2024-05-02T16:12:49.858Z

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Thomas Boxleitner (Mitte) - damals im Trikot des 1. FC Passau - war in seiner aktiven Zeit ein absoluter Top-Torjäger
Thomas Boxleitner (Mitte) - damals im Trikot des 1. FC Passau - war in seiner aktiven Zeit ein absoluter Top-Torjäger – Foto: Robert Geisler

Portrait-Serie (43): Der Pokal-Hero von 1993

Mit drei Treffern gegen den FSV Mainz 05 sorgte der Neuschönauer Thomas Boxleitner für das niederbayerische Fußball-Highlight der letzten Jahrzehnte

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Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 43. Teil der Portrait-Serie geht es um Thomas Boxleitner (52), der vor knapp 27 Jahren den heutigen Star-Trainer Jürgen Klopp ganz alt aussehen ließ. Im Trikot des FSV Mainz 05 war "Kloppo" bei einem DFB-Pokalspiel bei der SpVgg Plattling direkter Gegenspieler von Boxleitner, der in einer denkwürdigen Partie mit einem Dreierpack zum Matchwinner wurde.
Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn....
Das Erreichen der zweiten DFB-Pokal-Hauptrunde 1993 mit der SpVgg Plattling gegen den FSV Mainz 05. Wir haben den damaligen Zweitliga-Tabellenführer mit 4:3 geschlagen und ich hatte das Glück, in diesem Spiel drei Tore zu erzielen. In der zweiten Runde verloren wir dann vor der tollen Kulisse von 5.500 Zuschauern gegen den Erstligisten Borussia Mönchengladbach mit 0:3


Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast....
Das ist eine schwierige Frage, da ich mit sehr vielen tollen Fußballern zusammenspielen durfte. Bernhard Meisl war aber wohl der Kompletteste von allen


Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Bei der Spvgg Plattling. Die Zuschauer mochten die Waidler-Mentalität, die geprägt von niemals aufgeben und Kämpfen bis zum Umfallen war. Ich habe dort damals sehr gut hingepasst und hab mich bei der SpVgg sehr wohlgefühlt


Fußballerisches Vorbild deiner Jugendzeit...
Gerd Müller. Ich durfte ihn sogar persönlich kennenlernen, als er Co-Trainer bei den Bayern-Amateuren war


Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft....
Man ist früher ehrlicher miteinander umgegangen. Wenn ich lese, dass sich ein A-Klassist von einem Trainer trennt, weil drei Spiele in Folge verloren wurden, frage ich mich schon, wo das noch alles hinführen soll. Die Funktionäre sollen weniger Fernsehen schauen und sich auf das Wesentliche im Amateurfußball konzentrieren. Der Profifußball ist hier sicher kein gutes Vorbild


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Ich hatte 1990 einen unterschriftsreifen Profivertrag vom FC Augsburg vorliegen. Aber damals fehlte mir der Mumm, das zu versuchen. Aber richtig bereut hab ich das nicht, denn ich hatte auch in der Heimat eine tolle Fußballzeit


Lieblings-Rückennummer.
9

.


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Da gibt es zwei Partien. Das bereits erwähnte Pokalspiel gegen Mainz im August 1993 und das Landesliga-Match im Mai 1992 zwischen dem 1. FC Passau und der Spvgg Landshut. Vor dem letzten Spieltag waren beide Teams punktgleich und es kam zu einem echten Endspiel um die Meisterschaft. Wir haben durch ein Tor von Bernhard Meisl mit 1:0 gewonnen und sind in die Bayernliga aufgestiegen. Angeblich waren über 10.000 Zuschauer im Dreiflüssestadion


Bester Trainer, den du hattest....
Alfred Kohlhäufl hat mich am meisten geprägt. Er hat mir gelernt, dass man Fußball nicht nur spielen, sondern auch arbeiten muss


Sinnloseste Regel im Fußball..:
(schmunzelt) Als Trainer ist mir die Coaching-Zone immer viel zu klein


Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Der Abstieg 1994 mit der SpVgg Plattling aus der Bayernliga. Damals wurde die Regionalliga eingeführt und deshalb gab es nur einen Absteiger. Dass wir damals das Kunststück geschafft haben, Letzter zu werden, ist eigentlich unglaublich. Qualitativ hatten wir nämlich keine schlechte Mannschaft


Lieblings-Fußballschuh...
Adidas World Cup


Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
In Schweinfurt und im Fürther Ronhof. Das waren Spiele, bei denen ich als Stürmer oft nur um die zehn Ballkontakte hatte. Ungefähr die Hälfte davon war nach den Anstößen (lacht)



Nach seiner aktiven Zeit stieg Thomas Boxleitner ins Trainergeschäft ein
Nach seiner aktiven Zeit stieg Thomas Boxleitner ins Trainergeschäft ein – Foto: Bernhard Enzesberger



Zur Person:
Thomas Boxleitner spielte lange für den SV Neuschönau und schloss sich erst 1987 den TV Freyung an, mit dem er 1989 den Sprung in die Landesliga schaffte. Nach einem einjährigen Gastspiel in der damaligen vierten Liga ging es für die Waidler ab sofort wieder zurück in die Bezirksoberliga und der Angreifer wechselte ein halbes Jahr darauf zum 1. FC Passau, mit dem er 1992 Landesliga-Meister wurde. Nur eine Halbsaison später zog es Boxleitner zur SpVgg Plattling, mit der er erneut Champion der Landesliga Mitte wurde. Allerdings ging es trotz der Pokalerfolge an der Rennbahn bergab, nach und nach gab es finanzielle Schwierigkeiten und der Traditionsverein stieg zweimal in Folge ab. Thomas Boxleitner wechselte 1995 zum 1. FC Bad Kötzting in die Landesliga und fungierte dann nach einem Trainerwechsel am Roten Steg sogar als spielender Chefanweiser. Im Sommer 1997 kehrte der Stürmer nochmal für eine Saison zum 1. FC Passau in die Bayernliga zurück, ehe er beim SV Riedlhütte seine letzte Saison als aktiver Spieler in der Landesliga verbrachte. Zu Beginn der Spielzeit 1999/2000 hättte der Neuschönauer beim SVR eigentlich Spielercoach werden sollen, doch nach dem Bosman-Urteil gingen den Waidlern fest eingeplante Ablöseeinnahmen im mittleren fünfstelligen Bereich durch die Lappen und die Mannschaft wurde aus der fünften Liga zurückgezogen.

Nach einer fußballerischen Pause engagierte sich Thomas Boxleitner beim TV Freyung als Nachwuchscoach und fungierte am DFB-Stützpunkt Zenting als Honorartrainer. 2007 wurde Boxleitner Übungsleiter des TSV Grafenau. Mit den "Stodbärn" erreichte der frühere Ausnahmekicker in der Bezirksliga Ost die Vizemeisterschaft, scheiterte dann mit seinem Gefolge allerdings in der Relegation am ETSV 09 Landshut. Nach seinem Aus in der Galgenau heuerte Boxleitner beim abstiegsbedrohten SV Perlesreut an, bei dem er jedoch den Absturz in die Kreisliga nicht mehr verhindern konnte. Anschließend begleitete Boxleitner seinen Sohn Simon und war sieben Jahre sehr erfolgreich Nachwuchstrainer beim TSV Waldkirchen. 2016 feierte er sein Comeback im Herrenbereich und übernahm den FC Tittling. Mit den Dreiburgenländern erlebte der 52-Jährige eine Berg- und Talfahrt: Zweimal stiegen die FCler in dieser Zeit aus der Bezirksliga ab, wurden zwischendurch aber auch Kreisliga-Meister. Kurz vor der Corona-Krise unterschrieb Thomas Boxleitner einen Vertrag beim österreichischen Bezirksligisten Union Julbach.

Aufrufe: 04.5.2020, 12:20 Uhr
Thomas SeidlAutor