2024-04-25T14:35:39.956Z

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Reinhold Breu (re.) mit einem der hoffnungsvollsten Talente des luxemburgischen Fußballs, Leandro Barreiro. F.:photosbyalbert
Reinhold Breu (re.) mit einem der hoffnungsvollsten Talente des luxemburgischen Fußballs, Leandro Barreiro. F.:photosbyalbert

Reinhold Breus Vision: Ein Drittligist für Niederbayern

48-jähriger Edenstettner hat seinen Vertrag beim luxemburgischen Verband bis 2021 verlängert +++ Was er über den Fußball in seiner Heimat denkt

Er macht weiter im Großherzogtum: Reinhold Breu (48) hat seinen Vertrag als Technischer Direktor beim luxemburgischen Fußballverband erneut bis zum Jahr 2021 verlängert und geht damit in seine Dienstjahre neun und zehn im kleinen Nachbarland. FuPa hat sich mit ihm über die Entwicklung unter seiner Regie unterhalten. Welche Ziele er verfolgt, warum er im April mit Jugendnationalteams nach Bernried kommt und was ihm konkret vorschwebt, dass es mit dem niederbayerischen Fußball wieder bergauf geht.

Reinhold Breu ist zu Recht ein wenig stolz. Unter seine Ägide als Technischer Direktor hat sich das kleine Luxemburg in der FIFA-Weltrangliste unter die Top-100 Nationen geschoben und belegt aktuell Rang 87. Klingt zunächst wenig spektakulär. Bedenkt man aber, dass Luxemburg nur ein Viertel der Fläche Niederbayerns besitzt und nur aus einem Spielerpool von rund 37.000 Aktiven auswählen kann, ist das schon äußerst beachtlich. Zum Vergleich: Unter dem Dach des Deutschen Fußballbunds (DFB) sind sieben Millionen Kicker organisiert. Acht Jahre ist der gebürtige Edenstettner nun schon im Großherzogtum aktiv. Als ihm das Angebot unterbreitet wurde, ob er denn das Jahrzehnt voll machen möchte, musste er nicht lange überlegen: "Ich bin innerhalb der UEFA der mit am längsten tätige Sportdirektor. Ich habe viele kommen und gehen sehen. Ich weiß meinen Job hier in Luxemburg zu schätzen, den gebe ich eigentlich nicht so gerne her", schmunzelt der 48-Jährige.

Die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Viele luxemburgische Nachwuchskicker werden in den Ausbildungszentren europäischer Erstligisten geschult. Jüngst gab der 19-jährige Leandro Barreiro sein Bundesliga-Debüt für den FSV Mainz 05 im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Ryan Johansson will über die U19 des FC Bayern den Sprung packen. Dazu passt, dass sich mit dem F91 Düdelingen der erste luxemburgische Klub überhaupt für die Gruppenphase der Europa League qualifizieren konnte. Ein Meilenstein, und da machte es auch nichts, dass der Verein erwartungsgemäß in einer Gruppe mit dem AC Mailand und Betis Sevilla als Tabellenletzter über die Ziellinie ging. Ganz nach dem Geschmack von Breu. Mittlerweile können seine Jugendteams mit den "Big Boys" Europas mithalten. "In den Freundschaftsspielen sind wir nahezu schon auf Augenhöhe. Geht`s aber um was, dann fehlt uns oft noch die Wettkampfhärte. Da klafft dann doch noch eine große Lücke, da haben wir noch viel Luft nach oben. Und daran werden wir den Hebel ansetzen", sieht Breu noch viel Verbesserungsbedarf. Um in Extremsituationen abliefern zu können, lässt er seine Teams an sogenannten "Development"-Turnieren der UEFA teilnehmen. Hier soll forciert werden, dass Spieler der U15 oder U16 dem Druck standhalten. "Wettkampf simulieren" nennt es Breu gerne.

»Es bräuchte ein großes, zentrales Projekt mit einem klug ausgetüftelten Konzept. Man müsste die Kräfte bündeln.«

Im April wird Reinhold Breu übrigens mit einigen luxemburgischen Teams nach Bernried kommen. Vom 8. bis zum 12. und noch einmal vom 15. bis zum 19. wird er jeweils mit einer Jugendmannschaft im Hotel Winterl gastieren. "Das wird jetzt kein klassisches Trainingslager, vielmehr werden wir ausgiebig testen. Wir steuern von Bernried aus die Jugendzentren des FC Bayern, des 1. FC Nürnberg, des FC Ingolstadt oder von Lask Linz an. Wir wollen uns auf hohem Niveau gegen starke Gegner beweisen", erklärt Breu den Heimattrip. Apropos Niederbayern, ungefähr alle zwei Monate zieht es ihn nach Hause. Dass es zwischen Landshut und Passau nur noch einen Regional- und einen Bayernligisten gibt, stimmt ihn nachdenklich. "Ich glaube nicht, dass es an den fehlenden Talenten liegt. Niederbayern hat meiner Meinung nach enormes Potential und hat immer gute Fußballer hervorgebracht." Um der immer größer werdenden Diskrepanz zwischen den Metropolregionen und dem ländlichen Raum zu begegnen, braucht es laut Breu frische Ideen und Visionen: "Dieses immer noch stark vorherrschende "Kirchturmdenken" wird nicht weiterhelfen. Es bräuchte ein großes, zentrales Projekt mit einem klug ausgetüftelten Konzept. Man müsste die Kräfte bündeln." Vielleicht ein FC Bayerwald, oder ein FC Rottal? "Warum nicht? Niederbayern ist viermal so groß wie Luxemburg. Ein Verein in der dritten Liga wäre ein Riesending. Klingt jetzt im ersten Moment abwegig, aber ich bin der Meinung, man muss sich hohe Ziele setzen, sonst kommt man nicht vorwärts."


Im Allgemeinen sieht Breu den Fußball am Scheideweg. "Es gibt oft nur noch schwarz und weiß. Hat ein Trainer nicht sofort Erfolg, muss er gehen. Das ist Gift für die Entwicklung des Fußballs. Der kurzfristige Zweck heiligt die Mittel, es ist immer Druck auf dem Kessel und Ergebnisse müssen abgeliefert werden. Aber so kann sich über einen längeren Zeitraum doch keine Spielidee entwickeln. Wo Ruhe und Kontinuität herrscht, da ist Erfolg." Gut möglich, dass er auch 2021 seinen Vertrag in Luxemburg noch einmal verlängern wird. Reinhold Breu könnte sich aber auch vorstellen, ganz was anderes zu machen. Er ist in einer komfortablen Lage: "Ich bin eigentlich offen für alles und werde das machen, worauf ich Lust habe. U19-Bundesliga, das würde mich zum Beispiel auch reizen." Und wer weiß, vielleicht zieht`s ihn ja zurück nach Niederbayern und er greift gemeinsam mit seinem Spezl Mario Tanzer an. Das hätte in jedem Fall Potential.






Aufrufe: 027.2.2019, 07:34 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor