2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Frank Möller

Lieber hinter, als vor der Kamera

Christian Voigt ist Hobby-Filmer und auf den Fußballplätzen der Region gern gesehen

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Christian Voigt erfüllt Träume – oder welcher Kicker möchte seinen Treffer in einem entscheidenden Fußballspiel oder einen besonderen Erfolg nicht noch einmal in bewegten Bildern sehen? Der Stendaler ist Hobby-Kameramann und auf den Fußballplätzen der Altmark zu Hause.

Die Riege der Sportsender im Fernsehen hat aktuell Schwierigkeiten, sein Programm zu füllen. Das verwundert kaum, schließlich finden aktuell keine Wettbewerbe statt – auch nicht im Fußball, bei dem es in den oberen Ligen um so viele Millionen Fernsehgelder geht. Die Mattscheibe bleibt aber auch bei Christian Voigt schwarz. Der Hobby-Filmer ist begeisterter Fußballer – jedoch eher abseits des grünen Rasens. Dort ist er häufig mit seiner Kamera anzutreffen. Nur im Moment muss auch er pausieren. Denn da keine Fußballspiele stattfinden, hat er auch nichts zu filmen. „Mir geht es – den aktuellen Umständen der Corona-Krise geschuldet – gut“, verrät der Stendaler gegenüber der Volksstimme. „Gleichzeitig schaue ich natürlich aber besorgt auf die Welt und die vielen Menschen, denen es momentan nicht gut geht.“

Sein Interesse am Fußball kam erst recht spät, wie er berichtet: „Ich habe dann aber sehr schnell gemerkt, dass ich weder in Punkto Ausdauer, noch in Sachen Talent irgendetwas vorweisen kann. So kam es dazu, dass ich Fußballspiele mit meiner Kamera begleite.“

Sein Hobby begleitet Voigt nun schon seit dem Jahr 2006, also 14 ganze Spielzeiten. „Ein Freund von mir hat damals beim SV Rochau angefangen zu kicken, währenddessen ich mir meinen ersten, halbwegs guten Camcorder gekauft hatte. Er bat mich dann, bei einem Hallenturnier in Goldbeck ein paar Aufnahmen von ihm zu machen. Fortan nahm die Geschichte ihren Lauf“, erinnert sich der Filmer zurück. Ein konkretes Ziel verfolgten sein Kumpel und er damit anfangs nicht. Es ging mehr um den Spaß. „Wir haben uns damals die Aufnahmen meistens immer unmittelbar nach einem Ligaspiel angeschaut und uns teilweise darüber kaputtgelacht, was wir gesehen habe. Anfangs war es auch nur für rein private Zwecke gedacht.“

Mittlerweile hat sich das verändert. Der Stendaler hat Freude daran gefunden, „Fußballspiele in einer annehmbaren Qualität Fans und Spielern als Video-Zusammenschnitt präsentieren zu können“, so Voigt. „Mittlerweile interessieren sich auch immer mehr Trainer für meine Aufnahmen, jedoch häufig gleich für das gesamte Spiel. Dies hilft in ihrer Spielanalyse, weshalb die Nachfrage dazu steigt.“ Vielleicht könnte sich hier für den Videografen also noch eine Marktlücke auftun.

„In erster Linie betreibe ich einen Youtube-Kanal unter dem Namen Altmark Fußball. Dazu gibt es auch eine Seite auf dem sozialen Netzwerk Facebook, auf dem ich die Links zu den Videos teile, damit Interessierte sie schneller finden können“, erklärt Christian Voigt. „Diese Seite hat aktuell über 3.000 Follower. Seit vergangenem Sommer pflege ich für den TuS „Siegfried 09“ noch einen weiteren Youtube-Kanal. Dieser heißt „TUS 09“ und zeigt ausschließlich Partien mit Wahrburger Beteiligung.“

Wonach er die Spiele, die er begleitet, auswählt, beschreibt er ganz einfach: „In der Hinrunde einer jeden Saison wähle ich die Partien gern querbeet aus. Da kommt es darauf an, worauf ich gerade Lust habe. Ich versuche auch darauf zu achten, dass jeder Verein einmal dran ist. Als „One-Man-Show“ ist das in der Größe unserer Altmark mit ihren vielen Vereinen natürlich kaum zu bewerkstelligen.“

Doch in der zweiten Saisonhälfte gibt es dann schon einige Vorlagen, welche Partien interessant sind. „Ab der Rückrunde schaue ich dann natürlich schon verstärkter auf die Tabellenkonstellation in den vereinzelten Ligen und wähle da gern die Topspiele aus, in denen es um Auf- oder Abstieg geht.“

Man könnte meinen, so ein Fußballspiel filmen und ein paar Szenen ins Internet setzen, sollte doch ein Kinderspiel sein. Dabei steckt dahinter teilweise mehr Aufwand, als so mancher Kreisligakicker selbst für sein Hobby, das Fußballspielen, aufbringt. „Das hängt natürlich hauptsächlich davon ab, wie viel Sehenswertes in einer Partie passiert ist. Da ich alles manuell bearbeite, ist ein torloses 0:0-Unentschieden aus meiner Sicht natürlich am einfachsten, da es am wenigsten Arbeit erfordert. (lacht) Doch die Zuschauer wollen ja Tore und tolle Spielzüge aus den Partien sehen – und ich natürlich auch. Neben der Fahrt zu den Spielen in der gesamten Altmark, den 90 Minuten plus Nachspielzeit Aufzeichnung und der Rückfahrt dauert es dann noch einmal bis zu zwei Stunden, bis der Bericht dann fertig online abrufbar ist“, erklärt der Macher von „Altmark Fußball“. In den vergangenen 14 Jahren sind die Zusammenfassungen Voigts auch immer professioneller geworden. Das liegt auch daran, dass der Stendaler sich stets versucht, weiterzuentwickeln.

„Ich habe einfach gezielter darauf geachtet, wie professionelle Kameraleute arbeiten. Fernseh-Zusammenfassungen aus der Regional- oder Oberliga waren dafür sehr hilfreich. Das Bild, welches früher deutlich unruhiger und verwackelter wirkte, sollte ruhig und flüssig laufen. Damit ich das auch hinbekomme, habe ich vor einigen Jahren viel Geld in die Hand genommen und in verbesserte Technik investiert. Was das betrifft bin ich über die Jahre – im nächsten Jahr sind es schon 15 – ziemlich perfektionistisch geworden. Schon Kleinigkeiten wie Windgeräusche ärgern mich. Das ist auch ein Problem, an dem ich aktuell arbeite, um es in den nächsten Monaten verbessern zu können“, beschreibt Voigt seine Entwicklung.

Auffällig ist, dass die Zusammenfassungen – anders als in der Sportschau oder dem Sportstudio – ohne Kommentar über den Bildschirm gehen. Allein die originalen Ton-Aufnahmen von Zuschauern, Trainern und Spielern sind in den Berichten zu hören. „Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal halte ich mich nicht für einen guten Kommentator und hätte generell Bedenken, ob ich nicht zu parteiisch berichten würde. Ich bin auch der Meinung, dass sich jeder selbst sein Bild vom Gezeigten machen sollte. Bisher habe ich dafür auch viel Zuspruch bekommen, da die Zusammenfassungen einen besonderen Reiz haben, weil sie eben ohne Kommentar sind“, so der Stendaler.

Abgesehen von seinem Hobby auf den Fußballplätzen der Altmark ist Christian Voigt natürlich auch Fußballfan. „Grundsätzlich schaue ich mir von der Bundesliga bis zur Oberliga schon so manches Spiel an“, sagt er. Einen Lieblingsverein hat er dabei aber nicht. „Sympathien sind für verschiedene Klubs vorhanden. Das reicht von beispielsweise Eintracht Frankfurt oder Holstein Kiel aus den Profiligen bis hin zu kleineren Vereinen wie dem SV Babelsberg“, so Voigt. Er hofft, dass diese Krise langsam zu Ende geht, damit auch er seinen Youtube-Kanal wieder mit neuen Zusammenfassungen bespielen kann.

Aufrufe: 09.4.2020, 08:09 Uhr
Stefan RühlingAutor