2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
S04 - 1. FC Kaiserslautern 1:1 am 28.10.1978: Der gebürtige Waidler Klaus Fischer erzielt eines seiner vielen Tor für Schalke.
S04 - 1. FC Kaiserslautern 1:1 am 28.10.1978: Der gebürtige Waidler Klaus Fischer erzielt eines seiner vielen Tor für Schalke. – Foto: FC Schalke 04

Klaus Fischer - per Fallrückzieher zur Torjäger-Legende

Niederbayerische Exportschlager - Klaus Fischer: Der gebürtige Waidler schrieb als Bundesliga-Torjäger, vor allem im Trikot von Schalke 04, deutsche Fußball-Geschichte.

Eigentlich soll es in der Interview-Serie "Niederbayerische Exportschlager" um Niederbayern gehen, die es ins Profigeschäft geschafft haben, um deren bisherige Karriere und die noch bestehenden Verbindungen in die Heimat. So war es auch bei Torjäger-Legende Klaus Fischer angedacht. Doch bereits beim ersten Thema des Gespräches, die aktuelle Situation bei seinem Herzensverein Schalke 04, kommt der 70-jährige Fallrückzieher-Gott, der in Kreuzstraßl in der Gemeinde Lindberg geboren wurde und seit knapp 50 Jahren im Ruhrpott lebt, in einem generell sehr leidenschaftlichen Interview so richtig ins Reden...

Herr Fischer, hatten Sie bereits Gelegenheit, mit Manuel Baum zu sprechen?
Nein, bisher leider nicht. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich sie natürlich nutzen. So war es beispielsweise vor ein paar Jahren bei Markus Weinzierl. Geplant ist aber explizit mit Manuel Baum dahingehend nichts.

Erste Frage dazu: Würde das Gespräch dann in Dialekt geführt werden? Immerhin würden sich ja zwei gebürtige Niederbayern miteinander unterhalten...
(schmunzelt) Natürlich. Das würde sich natürlich gleich ergeben und das Ganze von Beginn an einfacher gestalten (lacht - ergänzt im tiefsten Waidlerisch). Fia eam wads koa Problem - und fia mi aa ned.

Zweite Frage dazu: Was würden Sie Manuel Baum raten? Welche Tipps haben Sie für ihn, Schalke wieder auf Kurs zu bringen?
Nach so einer langen, langen Serie ohne Sieg muss er in erster Linie dafür sorgen, dass die Spieler wieder Selbstvertrauen haben. Natürlich hängt alles davon ab, wie sich die Mannschaft letztlich auf dem Platz präsentiert. Die Spieler sind gefordert - und müssen von der ersten bis zur letzten Minute läuferisch und kämpferisch alles geben. Schafft Manuel Baum es, dahingehend auf die Jungs einzuwirken, bin ich guter Dinge. Und jeder Fußballer weiß: Ein Sieg - und die Welt schaut wieder anders aus.

»Wenn einer gekotzt hat, war das einfach so«



Ist es als Trainer in der heutigen Fußball-Welt wichtiger ein Menschenversteher zu sein als "nur" ein Fachmann?
Der Umgang mit den Spielern heutzutage ist komplett anders als zu meiner aktiven Zeit. Das ist nun einmal so. Ob diese Entwicklung gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Es ist nur wichtig, dass die Trainer wissen, wie sie mit den Jungs umgehen müssen, um diese zu Höchstleistungen zu animieren. Um das zu erreichen, ist es wichtig, ein Menschenversteher und ein Fachmann zu sein. Heute wird vieles hinterfragt. Spieler verlangen nicht nur aufgezeigte Wege, sondern auch dazugehörige Erklärungen. Wenn ich da nur an unsere Zeit denke...

Sprechen Sie weiter.
Die Zeiten ändern sich. Bei uns früher genügte oft ein klarer Befehl in strengem Ton und die Sache war geklärt. Was wir früher Kondition gebolzt haben - ich will gar nicht mehr daran denken. Und wenn - salopp gesagt - einer gekotzt hat, war das einfach so. Scheinbar war dieses harte Training aber nicht mal so schlecht. Ich zum Beispiel war eigentlich immer fit und in der Folge nur wenig verletzt.



Zurück zur Gegenwart: Ist Schalke 04 untrainierbar? Die Liste der hoffnungsvollen Trainer, die zuletzt gescheitert sind, ist ellenlang.
Wir sind schon ein schwieriger Verein (lacht herzlich). Schon in den 70er Jahren waren die Erwartungen in Gelsenkirchen sehr hoch. Das liegt vor allem daran, weil Schalke deutschlandweit Fans hat und somit praktisch überall im Gespräch ist. Diese Bekanntheit hat auch ihre negativen Seiten - vor allem, wenn's nicht läuft.

Warum kommt der Verein nie zur Ruhe?
Bis auf einige wenige Mannschaften müssen alle Vereine regelmäßig ihre besten Spieler abgeben. Und die Liste an Top-Spielern, die S04 in den vergangenen Jahren verloren hat, ist lang. Nur Bayern, Dortmund und vielleicht Leipzig schaffen es, Spieler länger zu halten und somit für Konstanz zu sorgen. Alle andere haben zu kämpfen. So muss sich unsere Mannschaft regelmäßig neu erfinden, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Und dann kommt der vorher erwähnte Bekanntheitsgrad von Schalke hinzu. Auf uns wird immer besonders geblickt.

Mit welchen Gefühlen beobachten Sie die aktuelle Entwicklung von Königsblau?
Ich leide schon mit, es tut mir weh. Ich wohne inzwischen seit knapp 50 Jahren im Ruhrpott. Schalke ist mein Verein. Und es wäre schon mein Wunsch, dass die Jungs problemlos oben mitspielen. Ist das nicht der Fall, geht es mir nicht gut – vor allem wenn es Richtung Abstiegszone geht. Irgendwie habe ich es aber auch schon akzeptiert, dass es bei uns immer auf und ab geht. Das gehört ja fast schon dazu bei uns.

Geboren wurde die Torjäger-Legende in Kreuzstraßl, einem kleinen Örtchen der Gemeinde Lindberg im Landkreis Regen.
Geboren wurde die Torjäger-Legende in Kreuzstraßl, einem kleinen Örtchen der Gemeinde Lindberg im Landkreis Regen. – Foto: FC Schalke 04


Blickt man als Schalker angesichts der immer wieder unruhigen Phasen nicht sogar etwas neidisch zum gelben Nachbarn?
Welche Vereine stehen oben? Die, die einen Geldgeber im Hintergrund haben. Bayern hat mit Adidas, Allianz und Audi starke Partner. Leipzig, Leverkusen, Hoffenheim, Wolfsburg haben Investoren. Dortmund ist eine Aktiengesellschaft. Und wir sind noch ein eingetragener Verein. Noch Fragen?

Sind Sie ein Befürworter der immer wieder im Raum stehenden Ausgliederung der Profiabteilung?
Dieser Schritt ist unumgänglich. Auch ich bin in dieser Hinsicht Fußballromantiker und sehe es gerne, dass Schalke noch ein e.V. ist. Aber man darf sich auch nicht vor der Zukunft verstecken. Man muss mit der Zeit gehen. Und Geld reagiert eben die Welt - auch den Fußball. Deshalb müssen auch wir uns öffnen. Denn dann haben wir wieder mehr Möglichkeiten was die Finanzen betreffen. Nur gibt es bessere Situationen wie die jetzige, um diesen Schritt zu wagen. Derzeit dürfte der Wert des Vereins etwas niedriger sein als noch vor einiger Zeit.

Im zweiten Teil des Exportschlager-Interviews spricht Klaus Fischer, der seine ersten Herrenspiele noch für den SC Zwiesel absolvierte, auf den heutigen Fußball mit all seinen positiven und negativen Randerscheinungen - und auf die Schwächephase der Vereine aus dem Landkreis Regen, die seiner Meinung nach kein Einzelfall ist...

Aufrufe: 026.10.2020, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor