2024-04-30T13:48:59.170Z

Spielbericht
Das war bitter: Der 1. FC Kaan-Marienborn verpasste gegen Rot-Weiß Oberhausen trotz guter Leistung eine Überraschung:  Fotos: Julian Kaiser
Das war bitter: Der 1. FC Kaan-Marienborn verpasste gegen Rot-Weiß Oberhausen trotz guter Leistung eine Überraschung: Fotos: Julian Kaiser

Starke Käner schrammen an Überraschung vorbei

Nehrbauer-Elf hat RWO am Rande einer Niederlage, verliert am Ende dennoch

1. FC Kaan-Marienborn - Rot-Weiß Oberhausen 3:4
Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten – und am Ende verliert eine Mannschaft, die im Keller hängt. Das hat eine Menge mit dem so genannten Spielglück zu tun, aber auch – und daran führt kein Weg vorbei - mit dem Quäntchen an Qualität. So geschehen das Ganze am Nachmittag im Siegener Leimbachstadion, als sich der 1. FC Kaan-Marienborn mal wieder teuer verkaufte, zum Schluss aber – mal wieder – mit leeren Händen dastand. 300 jubelnde Fans von Rot-Weiß Oberhausen besangen die noch mögliche Regionalliga-Meisterschaft, weil ihre Mannschaft in der Schluss-Viertelstunde einen 2:3-Rückstand umbog und mit dem glücklichen 4:3-Sieg im Aufstiegs-Rennen bleibt.

Kaans Trainer Thorsten Nehrbauer hatte bei seiner Aufstellung an ein paar Stellschrauben gedreht. Überraschend dabei sicherlich, dass Jonas Brammen im Tor Christian Bölker ablöste. „Wir sind in einer Situation, in der man mal was verändern muss, um auch mal das Spielglück zu zwingen“, erklärte der Coach die Maßnahme. Um es vorweg zu nehmen: Am Ex-Hammer zwischen den Pfosten lag es nicht, dass dieses Glück sich einmal mehr nicht zwingen ließ. Auch der als Linksverteidiger in die Startelf gerückte Mats-Lukas Scheld war alles andere als ein Ausfall. Weil Arthur Tomas auf der linken Seite für seine energischen Vorstöße auf dem linken Flügel dadurch größere Freiheiten genoss. Die gegen Aachen gelbgesperrten Zlatko Muhovic und Elsamed Ramaj mussten mit einem Platz auf der Bank Vorlieb nehmen.

Und das alles schien eine gute Wahl zu sein, denn die Käner kamen blendend aus den Startlöchern. Hätte Daniel Waldrich gleich in der 1. Minute kühleren Kopf bewahrt, als er RWO-Keeper Daniel Davari ausgespielt hatte, den Rückpass in die Mitte aber zu überhastet spielte, eine ganz frühe Führung hätte dem FCK in die Karten spielen können. Oberhausen, das war schon in diesen ersten Szenen der Partie zu erkennen, hatte seine Probleme, den Rhythmus zu finden, der dem Team von Mike Terranova den Superlauf der vergangenen Wochen ermöglicht hat.

Doch die gute Anfangsphase verpuffte – und es zeichnet eine Spitzenmannschaft aus, dass sie nicht die großen Möglichkeiten benötigt, um Tore zu machen. Zum 0:1 nach 19 Minuten benötigten die Gäste noch nicht mal eine Chance. Der 25-Meter-Schuss von Raphael Steinmetz knallte unhaltbar unter die Latte. Alles im Lot, sollte man meinen, zumal Cihan Özkara genau sieben Minuten benötigte, um den zweiten RWO-Treffer nachzulegen. Toni Gänge hatte am Fünfmeterraum Moritz Brato angeschossen, der Ball fiel Özkara auf den Fuß. „Tore aus dem Nichts“, schüttelte Thorsten Nehrbauer den Kopf, der sich immer wieder über solche Fehler ärgern muss.

Doch es spricht für die Mentalität des 1. FC Kaan-Marienborn, dass er dieses 0:2 wegsteckt und zurückschlägt. Und das in Person von Burak Gencal. Er benötigt genau fünf Minuten, um mit seinen beiden Toren offensichtliche Schwächen im Oberhausener Defensivverbund aufzudecken und zu bestrafen. Das war alles andere als sattelfest, was sich die ambitionierten Gäste da erlaubten. Jeweils im Fünfmeterraum nutzte das Gencal aus – und plötzlich war die Partie wieder offen und alles schien möglich.

„Oberhausen – da war doch was...“, jubelten sich die Käner Anhänger auf der Tribüne, als in der 52. Minute Tiziano Lo Iacono der Partie eine völlig andere Richtung gab. Richtig: Im Stadion Niederrhein hatte der FCK mit 3:2 seinen ersten Sieg der Saison eingefahren. Und nun die 3:2-Führung nach 0:2-Rückstand. Sollte es den ersten Sieg in diesem Jahr geben, drei so wichtige Punkte für Moral und Selbstbewusstsein in diesem so schwierigen Kampf gegen den Abstieg?

Diese RWO-Mannschaft war schlagbar, ganz ohne Zweifel. Mit dazu beigetragen hat die Umstellung in der Abwehr noch vor der Pause , als Thorsten Nehrbauer den zunächst auf der „Sechs“aufgebotenen Brato als dritten Innenverteidiger ins Abwehrzentrum zurückzog und der Defensive so mehr Stabilität verlieh. Und hätte Schiedsrichter David-Markus Koj kurz nach dem 3:2 das Handspiel von Dominik Reinert geahndet, nachdem Daniel Waldrich aus dem Hinterhalt abgezogen hatte, wer weiß, wie es nach einem verwandelten Elfmeter ausgegangen wäre. Die Proteste halfen nicht, es gab nur einen Eckball.

Dass die Oberhausener nun natürlich mit Macht den Ausgleich und die erneute Wende in Angriff nehmen würden, war klar. Mit hohen Bällen, die die Käner allzu oft in Verlegenheit brachten, sorgten sie für Torgefahr. Und als Trainer Terranova mit Tarik Kurt 20 Minuten vor Schluss noch ein Ass aus dem Ärmel schüttelte, bahnte sich das an, was beim FCK allzu oft schon in dieser Saison zu beklagen war. Die Ordnung ging verloren, das beherzte Nachsetzen auf den zweiten Ball wurde vernachlässigt. Kurt zum ersten: der Ausgleich vier Minuten nach der Einwechslung. Dabei wäre der lange Flankenwechsel vom rechts auf den zweiten Pfosten zu verteidigen gewesen, war auch der Querpass an den Fünfmeterraum nicht unbedingt zwingend. Doch Kurt bekam den Fuß an den Ball und der flattert ins lange Eck. 3:3 und noch eine lange Viertelstunde stand den Känern bevor.

Das Spiel nach vorne kam nicht mehr in Gang, weil im Mittelfeld die Bälle zu schnell verloren gingen, der für diese Situationen eingewechselte Elsamed Ramaj – durch eine Fußverletzung in dieser Woche nur eingeschränkt im Training – konnte seine Schnelligkeit nicht einbringen. Die Folge: Einbahnstraßen-Fußball in der Schlussphase. Und dabei war die RWO-Abwehr anfällig, ließ dort vor allem der eingewechselte Mike Jordan große Unsicherheiten erkennen. Genutzt hat es den Känern nichts, weil Keeper Brammen zwei Minuten vor Schluss seine Mühe hatte, den abgefälschten Schuss von Innenverteidiger Jannik Löhden auf dem glitschig gewordenen Geläuf noch irgendwie mit langen Fingern abzuwehren, weil diesem Ball einfach kein Spieler in rot nachsetzte und weil eben dieser Tarik Kurt, gedankenschneller als alle Käner, diesen Abpraller ins Netz schob.

Aus und vorbei. Das glücklichere Team gewinnt, der beherzte Kampf des Abstiegskandidaten wird nicht belohnt. Wieder einmal muss der Weg in die Kabine mit hängenden Köpfen angetreten werden. Fazit: Es nützt nichts, lange Zeit gut auszusehen, nur um dann in entscheidenden Situationen zweiter Sieger zu sein. Am Ende steht ein FC Kaan mit leeren Händen da, der sich teuer verkauft, aber mit solchen Niederlagen das rettende Ufer immer weiter aus dem Blickfeld verliert.


Schiedsrichter: David-Markus Koj (SC Wegberg)
Tore: 0:1 Raphael Steinmetz (19.), 0:2 Cihan Özkara (26.), 1:2 Burak Gencal (32.), 2:2 Burak Gencal (37.), 3:2 Tiziano Lo Iacono (52.), 3:3 Tarik Kurt (74.), 3:4 Tarik Kurt (89.)

Aufrufe: 013.4.2019, 17:53 Uhr
fridaAutor