2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielbericht
Ab ins Netz: Hier fällt das 2:0 des SC Idar von Florian Zimmer.
Ab ins Netz: Hier fällt das 2:0 des SC Idar von Florian Zimmer. – Foto: Mario Luge

Zimmer-Service für die Eintracht

Überragender Idarer Doppeltorschütze beim 2:0-Erfolg in Bad Kreuznach

Bad Kreuznach. Warum einst die Coachingzone im Fußball erfunden wurde, das wird Andy Baumgartner wohl nie verstehen. Der Trainer des SC Idar braucht das Hütchen-Geviert gerade mal gar nicht als Aufenthaltsraum. Zumindest nicht bei den Lokalduellen, wie sie sich seiner Mannschaft gerade in der Verbandsliga bieten. Etwa zum Auftakt in Meisenheim oder gerade jetzt in Bad Kreuznach. Da tigerte der Übungsleiter aus Merxheim doch lieber durchs Moebusstadion. Während die Partie lief, wohlgemerkt. Anfangs hin und her zwischen der überdachten Bank und den Freiluftsitzen. Später mal die Linie entlang bis hinter das eigene Tor, dann auch mal rauf auf die Tribüne, wo der Sohnemann mit seinen Kumpels spielte.

Die Anspannung bei Andy Baumgartner war greifbar und legte sich erst in der Nachspielzeit. Derweil war sein Pendant auf Eintracht-Seite viel zu sehr mit Spielanalyse beschäftigt, um an Spazierengänge zu denken. Thomas Schwarz war dabei vom Spielverlauf gar nicht allzu sehr überrascht. „Den Druck des Gewinnenmüssens hat Idar“, betonte er schon vor Anpfiff.

Was Schwarz als Druck bezeichnete, war für Baumgartner eher: Feuer. Und das entzündete den Fußball-Philosoph in ihm: „Wer kein Feuer hat, kann keines entfachen“, sinnierte er. Heiß waren die Gäste aus der Schmuckstadt bereits vor der Pause, als mit den beiden Toren zum 2:0-Endstand eventuell vorhandene Bad Kreuznacher Siegesträume recht zeitig gelöscht wurden.

Gästen genügt auch weniger Platz für ihr Diagonalspiel

Der Bad Kreuznacher Plan, Idarer Diagonalpassspiel vor allem durch Rückzug in die eigene Hälfte zu unterbinden, klappte nicht so wirklich. Auch den spärlich verbliebenen Raum nutzen die Gäste überragend, hätten schon früh in Führung gehen können. Fast an allen gefährlichen Offensivmomenten beteiligt war Florian Zimmer. „Unglaublich, in der Vorbereitung hat er das offene Scheunentor nicht getroffen, und jetzt blüht er auf“, freute sich Baumgartner über die beiden Tore seines Angreifers (19. und 38.), der zudem auch noch den Pfosten getroffen hatte (62.) und zweimal aussichtsreich von SGE-Keeper Mark Becker entschärft wurde. Dazu landete in der Schlussphase auch noch ein Idarer Freistoß der Latte. Der Erfolg entsprach dem Spiel.

Daran wollte auch der Eintracht-Coach gar nicht rütteln. „Alles verdient. Ärgerlich ist nur die Art und Weise, wie wir die Gegentore kassiert haben. Die erste Viertelstunde hatte ich ein gutes Gefühl, aber Idar hat eben ein ungeheure Qualität.“ Und die gestattete der Eintracht nicht, den Ball ordentlich nach vorne zu transportieren, von Gefahr im gegnerischen Strafraum ganz zu schweigen. Was nicht nur dem SGE-Coach trotz allem Mut macht: Die Mannschaft gibt sich nicht auf, betreibt bis zum Schluss enormen Aufwand.

Wie ein Innenverteidiger zum Stürmer wird

Tore (nicht) kassieren ist das eine, Tore schießen zählt aber eben auch beim Fußball. Und da hatten die Bad Kreuznacher ähnlich wie schon beim 1:0-Auftaktsieg gegen Pirmasens II erschreckend wenig zu bieten. Aus Gründen. Lucas Alves ist für zwei Spiele gesperrt, Eray Öztürk hat bis Montag eine Auszeit verordnet bekommen. Und so kam für Deniz Darcan in der 65. Minute mit Niclas Mörbel einen Innenverteidiger zum Einsatz in der Sturmmitte. „Der Trainer hat mich morgens angerufen“, erzählt der 23-Jährige, der in der C-Jugend bei Hassia Bingen zuletzt in der Offensive aufgelaufen war. Ansage von Schwarz: „Erstmal Bank. Wenn Einsatz, dann vorne.“

In einer guten Fußballgeschichte hätte Mörbel kurz vor Abpfiff den Bad Kreuznacher Siegtreffer erzielt. Dazu kam es aber nicht, auch weil der SC Idar einfach zu stark war, gutes Pressing zeigte, im schnellen Umschaltspiel jederzeit gefährlich kombinierte und auch einer später höher verteidigenden SGE keine Chancen gestattete.

Und so verbrachte dann auch Andy Baumgartner wenigstens die letzten Minuten sitzend und mit etwas niedrigerem Ruhepuls auf seiner Bank. In der Coaching-Zone.

„Ich bin eben immer angespannt. Und ich freue mich für die Jungs. Jetzt konzentrieren wir uns auf den Verbandspokal unter der Woche.“ Da geht es für die Idarer gegen den ASV Fußgönheim, während die Kreuznacher den SV Gonsenheim erwarten. „Das wird natürlich ein Pfund“, sagt Thomas Schwarz. „Aber auch da haben wir den Anspruch, gewinnen zu wollen.“ Dafür braucht‘s allerdings mehr Möglichkeiten. Und vor allem: Tore.

Aufrufe: 020.9.2020, 17:30 Uhr
Mario LugeAutor