2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
– Foto: Dennis Bellof

Läuft bei ... Dortelweil

ÜBERBLICK: +++ SC heimst in dieser Saison auf verschiedensten Ebenen dicke Lorbeeren ein +++ U17-Mädels in 1. Bundesliga +++ 2 Herrenteams in Aufstiegsreichweite +++ Geppert verlängert +++

Drei Punkte hier, drei Punkte da - für den SC Dortelweil hätte die Winterpause angesichts des starken Herbsts wohl gar nicht kommen brauchen. Doch wer nur gute Entwicklunge der Herrenteams im Blick hat, für den wird dieser Artikel eventuell Überraschungen bereithalten. Denn Dortelweil ist sogar auf einer Fußball-Bundesligalandkarte zu finden - und selbst die Unparteiischen sind auf dem ganz steilen Karriereweg. Wir haben uns mit diversen Protagonsten des Clubs über die aktuelle, insgesamt sehr positive Lage unterhalten. Einer davon hat direkt seinen Vertrag verlängert. Fast weihnachtlich gemütlich, dieser Panoramablick ;-)

U17-Bundesligateam: Nanu, die Aufzählung beginnt gar nicht mit der ersten Herrenmannschaft? Nein, in diesem Fall nicht, denn die am höchsten kickende Mannschaft des SC ist die U17-Frauenmannschaft. Nachdem das Team in den vergangenen Jahren noch knapp am Aufstieg gescheitert war, ging es im Sommer endlich hoch in die Eliteliga – und damit nun gegen Gegner wie Bayern München. „Dieses Mal hatten wir auch das nötige Matchglück“, freute sich nach zwei Remis nicht nur Rüdiger Köhler, Sportlicher Leiter Mädchen- und Damenfußball in Dortelweil, über den in der Wetterau einmaligen Erfolg. „Große Kaliber zu Gast zu haben, damit kann man sich neben dem Erfolg natürlich schön schmücken“, bestötigt Abteilungsleiter Hans Wrage, „für uns alle hier ist die aktuelle Bundesliga-Zeit ein Riesenabenteuer“.

Nur wenige Wochen Zeit blieben Köhler und seinen Helfern im Sommer, sieben vakant gewordene Stammspielerinnen-Positionen neu zu besetzen. Das Lockwort „Bundesliga“ tat aber letztlich seine Dienste. Viele Spielerinnen sind zwar selbst im Verein/ in der MSG groß geworden oder stammen aus dem Umkreis, allerdings kommen nun auch einige aus bis zu 50 Kilometern Entfernung. Drei Nationalspielerinnen (Sophie Trepohl, Leonie Springer, Loreen Bender) hat der SCD übrigens bereits hervorgebracht, was sich natürlich auch positiv im Bundesland herumspricht.

„Unser Fokus liegt auf durchdachtem Passspiel, nicht einfach Kick and Rush“, beschreibt Köhler ganz grob die taktische Marschroute der Nachwuchsteams. Vorbild ist der der große FFC Frankfurt, der dem kleinen Nachbarn schon das ein oder andere gereifte Talent dankbar abgenommen hat. Auch der Wohlfühlfaktor im Verein spiele eine zentrale Rolle bei der Gewinnung neuer Talente von außerhalb. Wenn es am Ende der Saison für die U17-Mädels runtergehen sollte, sieht Wrage das entspannt: „Der Sprung hoch wäre immer mal wieder möglich, das wäre also kein Weltuntergang." Unterhalb der B-Jugendebene tritt der Verein mit Partnern als Spielgemeinschaft an. Außer dem FV Bad Vilbel sind alle weiteren Ortsteile mit im Boot. „Viele Fußballväter- und Mütter helfen ordentlich mit, damit wir mit 140 Mädchen und Damen organisatorisch zurecht kommen“, lobt Köhler auch das Engagement der Eltern. Erst vor neun Jahren begann er das Projekt Mädchenfußball in Dortelweil, die Erfolge können sich inzwischen längst gewaltig sehen lassen. Eine Entwicklung, die im Kreis schon zu einem gewissen Neidfaktor führen kann, gerade wenn eigene Spielerinnen dann zum SCD wechseln. Und dann perspektivisch die Erste Damenmannschaft dort verstärken. Siehe unten.

Verbandsliga-Frauenteam: 2016/17 ging das Frauenteam des SC Dortelweil an den Start. A Klasse Frankfurt, Kreisoberliga, Gruppenliga, und nun Verbandsliga. Kletterei pur. In diesem Jahr ist ein Aufstieg erstmals so gut wie ausgeschlossen, aber die aktuelle Ligenebene soll nicht Endstation der Dortelweiler Damen sein. „Das Ziel ist schon, unterstützt durch die U17, die erste Mannschaft in die Hessenliga zu führen – und dort dann zu bleiben“, sagt Köhler, der in seinen Bemühungen stark von seiner Ehefrau unterstützt wird. In diesem Jahr soll der Klassenverbleib eingetütet werden. „Wenn der geschafft wird, sehe ich schon nächstes Jahr die Möglichkeit, in Richtung Hessenliga-Aufstieg anzugreifen“, gibt sich Köhler zielgerichtet, „das wird im nächsten Jahr eine tolle Mischung aus jung und alt sein“. Perspektivisch hofft er, die 2. Mannschaft, die noch in der KOL um Punkte kämpft, in der Gruppenliga zu etablieren.

Schiedsrichter: Noch so ein Bereich, den vielleicht nicht jeder im Kreis auf dem Schirm hat, doch auch hier sind die Dortelweiler gut vertreten. Durch die Regelung, entsprechend ihrer gemeldeten Teams auch Schiesrichter stellen zu müssen, sind sie zwar auch gezwungen, sich reichlich um Unparteiische zu bemühen, trotzdem gedeihen im Verein aktuell zwei besondere Talente: Marcel Cholewa und Christian Steib. Cholewa, dessen Bruder Kevin in der Ersten Mannschaft des SC spielt, pfeift mit nicht einmal Mitte 20 bereits Junioren-Bundesliga, Steib ist in dieser Saison als Unparteiischer in die Verbandsliga aufgestiegen. „Bei Interesse an Weiterbildungen fördern wir als Verein die Schiris sehr gerne, wobei Marcel und Chritian schon auch einfach außerordentlich gut sind“, lobt Hans Wrage. Trotzdem ist für ihn das Thema Schiris auch ein Ärgernis: Dem SC wurde ein Punkt abgezogen, weil zu wenig Unparteiische für den Verein an den Start gehen. „Klar muss es Vorschriften geben, aber vielleicht sollte man da nochmal gründlich drüber schauen“, so Wrage, „denn es grenzt doch wirklich an eine Frechheit, bei uns sieben Unparteiische einzufordern, wo andere Vereine lediglich einen suchen müssen. Da wirst du als Verein für deinen Erfolg bestraft. Egal ob es nun um uns geht, oder Vereine in ähnlicher Lage: Es so zu handhaben, und damit lebendige Clubs quasi strenger anzugehen, das ist für mich eine Katastrophe. Und abschließend doch noch einmal nur auf uns bezogen: Dieser eine Punkt könnte uns am Ende der Saison ganz bitter fehlen."

Erste Mannschaft: Ob mit einem Punkt mehr oder weniger, der SC steht in der Gruppenliga FFM West richtig gut da und hat pünktlich zur Winterpause Platz zwei erobert. Nachdem die ersten Wochen noch etwas holprig liefen, beeindruckte die Elf von Frank Ziegler die Konkurrenz immer mehr. Die inzwischen vorhandene spielerische Konstanz führt Wrage auch auf den breiten Kader zurück. „Historisch haben wir im Herbst semester- und urlaubsbedingt eigentlich immer die Saison vergeigt, aber in diesem Jahr sieht das anders aus“, freut er sich scherzend über das starke Auftreten bisher, „wir haben 25 Spieler im Kader, von denen alle Gruppenliga-Niveua haben, sodass Ausfälle sehr gut zu kompensieren sind.“ Dazu käme eine verbesserte Defensivqualität, bei der Dennis Geh - „eine extreme Verstärkung“ - eine gewichtige Rolle spiele. Und Matchglück. Allerdings: „Für uns ist das dieses Jahr ein Übergangsjahr nach vielen Veränderungen. Erklärtes Ziel ist der Aufstieg also nicht“, betont Wrage und setzt dann beherzt wie bewusst zur Doppelfloskel an, „aber mitnehmen würden wir ihn natürlich trotzdem. Wir können befreit aufspielen.“ Er würde es gerne sehen, wenn sich sein SC bald als Verbandsligist etablieren könnte. Und die Hessenliga? „Hier haben wir einfach nicht die notwendigen Strukturen. Es hapert am engagierten Umfeld und Zuschauerzuspruch. Mit 4-5 Leuten kannst du die Bürde Hessenliga nicht stemmen“, erläutert Wrage, der eine nicht albern gemeinte Info hinterherschiebt: „Wenn andere Vereine das hier lesen und gute Ideen haben, wie man sicher neue Anhänger gewinnt: Wir sind für alles offen und dankbar. Aber diese Probleme haben wir ja beileibe nicht alleine.“

Zweite Mannschaft: Ebenfalls kurz vor der Winterpause geklettert ist die Reserve des SCD. Unter Führung von Trainer Stefan Geppert liegt die Zweite auf Rang drei hinter Tabellenführer Rendel und der Spielvereinigung Bad Nauheim. Die drei Dortelweiler Teams sind eng vernetzt, weshalb es Wrage bedauert, dass aufgrund von Verletzungen in der ersten Mannschaft die Zweite nicht in dem geplanten Maß von oben verstärkt werden konnte. „Somit haben wir vielleicht 6-7 Punkte weniger gesammelt, als drin gewesen wäre." Luft nach oben im Kader an sich sieht Trainer Geppert vor allem im letzten Angriffsdrittel mit der Krönung „Chancenverwertung“. Für Geppert das einzige große Manko. „Bei so einer jungen Mannschaft verlaufen Entwicklungen nicht immer völlig ruckelfrei. Aber das Verhalten beim Torabschluss und damit verbunden das Deckeln eines Spiels, das wollen wir auf jeden Fall verbessern. Mit Teilen des Teams ist er gerade von einem Kurztrip aus Irland zurückgekehrt. Die Stimmung passt also. Satt grüne Rasen wurden allerdings weniger besichtigt. „Wir haben mal einen Spaziergang gemacht, aber wie das in Irland so ist, die Pubs geben eben auch viel her“, lacht der Coach, dessen Team in der Liga mit flottem Spielaufbau und Konditionsstärke auffiel. Wo geht’s hin? „Wir wollen weiter oben mitspielen und letztlich mit dem Aufstieg zu tun haben“, so Geppert selbstbewusst. Auch er betont die gute Zusammenarbeit zwischen den Mannschaften – und hat nicht nur deshalb am Dienstagabend frisch seinen Vertrag um ein Jahr verlängert.

Dritte Mannschaft: Sogar noch jünger als die Zweite, und hier sind die Ambitionen etwas gedämpfter. Zur Winterpause steht Platz neun. „Hier haben wir in der KLB2 mit oben und unten nix zu tun, das ist aber auch ok. Ich meine es nicht im Geringsten negativ, wenn ich sage, dass hier der Spaß im Vordergrund steht“, klärt Wrage über die Rolle der Dritten auf. Nur Trainer Christian Sambale hat nicht immer zu Lachen: „Er ist in der Organisation sehr auf sich allein gestellt, und das in einer die Pflichtspiele natürlich lockerer angehenderen Truppe. Daher kriegt er von mir spontan mal ein Sonderlob“, so Wrage.

Aufrufe: 015.1.2020, 11:25 Uhr
Dennis BellofAutor