2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Vier Fußballprofis am Redaktionstisch: Stefan Lex, Vitus Eicher, Andreas Voglsammer (v. r.) und Sebastian Bönig im Gespräch mit EA-Sportchef Dieter Priglmeir (3. v. l.) und Redakteur Markus Schwarzkugler. Foto: Moritz
Vier Fußballprofis am Redaktionstisch: Stefan Lex, Vitus Eicher, Andreas Voglsammer (v. r.) und Sebastian Bönig im Gespräch mit EA-Sportchef Dieter Priglmeir (3. v. l.) und Redakteur Markus Schwarzkugler. Foto: Moritz

So denken die Erdinger Bundesliga-Profis über 1860

Teil 2 des großen Interviews

Sie mischen zwar die 2. Fußball-Bundesliga auf, haben aber auch ein Auge auf die Klubs ihrer Heimat: Stefan Lex, Sebastian Bönig, Andreas Voglsammer und Vitus Eicher sprechen im zweiten Teil unseres großen Interviews unter anderem darüber, warum im Landkreis-Fußball momentan nicht mehr drin ist als Bezirksliga.

„Das ist ein Wahnsinn“, findet Sebastian Bönig. Damit bezieht sich der Co-Trainer von Union Berlin nicht auf seinen Arbeitgeber, sondern auf den Fußball im Landkreis Erding. Eigentlich müsste es doch möglich sein, dass es ein Verein mal über die Bezirksliga hinaus schafft. Einfach mal schnell mittels Sponsoren Geld in den Verein pumpen, so funktioniert’s jedenfalls nicht, findet Stefan Lex (FC Ingolstadt), der viel Lob für den TSV Buchbach übrig hat. Er, Bönig, Vitus Eicher (FC Heidenheim) und Andreas Voglsammer (Arminia Bielefeld) blicken im Gespräch mit der Heimatzeitung aber auch auf ihre sportliche Zukunft – Löwen-Gerüchte inklusive.

Als Fußball-Profi ist man gerade in sozialen Medien oft heftiger Kritik ausgesetzt. Wie geht Ihr mit Facebook und Co. um?

Bönig: Was in der Zeitung steht, bekomme ich schon mit. In Berlin ist die Presse schon laut. Aus sozialen Medien bin ich aber komplett raus.

Voglsammer: Ich schmunzle da drüber. Die Kritik kommt ja auch oft von Leuten, die nie selber höherklassig gespielt haben. Ich gehe ja auch nicht in die Bank und sage, wie die ihren Job zu machen haben.

Eicher: Die Kritik auf Facebook nimmt man schon wahr.

Lex: Ich habe einen Mitspieler, der jeden Kommentar kommentiert. Das wäre nichts für mich. Das kostet so viel Energie.

Acht Tore in der Vorrunde – da werden auch die Bundesliga-Vereine hellhörig. Gibt’s schon Angebote, Herr Voglsammer?

Voglsammer: Nein, und wenn es so wäre, dürfte ich das noch nicht verraten. Generell träumt natürlich jeder Fußballer von der 1. Liga.

Sie haben ja auch Ihren ursprünglich bis 2018 laufenden Vertrag bis zum 30. Juni 2021 verlängert.

Voglsammer: Genau so ist es

Ihre Verträge laufen dagegen Ende der Saison aus. Wie geht’s weiter?

Eicher: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Das ist nach allen Seiten offen.

Lex: Bei mir ist es genauso.

Wir hätten da einen Vorschlag für den Ex-Sechziger und den bekennenden Löwen-Fan.

Lex: Ich habe es ja schon vor Wochen gesagt, als das Gerücht aufkam. Nochmal: Ich habe keinen Kontakt zu den Löwen.

Herr Eicher, ist eine Rückkehr überhaupt möglich – nach all dem, was passiert ist?

Eicher: Sagen wir mal so: Wäre die Konstellation noch so wie damals, wäre eine Rückkehr ausgeschlossen. Aber bei den Sechzigern ändert sich ja schnell viel. Momentan machen sie es ja – zumindest sportlich – sehr gut.

Bönig: Das finde ich auch. Daniel Bierofka macht da eine überragende Arbeit. Ich kenne ihn von unserer gemeinsamen Zeit bei der Jugend des FC Bayern. Er ist brutal ehrgeizig und tut alles für den Erfolg seiner jungen Mannschaft. Man darf nicht vergessen, unter welchem Druck die Burschen stehen. Die Aufstiegsspiele werden dann nochmal eine ganz andere Nummer.

Sie wären ja auch beinahe bei den Löwen gelandet, Herr Voglsammer.

Voglsammer: Damals ist sehr viel schief gelaufen. Es hat einfach nicht gepasst. Leicht wäre es für mich als ehemaliger Bayern-Spieler sowieso nicht geworden.

Bönig: Es ist sowieso der Wahnsinn mit den Löwen. Die sind überall eine Riesennummer. Auch in Berlin wird über die geredet. Jens Keller und André Hofschneider haben ja auch eine blaue Vergangenheit.

Voglsammer: Unser Torwart (Stefan Ortega, ehemaliger Löwen-Keeper; die Red.) nimmt noch heute nichts in die Hand, was rot ist. Und wenn, dann zieht er sich Handschuhe an oder packt’s mit dem Handtuch.

Auch Union Berlin ist ein Kultverein. Können Sie sich überhaupt vorstellen, woanders zu arbeiten?

Bönig: Natürlich bin ich längst an der Alten Försterei zuhause. Aber wenn du in der Fußballbranche arbeiten willst, dann weißt du, dass es auch irgendwann ein Ende gibt. Ich bin jetzt seit vier Jahren Co-Trainer bei Union. Nächstes Jahr will ich den Fußball-Lehrer machen.

Ihr Bruder Philipp war vergangenes Jahr Trainer der JFG Sempt Erding. Hat er nach Tipps gefragt?

Bönig: Wir haben schon darüber geredet. Aber Tipps braucht Philipp nicht.

Lex: Ich hätte ihn gern als Trainer beim FC Eitting gesehen. Ich habe ihn auch gefragt, aber er ist beruflich zu sehr eingespannt.

Bönig: Du bist Funktionär beim FC Eitting?

Lex: Ich habe letztes Jahr ab und zu beim Training mitgeholfen und mich um Neuzugänge und einen neuen Trainer gekümmert. Jetzt bin ich aber mit dem Hausbau zu sehr eingespannt.

Was trauen Sie Ihrem Heimatverein heuer zu?

Lex: Der Rückstand auf die Spitze ist schon zu groß, aber mit dem Abstieg wird die Mannschaft auch nichts zu tun haben.

Verfolgen Sie auch noch Ihre Heimatteams?

Voglsammer: Natürlich interessiert mich, wo der TSV Dorfen steht. Ich weiß, dass einige meiner Spezl sich schon mehr ausgerechnet hatten, als gegen den Abstieg zu kämpfen.

Eicher: Der FC Langengeisling spielt ja eine sehr gute Runde in der Kreisliga. Heuer habe ich leider erst ein Spiel gesehen. Aber ich komme immer gern, weil ich dort viele Bekannte und Verwandte habe.

Bönig: Ich habe ja in der Freisinger Jugend gespielt und bin begeistert, was da gerade los ist. Tabellenführer in der Landesliga mit eigenen Jugendspielern – super!

Ist doch schade, dass das im Landkreis Erding niemand hinbekommt.

Bönig: Das ist ein Wahnsinn. Wie lange sagen wir das schon? Verstehe ich auch nicht, dass das nicht funktioniert.

Voglsammer: Erding ist auch nicht viel kleiner als Heidenheim.

Eicher: Naja, Heidenheim hat knapp 50 000 Einwohner.

Lex: Du musst es halt richtig machen. Buchbach oder Heidenheim sind da gute Beispiele, wo in Ruhe und mit lokalen Sponsoren etwas aufgebaut wurde.

Voglsammer: Heidenheim spielt jetzt sogar mit der U 19 in der Bundesliga.

Lex: Mit dem Geld einer Sponsorin kurzfristig etwas hochzuziehen, das konnte ja nicht gutgehen. Das ist nicht nachhaltig. Inzwischen hat das Erding ja kapiert und spielt mit seiner JFG Sempt wenigstens in der U 19-Bezirksoberliga. Wenn du was aufbauen willst, geht das nur mit konsequenter Jugendarbeit.

Apropos Fußball im Landkreis. Habt Ihr früher auch mal gegeneinander gekickt?

Bönig: Also die Löwen haben wir immer gerne geschlagen.

Und im Landkreis?

Voglsammer: Um gegen die Drei in der Jugend gespielt zu haben, dafür bin ich zu jung.

Bönig: Und ich zu alt.

Hier gibt es den ersten Teil des Interviews

Interview: Dieter Priglmeir und Markus Schwarkugler

Aufrufe: 029.12.2017, 13:08 Uhr
Dieter Priglmeir und Markus Schwarzkugler - ErdingAutor