Dies ist insofern bemerkenswert, weil Pries eine Institution beim SC ist. Mehr als zehn Jahre kickt er bereits dort, er hat die großen Zeiten in der Landesliga miterlebt. "Eine schöne Zeit, auf die lasse ich nichts kommen", so der Abwehrspieler, "doch das letzte Jahr war unter aller Sau!"
Das "letzte Jahr" scheint beim SC im Januar 2019 zu beginnen. Der Gesamtvereinsvorsitzende Frank Exner feuert den Sportlichen Leiter Jörg Pundmann und übernimmt interimsweise auch die Geschicke der Fußball-Abteilung. Diese spielt die Saison 2019/20 dann ohne sportliche Leitung. Obwohl die erste Mannschaft beim Corona-Ausbruch auf Platz 1 in der Kreisliga A Lemgo steht, darf sie nach dem Saisonabbruch und der Quotientenregelung nicht aufsteigen.
Das bringt besonders Trainer Frank Biermann auf die Palme. Er fühlt sich ungerecht behandelt und wettert schon früh gegen die Bestimmungen des Verbandes - so früh sogar, da waren diese noch nicht einmal beschlossen. "Ich habe das Unheil kommen sehen", sagt Biermann und drängte im Klub seinen "Chef" Jürgen Weidenhammer zu einer Klage ("Die habe ich sogar selber formuliert"). Damit erhofften sich Biermann und seine Mannschaft doch noch den Bezirksliga-Aufstieg - quasi auf den letzten Drücker.
Doch die Situation eskalierte vor gut einer Woche, als Weidenhammer die Klage aus Kostengründen zurückzog, obwohl er zuvor stets beteuert hatte, alles für den Aufstieg tun zu wollen. Coach Biermann schmiss sofort hin, er sah sich hintergangen und das Vertrauensverhältnis zerstört.
Die Spieler um Viktor Pries rangen in den vergangenen Tagen mit Jürgen Weidenhammer um eine vernünftige Lösung für die zurückliegenden Monate und die Zukunft. Natürlich ging es auch um Geld. Pries: "Spieler und Trainer hatten mit Frank Exner und Thomas Pietsch eine Auflaufprämie vereinbart. Beide haben sich nun aus der Verantwortung gestohlen. Wenn man sie anruft, heißt es nur: "Ich habe das Amt niedergelegt, bitte kläre alles weitere mit Jürgen Weidenhammer."
Weidenhammer hingegen fühlt sich an die alten Absprachen nicht gebunden. Er betont: "Ich kann doch in der Corona-Krise keine vollen Gelder zahlen! Für was?" Die Zeiten der fürstlichen Gehälter seien außerdem definitiv vorbei. Viktor Pries fehlt Transparenz. Er hält dagegen: "Wenn man mit uns über die Situation gesprochen hätte, alles kein Problem. Wir hätten sicher auf Geld verzichtet."
Doch diese Gespräche habe es nicht gegeben. Wie zum Hohn sei den Spielern, laut Pries, beim letzten Training gesagt worden: "Wenn ihr für die nächste Saison zusagt, bekommt ihr auch euer ausstehendes Geld." Pries: "So was geht gar nicht. Das ist Erpressung!"