2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht

Der Wahnsinn von Rossau

Eines vornweg, an dieses Spiel werden sich alle Zuschauer und Beteiligten sicher noch lange erinnern. Das war ein Fight vom Feinsten zwischen zwei ebenbürtigen Mannschaften, die sich nichts schenkten.


Vom Start weg attackierten die Gastgeber sehr forsch und gaben den Liestener Mittelfeldspielern kaum Zeit zum Luftholen. Die Ballverluste häuften sich, der Weg auf die offensiven Außenspieler Benecke und Kordus wurde zu selten gefunden. Die erste Schreckminute nach 2 Minuten, allerdings für beide Teams. Liestens Stürmer Steffen Schmidt und Rossau´s Abwehrchef Schulz stiessen unglücklich mit den Köpfen zusammen, für den einen gab es ein geschwollenes Auge, für den anderen einen weißen Kopfverband, beide Spieler konnten weiterspielen und wurden im Verlauf des Spieles auch noch wichtig. Weniger schön für den SVL die 5.Minute, ein nicht sauber geklärter Ball landete vor den Füßen von Stefan Huth, der einfach einnetzen konnte. Schon jetzt erwiess sich der RSV als der erwartet harte Gegner. Das Pressing der Hausherren funktionierte mit viel Laufbereitschaft und Disziplin hervorragend, etliche Ballverluste sorgten für viel Druck auf die Liestener Hintermannschaft. Klare Chancen blieben allerdings aus, ausser einer verunglückten Aktion von Pawel Kijewski, der Jonathan Gehrke im Liestener Tor zu einer Parade zwang. Das war jedoch mehr als der Gast zu Stande brachte, der in den ersten 45 Minuten ohne zwingenden Torabschluß blieb.


Die Halbzeit Zwei nahm auch sofort Fahrt auf, Rossau´s Gegenpressing funktionierte nicht mehr so effektiv, wodurch die Liestener Doppelsechs ihren Anteil am Spiel fanden. Und ein Standard half dem SVL in die Spur, ein Eckball von Rene Mangrapp setzt Steven Beck an die Latte, der Ball tropft auf den Kopf von Sebastian Kordus - 1-1 (50.) Rossau blieb allerdings im Spiel und wurde durch Huth immer gefährlicher. Und das wurde in Minute 56 auch wieder belohnt, Gehrke und Kijewski agierten nicht souverän, Huth sagt Danke, 2-1. Doch der SVL war jetzt wenigstens kämpferisch im Spiel und nutzte in der 63.Minute einen weiteren Standard zum 2-2, einen Freistoß von Rene Mangrapp netzt Filip Mateev unhaltbar ein. Nur Minuten später setzte der gleiche Spieler den Ball an den Pfosten, allerdings auf der Gegenseite. Dadurch bekam Rossau wieder Oberwasser und feuerte aus allen Rohren. Jetzt zeichnete sich Gehrke mehrmals aus und hielt alles, was es zu halten gab. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Angriffe der Gäste ebenfalls gefährlicher, leider fehlte immer wieder das letzte Quentchen zu einem klaren Abschluß und im Falle des inzwischen fast einäugigen Schmidt war der Querbalken im Weg. Beide Mannschaften wollten den Sieg, gingen jetzt All-In und schonten sich nicht. Das SR-Team um Karsten Fettback hatte trotzdem alles im Griff, seine lange Leine wurde bis zum Abpfiff gewährt. Als die Kräfte schwanden haute Rossau wiederum einen raus, wieder war Huth involviert, der sich an der linken Außenbahn an Kijewski vorbeiarbeitet, seine Hereingabe verwertet der ebenfalls gute Wolligandt zur 3-2 Führung (88.) für die Oranjes. Die Stimmung kochte jetzt über, aber die Dramaturgie des Spiels hatte noch mehr zu bieten. An solchen Tagen ist einfach alles möglich. Das dachte sich auch Steffen Schmidt, der Rene Mangrapp im Gegenzug in die Gasse schickt, der scheitert erst an Torwart Iglodan, doch der Abpraller landet wieder bei Mangrapp, der plötzlich vor dem leeren Tor steht und zum 3-3 (90.) einschiebt. Pech in dieser Aktion für Rossau, weil sich Iglodan an der Hand verletzt und für die restlichen Hinrundenpartien ausfällt. SR Fettback wertete diese Aktion als regelkonform, auch der SR-Assistent konnte keinen unfairen Einsatz von Mangrapp erkennen. Trotzdem etwas glücklich für den SVL. Und zum ersten Mal in diesem Match wirkte der Rossauer SV angeknockt. Jetzt liess deren Körpersprache erahnen, dass ein Punktgewinn nicht das Schlechteste wäre. Die Behandlungspause für den Keeper dauerte ein,zwei Minuten, sodass alle Beteiligten etwas Kraft tanken konnten. Und für die üppige Nachspielzeit hatten sich unsere Jungs ihren besten Angriff des Tages aufgehoben. Der unermüdlich rackernde Stephan Benecke setzt Steffen Schmidt auf halbrechter Position wunderbar in Szene und der Torjäger des SVL macht dass, wofür er im letzten Sommer nach Liesten geholt wurde. Trotz (oder wegen) der eingeschränkten Sicht bleibt Schmidt cool und lupft den Ball am herauseilenden Iglodan vorbei - 4:3 für den SVL. Jetzt brachen alle Dämme, die komplette Mannschaft versinkt in einer Jubeltraube, wissend wie wichtig dieser Dreier in Hinblick auf eine erfolgreiche Saison werden kann und wie hart erkämpft der Sieg gegen einen starken Gegner war. Eben dieser Gegner war allerdings der Meinung, dass sich ein 4:4 besser anhört und versuchte in den restlichen Minuten nochmal alles. Glombitza, als guter Standardschütze bekannt, jagte noch einen Freistoß aufs Liestener Gehäuse, dann pfiff Karsten Fettback ab und der SVL um Trainer Piotrowski feierte ausgelassen.


An Dramatik war dieses Spiel nicht zu überbieten. Der RSV geht dreimal in Führung, der SVL kommt dreimal zurück und die Glücksgöttin Fortuna lächelt bei ausgeglichenen Spielstand einmal kurz nach Liesten. Der Aufsteiger aus dem Altmarkkreis Ost zeigte in den 90 Minuten oberes Landesklasseniveau, während der SVL vor allem im ersten Durchgang blass blieb. In der 2.Hälfte war es ein ausgeglichenes Match, etwas Glück, die vielleicht größere Erfahrung, aber definitiv auch die Klasse des Kaders sichert den Sieg zugunsten des Tabellendritten.


Für den SVL geht es diese Woche im Kreispokal-Viertelfinale weiter, Gegner wird zum wiederholten Male der SV Grün-Weiß Potzehne sein. Das nächste Match in der Landesklasse wird am 23.11. im Liestener Waldstadion angepfiffen, Gegner der amtierende Staffelsieger aus Letzlingen.

Aufrufe: 011.11.2019, 22:25 Uhr
Mario SchulzAutor