht um Spieler zu rekrutieren. Die hat er sich unter anderem in Offenbach geholt, deutlich näher und nicht ganz so sehenswert (sorry, Offenbach) wie die ungarische Hauptstadt. „Wir haben sieben Spieler mit laufenden Verträgen, sieben Spieler, mit denen wir verlängert haben, und sieben Neue“, beschreibt Hassler die aktuellen Planungen, denen ein gewisser Zahlenmystizismus zugrunde zu liegen scheint. Gesucht wird intensiv noch nach einem „erfahrenen und stabilen Innenverteidiger.“

Innenverteidiger gesucht

Das ist auch der Situation geschuldet, dass die als Innenverteidiger vorgesehenen Oliver Laux und Christopher Schadeberg seit geraumer Zeit verletzt sind, operiert wurden bzw. erst wieder ins Lauftraining eingestiegen sind. Zu allem Unglück ist auch Vaclav Koutny mit einem Innenbandriss, zugezogen in der Relegation der Zweiten, vorläufig außer Gefecht, was wohl „vier, fünf Wochen dauert“.

Und sonst? Sind die Personalien weitgehend abgeschlossen, wobei die Karten völlig neu gemischt wurden. Immerhin haben 13 Spieler den Verein verlassen, im Falle von Jonatan Kotzke, den „wir gerne halten würden, liegt das Angebot auf dem Tisch“, sagt Hassler, der aber im Falle des Leistungsträgers wenig Hoffnung hat, ihn binden zu können.

Wichtig sei dem Verein gewesen, Spieler zu verpflichten, die „hungrig sind und Entwicklungspotenzial besitzen“, was so genau für die talentierten Serkan Pancar, Aziz Toprak und Markus Auer gilt. Aber auch Jean-Claude Günther, zuletzt 31-facher Torschütze für die TSG Wieseck in der Gruppenliga, darf zu dieser Kategorie gezählt werden. Ein absolutes Fußball-Juwel, seit vielen Jahren schon angepriesen, aber auch erst 23 Jahre jung. Neben dem heraus zu kitzelnden Potenzial war „es uns wichtig Spieler zu halten und zu bekommen, die sich mit dem Verein und der Sache identifizieren.“ Was für Stefan Hassler gleichbedeutend ist, mit der Identifikation „mit der Region“. Deshalb freut sich Hassler auch über die Neuzugänge Johannes Hofmann von Kaiserslautern II, auch erst 22 Jahre alt, und Timo Cecen, der beim FC Homburg eine zentrale Figur war. Denn beide kommen, ebenso wie Toprak, aus dem Mittelhessischen. Dem in der vergangenen Saison häufig von Zuschauern kolportierten Vorwurf, die Teutonen seien eine Legionärstruppe, soll in der Hessenliga die Grundlage entzogen werden.

Zurück zu den Wurzeln, die Fehler, die auch zum Abstieg führten („da fehlte es natürlich auch an Qualität“) nicht wiederholen und den jungen Spielern vermitteln, dass „wir bei den Teutonen auch ein Sprungbrett, eine Chance für sie sind“, lauten die Ziele in Grün-Weiß. Und auch, wenn es nicht der originärste Charakterzug des Fußball-Realisten Hassler ist, ins Schwärmen zu geraten, kann er sich angesichts des Offensivpotenzials der Truppe mit Müller, Szymanski, Günther, Cecen oder Auer dann doch nicht bremsen. „Da müssen einfach Tore fallen, da haben wir enorme Qualität.“ Doch Qualität hat auch mit Qual zu tun, die ab Montag durchaus eine Rolle spielen wird. Sich zu quälen, um am letzten Juli-Wochenende topfit aus den Startlöchern zu kommen.

„Vorläufig“, sagt Hassler, „trainieren wir erst einmal in Hausen.“ Denn in Watzenborn wird gerade eine Bewässerungsanlage im Rasen installiert. Auch die Parkplätze werden erweitert, die Strukturen verbessert. Und dann gilt es wieder an der Neumühle für den Sportlichen Leiter, das Team und Trainer Gino Parson, dessen künftiger Co heute bekannt gegeben werden soll. Auf in die Hessenliga, die die Teutonen vor einem Jahr verließen. So ist das eben – mit der Zeit.



Aufrufe: 023.6.2017, 11:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor