2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Die Eistonne gehört dazu: Der RSV-Athletik-Trainer Daniel Raphaélian (2. v. l.) macht den Landesligisten in Stahnsdorf fit für das Aufstiegsrennen. Fotos: Dr. Athletics
Die Eistonne gehört dazu: Der RSV-Athletik-Trainer Daniel Raphaélian (2. v. l.) macht den Landesligisten in Stahnsdorf fit für das Aufstiegsrennen. Fotos: Dr. Athletics

"Der Waldlauf ist überholt"

Athletik-Coach Daniel Raphaélian macht halb Berlin und Brandenburg flinke Beine. Davon profitiert auch der RSV Eintracht 1949.

Dieser Mann ist ein Sportfreak: Bereits als Jugendlicher war Daniel Raphaélian Fußballtrainer, coachte über Jahre in einem Nachwuchsleistungszentrum unter anderem U17-Bundesliga-Teams und hat sich neben seinem Hauptberuf als Polizeibeamter nun auch noch als Personaltrainer selbstständig gemacht - um sich auf fußballspezifisches Athletiktraining zu spezialisieren.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine.

Als persönlicher Athletiktrainer trainiert Daniel Raphaélian momentan neben einigen Profis auch Nachwuchstalente aus der U19- und U17-Bundesliga. Und nicht zuletzt ist er regelmäßig in Stahnsdorf am Werk. Bei den 1.Herren des RSV Eintracht 1949.

Schaut man sich Deine Instagram-Seite an, fällt der Blick immer wieder auf Bilder mit dem ehemaligen Cottbuser Maximilian Philipp. Er hat seinen Weg aus der Energie-Reserve bis in die Profi-Elf von Borussia Dortmund gemacht. Seid Ihr nur Trainingspartner oder auch Freunde?

Mili kam damals als C-Jugendspieler zu mir in die U15 zu Tennis Borussia. Seitdem ist der Kontakt eigentlich nie abgerissen und seit einiger Zeit trainieren wir zusammen. Als Personaltrainer ist man mehr, als nur Trainer. Natürlich sprechen wir vertraut über gewisse Themen, die ihn beschäftigen und lachen oft zusammen.

Zurzeit befindet sich Philipp in der Reha: Arbeitest Du auch dort mit ihm zusammen?

Jein. Wir haben zwischen den Jahren trainiert, als er in Berlin war. Dabei ging es allerdings eher um die Erhaltung der Fitness und gezieltes Kraft- und Beweglichkeitstraining im Oberkörperbereich. Auch Aquajogging und Schwimmen ohne Beine stand auf dem Plan. Die eigentliche Reha führt er bei OSPhysio in München durch.

Kommen alle Spieler zu Dir nach Berlin/Brandenburg oder nimmst Du dafür auch lange Fahrtwege auf dich?

Sowohl als auch: Ich habe noch kein eigenes Trainingsstudio, aber verschiedene Partner, bei denen ich mein Personaltraining anbieten darf. Zusätzlich fahre ich auch deutschlandweit zu Spielern, um für sie wohnortnah mit ihnen zu trainieren. Auch die Begleitung eines Spielers im Urlaub gab es schon.

Mit welchen Trainingsschwerpunkten arbeitest Du?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich bespreche mit jedem Spieler ganz individuell seine Ziele, Stärken und Schwächen. In der Regel geht es aber natürlich bei jedem darum, leistungsfähiger und verletzungsunanfälliger zu sein beziehungsweise zu werden. Die Steigerung der Performance, aber auch die Verletzungsprophylaxe stehen bei meinem Athletiktraining im Vordergrund. Welche Trainingsinhalte - zum Beispiel Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination oder Regenerationsstrategien - letzten Endes trainiert werden, ist von Spieler zu Spieler verschieden.

Gehört dazu auch mal ein ordentlicher Waldlauf oder bist Du eher Verfächter der "neuen" Trainingsmethoden?

Meines Erachtens ist der typische Waldlauf, wie er früher oft in den Saisonvorbereitungsplänen der Fußballmannschaften zum Aufbau der Ausdauer vorkam, überholt. Um die fußballspezifische Ausdauerfähigkeit zu steigern, gibt es andere, effektivere Trainingsmethoden wie beispielsweise ein gut getimtes hochintensives Intervalltraining. Es geht darum, die Spieler bestmöglich auf die Belastungen des Spiels vorzubereiten. Das funktioniert nach dem Leitsatz „So wie du spielst, solltest du trainieren“. Also nicht in gleichbleibendem moderaten Tempo eine längere Zeit, sondern Intervalle in verschiedenen Laufgeschwindigkeiten. Als Regenerationsmaßnahme kann ein Waldlauf jedoch sehr gut geeignet sein. Ich selber jogge sehr gern hin und wieder durch den Wald, um den Kopf frei zu kriegen oder neue Pläne zu schmieden.

Variierst Du bei der Länge der Einheiten oder gibt es dort ein Idealmaß?

Das ist ebenso unterschiedlich und richtet sich immer nach dem Trainingsziel und dem momentanen Zustand des Spielers. Grundsätzlich stehe ich jedoch eher auf kurze, knackige Einheiten als auf lange.

Die wohl auch für dich wichtigste Frage: Sind die von Dir trainierten Spieler bisher zufrieden mit deiner Leistung?

Davon bin ich überzeugt. Ich betreue die meisten Spieler bereits über einen längeren Zeitraum und bekomme von ihnen sehr gutes Feedback zu mir selbst, zum Training und zu den Trainingsfortschritten.

Workout-Kollegen und Freunde: Daniel Raphaélian und der Ex-Cotbusser und BVB-Profi Maximilian Philipp nach dem Training.



Jetzt arbeitest Du meistens mit unterschiedlichen Einzelsportlern zusammen, wie sieht es im Mannschafts-Fußball aus?

Ich bin momentan neben dem Personaltrainer auch verantwortlicher Athletiktrainer beim RSV Eintracht 1949 und betreue dort in dieser Funktion sowohl die 1. Herrenmannschaft als auch die Jugendmannschaften auf Großfeld. Wohin der Weg geht, wird die Zeit zeigen.

Gerade ist Vorbereitungszeit, da freuen sich die Jungs bestimmt, dein Gesicht bei den Trainingseinheiten zu sehen, oder?

Ich denke schon, dass die Jungs sich freuen, mich beim Training zu sehen. Ich pflege einen guten Umgang versuche immer ein gutes, effektives Training anzubieten und die oftmals unbeliebten athletischen Trainingsinhalte gut und spielerfreundlich zu verpacken. Bei der ersten Trainingseinheit nach der relativ kurzen Winterpause habe ich einen Ausdauertest aufgebaut, da gab es natürlich das ein oder andere lange Gesicht. Ich weiß aber, dass die Jungs meine Arbeit schätzen und letzten Endes wissen, dass das Training ihnen auf lange Sicht gut tut.

Wann hast Du dort die Leitung übernommen und welche Fortschritte sind bei den einzelnen Spielern oder der gesamten Mannschaft zu erkennen?

Ich bin seit zwei Jahren beim RSV im Jugendbereich und seit Anfang der laufenden Saison im Herrenbereich als Athletiktrainer tätig. Anfangs standen sowohl die Verletzungsprophylaxe als auch die Einführung einer sinnvollen Bewegungsvorbereitung für die kommenden Anforderungen im Vordergrund. Aber wir konnten uns im Bereich der fußballspezifischen Ausdauerfähigkeit enorm verbessern. Ein Spiel dauert eben 90 Minuten und in jeder Sekunde muss der Körper bereit sein, Höchstleistung abzurufen...


Sieben Punkte Rückstand bei einem Spiel weniger - Aufstieg noch möglich?

Im Fußball ist alles möglich! Ich glaube fest daran, dass wir mit unserer Mannschaft den Aufstieg erreichen können. Am 10. Februar geht es wieder los, ich verspreche, dass die Jungs bis dahin so fit sind, dass wir eine ordentliche Rückrunde spielen können.

Sind Fußballer deine einzigen sportlichen Begleiter?

Die meisten von mir betreuten Sportler sind tatsächlich Fußballer, da ich mich ja genau daraufhin spezialisiert habe. Aber auch Basket-, Foot- und Handballspieler habe ich bisher trainieren dürfen. Außerdem biete ich noch Fitness-Personaltraining für den Normalo an.

Wenn Du nicht auf dem Platz stehst – wo trifft man Dich sonst an?

Tatsächlich verbringe ich sehr viel Zeit auf dem Fußballplatz oder anderen Trainingsflächen, entweder als Trainer oder auch selber als Sportler. Ansonsten liebe ich es, mal in der Therme zu entspannen, mich mit Freunden oder meiner Familie zu treffen, gut essen zu gehen oder zu kochen oder einfach mal auf meiner Couch zu liegen und Fußball oder einen guten Film zu schauen.

Letztes Stichwort: Essen. Ernährungsberatung steht auf deiner Agenda – ich neige zu Süßigkeiten und Kohlenhydraten - was kannst Du mir empfehlen?

Kohlenhydrate stellen die wichtigste Energiequelle für Sportler dar, deswegen bin ich weit davon entfernt, den momentanen Trend mitzumachen, sie zu verteufeln. Die entscheidende Frage ist jedoch die richtige Auswahl: vollwertige anstatt kurzzeitige Kohlenhydrate sind wichtig. Ich selber liebe gute Schokolade auch und genieße sie öfter, als viele wahrscheinlich denken. Natürlich ist es kontraproduktiv, wenn man abnehmen will, am Tag mehrere Tafeln Schokolade zu essen. Aber ich vermeide Verbote beim Ernährungscoaching. Das bringt meistens nämlich nur das Gegenteil. Ich versuche eher das Bewusstsein für die passende Ernährung zu stärken und in diesem Rahmen auch das maßvolle, bewusste Genießen - zum Beispiel von Schokolade - zu fördern.

Das Gespräch führte Marcel Peters

Im Trainer-Profil: Daniel Raphaélian

Die Homepage des RSV-Athletik-Coaches: www.dr-athletics.de

Aufrufe: 026.1.2018, 11:13 Uhr
Marcel PetersAutor