2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Lahrer agierten schneller und spritziger, hier muss sich  Neustadts Innenverteidiger Ranil Weerakkody einer Übermacht erwehren. | Foto: Wolfgang Scheu
Die Lahrer agierten schneller und spritziger, hier muss sich Neustadts Innenverteidiger Ranil Weerakkody einer Übermacht erwehren. | Foto: Wolfgang Scheu

Lahr gewinnt nach starker erster Halbzeit in Neustadt

Martin Weschle erzielt einen Hattrick binnen 19 Minuten +++ FC Neustadt wacht zu spät auf

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Das Team des SC Lahr kommt erst 45 Minuten vor Spielbeginn in Neustadt an. „Freiburg war im Weg“, sagt ein Betreuer, „die Spieler haben sich im Bus aber schon warme Gedanken gemacht“. Dass die Letzten am Schluss die Erfolgreichen sein werden, hat einerseits mit der Schnelligkeit der Lahrer Spieler zu tun. „Wir haben nicht die Größe, aber ein gutes Passspiel, dafür braucht es schnelle Bewegungen“, sagt Oliver Dewes, der SC-Trainer. „Die Spielpause war nicht gut für uns. Uns hat der Rhythmus gefehlt, und der Mut“, findet Benjamin Gallmann, der Neustädter Coach.

Es ist ein Spiel, das irgendwann an den Punkt kommt, an dem die Mannschaft, die deutlich vorne liegt, nur noch verlieren kann – und die Mannschaft, die zurückliegt, nur noch gewinnen kann. Das einfache Spiel Fußball ist manchmal doch ein bisschen kompliziert. Wohlwissend, dass die Neustädter Fußballer gegen Bad Dürrheim einen 0:3-Rückstand noch in einen 4:3-Sieg gedreht haben, macht sich Gästetrainer Dewes auch beim Spielstand von 2:4 keine Sorgen. „Nein, Zweifel an unserem Sieg hatte ich nicht. Wenn man nach einer Stunde 2:0 führt, hat man ja auch nicht gleich solche Gedanken.“ Nun ist die Dynamik in diesem Spiel allerdings eine andere, denn der FC Neustadt kommt nach einem 0:4-Rückstand nach 39 Minuten auf 2:4 heran.

Der Verlauf der ersten Halbzeit erinnert stark an das Heimspiel gegen Bad Dürrheim. Wie im ersten Frühjahrs-Pflichtspiel wird die Neustädter Abwehr ein ums andere Mal überspielt. Den Lahrer Offensivspielern bieten sich nach Pässen in die Tiefe immer wieder Räume, die sie effizient nutzen. „Obwohl wir auf den Ballführenden in den entscheidenden Szenen keinen Druck ausüben konnten, hat die Abwehr versucht zu pressen, statt sind in die Tiefe fallen zu lassen und die Räume nach hinten eng zu machen“, sagt Benjamin Gallmann. Sein Bruder Klaus Gallmann, die Brüder fungieren als Trainergespann, spricht von „Seniorenfußball“ in der Anfangsphase, und dass die Neustädter Mannschaft „zu wenig bissig“ gewesen sei. Konsequenz: Die Lücken in der Abwehr der Blauen sind teilweise groß wie ein Scheunentor.

Der Gegentreffer, der die Defizite auf Neustädter Seite am besten beschreibt, ist das 0:4: Dimitri Holm umspielt zwei Neustädter Abwehrspieler, weil er spritziger und geistesgewärtiger agiert. Er legt den Ball quer auf Martin Weschle, dem in 19 Minuten ein veritabler Hattrick gelingt. Weschle und Holm, der das 1:0 erzielt (15.), laufen bei ihren Toren stets allein auf Neustadts Torhüter Simon Gantert zu. „Wir hatten immer wieder Ballverluste ohne Not in der Vorwärtsbewegung und standen dann hoch. Wenn man dann nicht gleich ins Gegenpressing kommt, wird es schwierig, den Konter aufzuhalten“, sagt Benjamin Gallmann, „mannschaftstaktisch haben wir heute mehr falsch als richtig gemacht“. Kurz vor der Pause werden Sam Samma vor dem Lahrer Tor ebenfalls Freiheiten gewährt: Nach einer Hereingabe von Stefan Ketterer kann sich der Neustädter Torjäger die Ecke aussuchen und trifft zum 1:4. „Im ersten Durchgang hat alles gepasst. Wir haben sechsmal aufs Tor geschossen und vier waren drin. Wir sind sehr dominant aufgetreten“, sagt Lahrs Coach Oliver Dewes.

Der Gesprächsbedarf in der Halbzeit ist bei den Neustädtern groß, sie kommen deutlich später aus der Kabine als das Lahrer Team. Nach dem Treffer zum 2:4 von Samma (53.) ruft Ralf Schubnell. „Nur noch zwei Tore Jungs, das können wir schaffen.“ Plötzlich spielen die Blauen mit mehr Leidenschaft, mit mehr Gier. Es ist der Moment, „in dem wir nur noch etwas zu verlieren und der Gegner nur noch etwas zu gewinnen hatte“, sagt Dewes.

Dem FC Neustadt bieten sich Möglichkeiten zum dritten Tor. Peter Schubnell zieht nach einer Stunde ab, der Lahrer Torwart Jonas Witt macht sich lang und dreht den Ball um den Pfosten. Wenig später steuert Samma auf das Lahrer Tor zu, er kommt zum Abschluss und wird Sekundenbruchteile später vom Lahrer Torwart umgemäht. Ein Strafraumfoul, das ungeahndet bleibt. Der Schuss von Samma verfehlt das Ziel. Ein dritter Treffer würde die nun mit deutlich mehr Zug und Biss spielenden Neustädter beflügeln und noch gieriger machen, doch er fällt nicht. Stattdessen fangen sich die Blauen ein Kontertor zum 2:5 durch Markus Neu (68.) ein. Die Entscheidung. „Wir sind heute enttäuscht und morgen auch noch, aber am Montag richten wir wieder den Blick nach vorne“, sagt Benjamin Gallmann. Schlussendlich ist Fußball doch wieder ganz einfach: Die Mannschaft, die mehr Tore erzielt, gewinnt: Lahr fünf, Neustadt zwei.


FC Neustadt - SC Lahr 2:5 (1:4)

FC Neustadt: Gantert, Gutscher, Papa, Weerakkody, Bruhn (41. Maier), St. Ketterer, Heitzmann, Katava (86. Gibba), R. Schubnell (80. Feger), P. Schubnell, Samma.
SC Lahr: Witt, Wirth (65. Kalu), Fries, Weschle (79. Witt), Ruf, Ghita, Holm (81. Kehloufi), Neu, Osmanovic, Mik, Ilhan.
Schiedsrichter: Kassel (Bietigheim). Zuschauer: 150.
Tore: 0:1 Holm (15.), 0:2, 0:3, 0:4 Weschle (20./31./39.), 1:4, 2:4 Samma (40./53.), 2:5 Neu (68.)

Aufrufe: 012.3.2017, 19:49 Uhr
Jürgen Ruoff (BZ)Autor