2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Nachdenklich nach der Entlassung beim SCBV: Mike Probst. Foto: sro
Nachdenklich nach der Entlassung beim SCBV: Mike Probst. Foto: sro

Probst immer noch fassungslos: "Hochgradig enttäuschend"

Ex-Coach im Interview

In den drei Jahren unter der Anleitung von Ex-Profi Mike Probst, 55, hat sich der Fußball-Bezirksligist SC Baldham-Vaterstetten von einem Abstiegskandidaten zu einem ambitionierten Aufstiegsaspiranten gemausert und überwintert gerade auf Tabellenplatz zwei. Dennoch hat sich die Vereinsführung in der Winterpause für einen Trainerwechsel entschieden.

Wie fühlt es sich an, in so einer aussichtsreichen Situation entlassen zu werden, Herr Probst?

Ich war natürlich sehr, sehr enttäuscht und überrascht, zu diesem Zeitpunkt diese Entscheidung hinnehmen zu müssen. Seit Jahren ist das die beste Platzierung für den SCBV und dann wird mir das ohne Vorwarnung telefonisch mitgeteilt. Der Vereinsvorstand wollte mit der Trennung unter anderem „nochmal einen neuen Impuls, auch im Hinblick auf Relegationsplatz zwei“ setzen. Eine Mannschaft, die neue Impulse braucht, holt in Kolbermoor nach einem 0:2-Rückstand in der Nachspielzeit nicht noch einen Punkt. Am Ende kann ich nur Fakten sprechen lassen: Ich habe die Mannschaft als Abstiegskandidaten übernommen, einige U 19-Spieler integriert, stehe im Landkreispokal-Finale und in der besten Ausgangslage für das Rennen um den Relegationsplatz.

Aber irgendetwas muss intern doch nicht mehr gestimmt haben?

Ich habe Gründe wie die nicht mehr gegebene Erreichbarkeit der Mannschaft oder keine Weiterentwicklung gehört, da stehst du absolut vis-à-vis. Man wollte einen neuen Weg einschlagen, den man mir nicht mitteilen wollte und der sich mir nicht erschließt.

Haben gerade die letzten vier sieglosen Spiele nicht gezeigt, dass bei diesem verstärkten Kader viel erwartete Dominanz und einige Punkte auf der Strecke geblieben sind?

Diese Denkweise ist mir schon bei einigen in der Hinrunde aufgefallen. Bei mir nicht, weil ich zu viel improvisieren musste. Beispiel: In den letzten vier Spielen hatte ich Roman Krumpholz nicht mehr dabei. Da gerate ich nicht in Erklärungsnot.

Fühlt sich das „Projekt SCBV“ für Sie nun unvollendet an?

Bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Darüber hinaus natürlich schon, weil es auch mein Ziel war, den Kader in die Landesliga zu führen. Mir ist der sportliche Erfolg aus den Händen genommen worden. Jetzt geht‘s darum, dass die Jungs das zu Ende bringen und dafür werde ich weiterhin sehr nahe bei der Mannschaft sein.

Was nehmen Sie persönlich aus dem Kapitel SCBV mit?

Drei Jahre wundervolle Arbeit mit den Jungs, einem tollen Team, wo du jede Saison einen Tick zulegen konntest. Ich habe hier ein Projekt angefangen, sukzessiv nach vorne gebracht. Der letzte Schritt war hochgradig enttäuschend, wobei das Positive aber überwiegt.

Zum Beispiel?

Ich bin mit zwei Dritteln der Mannschaft zum Abschied auf den Münchner Christkindlmarkt gegangen. Das sagt alles über unsere Beziehung aus. Die Trainingslager waren jedes Mal ein großer Erfolg, und ich bin stolz darauf, wie sich sportlich alles entwickelt hat. Das alles werde ich vermissen.

Eine längere Fußball-Pause scheint bei Ihnen aber undenkbar.

Ich bin auch schon in Gesprächen. Da ist ein schönes Potpourri aus Ligen dabei. Es gibt keinen Grund, eine Pause zu machen, weil ich hoch motiviert bin. Für mich persönlich gilt es jetzt, die Situation zu analysieren. Dann geht’s mit voller Kraft und einer Aufgabe weiter, wo ich eine Perspektive sehe.

Aufrufe: 030.12.2017, 15:05 Uhr
Julian Betzl - Ebersberger ZeitungAutor