2024-04-30T13:48:59.170Z

Spielbericht
Marius Willsch (1860) und Seref Özcan (Münster) beim Drittliga-Auftakt. Am Ende trennte man sich schiedlich, friedlich 1:1. sampics / Christina Pahnke / Christina Pahnke
Marius Willsch (1860) und Seref Özcan (Münster) beim Drittliga-Auftakt. Am Ende trennte man sich schiedlich, friedlich 1:1. sampics / Christina Pahnke / Christina Pahnke

Schalter zur Halbzeit umgelegt: Verwandelte Löwen gegen Münster Remis

Zwei unterschiedliche Halbzeiten

Im Auftaktspiel der Dritten Liga muss sich der TSV 1860 mit einem Punkt begnügen. Dass man sich darüber sogar ärgern muss, täuscht nicht darüber hinweg, dass die Hälfte der Partie Preußen Münster besser war.

München - Das vorgezogene Eröffnungsspiel einer Saison bestreiten zu dürfen, ist grundsätzlich eine schöne Sache. Diese Ehre wurde beim Drittliga-Start dem TSV 1860 und Preußen Münster zuteil: Freitagabend, ungeteilte Aufmerksamkeit, Kinder mit den Flaggen aller Ligarivalen flitzen vor dem Anpfiff über den Rasen, doch was war das? Der Bub mit der Sechzger-Fahne konnte das Tempo beim Choreo-Einlauf kaum mitgehen und leider, so zeigte sich, war das kein gutes Omen – trotzdem stand am Ende ein 1:1 auf der Anzeigetafel des Grünwalder Stadions.

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In den ersten 45 Minuten gegen Preußen Münster wirkte das Spiel der Löwen nicht feierlich, sondern wie vorgezogener Abstiegskampf. Nach vorne ging nichts, hinten schlug es bald zum 0:1 ein. In der Pause wurde gegrummelt, aber nicht gepfiffen, denn es gab ja noch eine Halbzeit und in der zeigten die Löwen dann wenigstens ihr kämpferisches Gesicht. Die Belohnung folgte in Form eines Elfmeters, den Phillipp Steinhart gewohnt präzise verwandelte (51.). Das 1:1 war dann auch schon der Endstand. Wenigstens nicht verloren vor 15.000 doch recht frohgemut eingestellten Zuschauern. Die anstehende Saison allerdings könnte tatsächlich jener zähe Kampf ums Überleben werden, den Trainer Daniel Bierofka ja vom ersten Tag der Vorbereitung an prophezeit hatte.

TSV 1860: Neuzugang Dennis Erdmann holt sich früh erste Verwarnung ab

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, spottet der Volksmund. Der TSV 1860 strebt zwar eher den weißblauen Himmel an, an guten Vorsätzen ließen es die Löwen trotzdem nicht mangeln. Stunden vor dem Anpfiff wurde ein Schriftstück versandt, das mal wieder an die oft besungenen 60er-Tugenden erinnerte. Die Quintessenz des 26-Zeilers war sicherheitshalber auch im Stadion noch mal zu lesen - auf den Aufwärmshirts der Spieler. „VEREINenStattSpalten“, lautet demnach das Motto für die neue Drittligasaison. Nicht unbedingt passend zum Nettigkeitsvorsatz, dafür zu seiner Spielweise war die Aktion, die nach nicht mal drei Minuten für Amüsement auf den Rängen sorgte. Abwehr-Zugang Dennis Erdmann („Zur Not foule ich auch den Papst“) wurde gleich mal seinem Raubein-Image gerecht und holte zur Blutgrätsche aus, um den enteilten Seref Özcan zu stoppen. Die Folge: Gelb für Erdmann, vermutlich eine der frühesten Verwarnungen seit Drittliga-Gründung. Eher nicht der Rede wert war dagegen der Freistoß, der aus diesem ersten Aufreger des Spiels resultierte.

Torjäger Sascha Mölders hätte kurz vor Abpfiff zum Matchwinner für den TSV 1860 avancieren können.

Nach weiteren 30 Minuten, in denen die Löwen so hilflos wirkten wie in der gesamten Vorbereitung, war es dann erneut Erdmann, der mit einem unglücklichen Einsatz Einfluss auf das Spiel nahm. Preußen-Kapitän Julian Schauerte pflügte über rechts in den Strafraum, gab aus elf Metern ein eher harmloses Schüsschen ab, das sich aber abgelenkt von Erdmanns Bein an Hendrik Bonmann vorbei ins Löwen-Tor senkte. Nach 32 Minuten also der erste Rückstand der Saison – und auch in der Folge wenig, das Hoffnung auf spielerischen Aufschwung machte.

Löwen gegen Preußen Münster: Mölders vergibt Riesenchance zum 1860-Sieg

Nach der Pause stimmte plötzlich der Einsatz und auch die spielerische Komponente (hier der Ticker zum Nachlesen) – auch weil Benjamin Kindsvater die Hoffnung zurückbrachte. An der gleichen Stelle wie einst in der Relegation ließ er sich foulen und eröffnete Steinhart die Chance, mittels eines kernigen Schusses in die linke Ecke den Ausgleich herzustellen. Das Publikum war damit zurück und das Spiel des TSV 1860 qualitativ um einiges besser, und dazu noch stimmungsvoller. Bei den Gästen lief dagegen offensiv beinahe gar nichts mehr zusammen.

Zehn Minuten vor Schluss schürte Bierofka die gute Laune, indem er zwei Hoffnungsträger brachte – erst den Junglöwen Fabian Greilinger, in dem der Coach ein bisschen sich selber erkennt („Scheißt sich nix“) – danach Timo Gebhart. Der fiel gleich mal spektakulär vor dem Strafraum, konnte aber auch nichts mehr daran ändern, dass das Eröffnungsspiel der 3. Liga am Ende nicht mit einem Sieg für die Hausherren endete. Torjäger Sascha Mölders hätte diesen Ausgang sehr wohl einleiten können, doch in der Nachspielzeit vergab der Stürmer die beste Gelegenheit der ganzen Partie - und jagte den Ball nach überragender Vorarbeit von Kapitän Felix Weber über das Gehäuse statt in die Maschen der Gäste von Preußen Münster.

Uli Kellner/Patrick Freiwah

Aufrufe: 019.7.2019, 21:41 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli Patrick Kellner FreiwahAutor