2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Hempel
F: Hempel

Was wird aus der Regionalliga?

Über die Regionalliga-Reformen und den fehlenden Königsweg

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"Die Regionalligareform steht vor dem Scheitern", titelte der "Kicker". Der Deutsche Fußball-Bund hingegen erklärte: "Wir sind bei der Entscheidungsfindung im Soll." Derzeit fällt es schwer einzuschätzen, was mit der vierten Liga passiert, in der der Bonner SC gerade gegen den Abstieg kämpft. Bleibt es bei fünf Staffeln, gibt es ab 2020 nur noch vier oder sogar drei? Eine vom DFB eingesetzte Kommission, in der auch BSC-Präsident Dirk Mazurkiewicz sitzt, hat gut ein Dutzend Vorschläge diskutiert und sich auf ein Modell geeinigt, das aber noch viele Fragezeichen beinhaltet. An diesem Freitag wird das Thema im DFB-Präsidium besprochen, im September 2019 soll auf dem DFB-Bundestag eine Entscheidung fallen. Mazurkiewicz erklärt, wo die Probleme liegen.

Worum geht's?
Es gibt vier Absteiger aus der 3. Liga, aber fünf Regionalligen. Das Ziel ist, dass jeder Regionalligameister direkt aufsteigt. Um Vorschläge zu erarbeiten, hatte der DFB eine Kommission einberufen. Die 3. Liga trat in Vorleistung, indem sie dem vierten Absteiger bis 2020 zustimmte. Bis dahin, so die Forderung der Drittligisten, müsse die Regionalliga von fünf auf vier Staffeln verschlankt worden sein. "Derzeit sehe ich da noch keine Lösung, die allem und jedem gerecht wird", sagt Mazurkiewicz.

Wo ist das Problem?
Der DFB hatte vorgegeben, dass die Einteilung der Regionalligastaffeln sowohl die Grenzen seiner Landesverbände als auch die Grenzen der Bundesländer berücksichtigen müsse. Es soll also verhindert werden, dass etwa Viktoria Köln im Westen und der BSC im Südwesten spielt. Folglich ist es nicht möglich, dass völlig neu durchgemischt wird, um auf vier Staffeln zu kommen. Zwei Staffeln müssten zusammengehen. Oder eine Staffel würde - unter Einhaltung der Landesverbandsgrenzen - auf zwei andere Staffeln verteilt. Viele zeigen da auf die Regionalliga Nordost, da die neuen Bundesländer die geringste Vereins- und Mannschaftsdichte aufweisen. Allerdings weigert sich der Nordosten. "Kann ich verstehen", meint Mazurkiewicz. Es geht in dieser Frage auch um Macht und Einfluss.

Wie ist die aktuelle Regelung?

Für die Spielzeiten 2018/19 und 2019/20 gibt es eine zweijährige Übergangslösung. Der Südwest-Meister steigt jeweils direkt auf, ansonsten wird rolliert. Nach der laufenden Saison geht der West-Meister ohne Umweg, also ohne Entscheidungsspiele in die 3. Liga.

Ist die Reform gescheitert?

"Nein", sagt Mazurkiewicz. "Die Reform ist nicht gescheitert, und die Kommission ist nicht aufgelöst, wie oft behauptet wird. Wir haben dreimal getagt, alles erörtert und uns auf einen Kompromissvorschlag geeinigt, der jetzt im DFB-Präsidium besprochen wird." Danach bekommen der Westen und der Südwesten jeweils einen festen Aufsteiger. Die beiden anderen Aufsteiger kommen aus dem Süden, Norden und Nordosten. Dabei ließ die Kommission offen, ob das Aufstiegsrecht wechselt, eine Aufstiegsrunde gespielt wird oder aus drei Staffeln zwei werden. "Insgesamt vier Staffeln sind in diesem Modell nicht zwingend", erläutert Mazurkiewicz, "obwohl wir damit auf dem richtigen Weg wären."

Warum streikte die 3. Liga am vergangenen Wochenende?
In allen Drittligastadion ruhte für eine Minute der Ball. "Stillstehen gegen den Stillstand", hieß die Aktion. Die Drittligisten hatten den vierten Absteiger nur unter der Voraussetzung eingeführt, dass die Regionalliga vierstaffelig wird. Nun halten sie die Regionalligareform für gescheitert und kündigten eine Rückkehr zu drei Absteigern an.

Warum besteht die 3. Liga auf vier Regionalliga-Staffeln?
"Vier bilden ein besseres Fundament als fünf", sagt Mazurkiewicz. "Die 3. Liga will nicht, dass ihre Absteiger ins Bodenlose fallen."

Warum sollen der Westen und der Südwesten einen festen Aufsteiger bekommen?
"Der Indikator ist die Vereins- und Mannschaftsdichte", sagt Mazurkiewicz. "Die wirtschaftliche Stärke würde mit Vereinen wie Viktoria Köln, RW Essen, Waldhof Mannheim oder Kickers Offenbach auch dafür sprechen."

Wie fällt die Entscheidung, wie groß ist der Einfluss der Regionalliga-Kommission?
Die Kommission, die mit Vertretern des DFB, der Regionalverbände, der 3. Liga und der Regionaligen besetzt ist, empfiehlt. Das DFB-Präsidium leitet die Empfehlung gegebenenfalls an den DFB-Bundestag weiter, der im September nächsten Jahres die Reform beschließen könnte. "Ich denke aber", sagt Mazurkiewicz, "dass das Präsidium den Ball an die Kommission zurückspielen wird. Entweder tagen wir noch einmal, oder es muss eine neue Plattform geben. Für mich ist derzeit keine Lösung in Sicht."

Warum bestimmt der DFB nicht einfach, wie es zu laufen hat?
Das könnte er, denn die 3. Liga ist eine DFB-Liga; zudem besitzen die Drittligisten keinen großen Stimmenanteil auf dem DFB-Bundestag. Allerdings ist der Einfluss der vielen Traditionsvereine in der 3. Liga groß.

Was heißt das alles für den BSC?
Vorerst nichts. Mit dem Aufstieg hat der Verein nichts zu tun, den sportlichen Abstieg kann er verhindern. Nur wenn die gesamte Regionalliga völlig neu zugeschnitten wird und aus fünf Staffeln vier werden müssen, könnte es irgendwann eng werden.

Was will BSC-Präsident Dirk Mazurkiewicz?
"Es gibt keinen Königsweg, der allen Interessen gerecht wird", sagt er. "Da die 3. Liga keinen fünften Absteiger einführen wird, brauchen wir vier Regionalligastaffeln. Um das zu schaffen, müssen wir über Grenzen hinwegdenken, über Landes- und Verbandsgrenzen. Wir müssen offen denken. Das sage ich als Vertreter der Regionalliga West in der DFB-Kommission. Und nicht als Vertreter des BSC."

Aufrufe: 06.12.2018, 10:33 Uhr
General-Anzeiger Bonn / Gert auf der HeideAutor