2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die TSG Burg Gretesch
Die TSG Burg Gretesch – Foto: Christoph Köhne

Wer wird die Nummer eins im Osnabrücker Frauenfußball?

Osnabrücker SC fordert Platzhirsch TSG Burg Gretesch nun auch in der Regionalliga heraus - beide Klubs setzen auf die Jugend

Die letzten drei Jahrzehnte war die TSG Burg Gretesch die unangefochtene Topadresse im Frauenfußball der Region Osnabrück-Stadt und -Land – nun könnte eine Wachablösung bevorstehen: Mit dem Osnabrücker SC zieht eine junge Elf in die Regionalliga ein, die ihr Potenzial längst nicht ausgereizt hat. Aber auch die TSG schlägt jetzt einen Verjüngungskurs ein und wird den Status als Platzhirsch in der dritthöchsten Spielklasse nicht freiwillig abgeben. Ein Duell, das der seit Jahren wachsenden Szene in der Region einen weiteren Schub verschaffen kann.
„Ich finde das toll – gesunde sportliche Rivalität tut immer gut, Stadtderbys mit viel Zuschauerzuspruch auch“, freut sich Sebastian Wessel als neuer TSG-Trainer auf die Duelle mit dem OSC – zuerst im Achtelfinale des Niedersachsenpokals Ende September, dann zum Abschluss der „Staffel A“ Mitte November. Der Hintergrund: Die in der Corona-Krise auf 15 Teams angewachsene Regionalliga ist geteilt worden – beide Teams aus Osnabrück spielen in Staffel A zuerst sieben Spiele in einer Einfachrunde, treffen zudem auf den Hamburger SV, Werder Bremen II, ATS Buntentor, SV Henstedt-Ulzburg, TV Jahn Delmenhorst und VfL Jesteburg.

Nach dieser Vorrunde ziehen die ersten drei Mannschaften jeder Staffel (A und B) in die Meisterrunde ein: Dort spielen sie den Teilnehmer am Aufstiegsspiel in die 2. Bundesliga gegen den Meister der Regionalliga Nordost aus. Alle anderen Teams gehen in die Abstiegsrunde: Neun Teams ermitteln dort im Frühjahr 2021 in Hin- und Rückspielen drei Absteiger in die Oberliga, wobei erreichte Punkte aus der Vorrunde nicht mitgenommen werden. Gut möglich also, dass es im Frühjahr zwei weitere brisante Stadtderbys gibt – das Erreichen der Aufstiegsrunde wäre sowohl für die TSG als auch für den Aufsteiger aus der Weststadt eine große Überraschung.

„Mir war der OSC zuvor kein Begriff – aber die TSG kenne ich seit 2008, als ich meine jetzige Spielerin Miriam Plümer beim FC Gütersloh trainiert habe“, sagt TSG-Trainer Wessel. Der selbstständige Unternehmensberater aus Hamm/Westfalen mit beruflichem Schwerpunkt im norddeutschen Raum sagt: „Ich habe Gretesch stets bewundert, weil aus begrenzten Möglichkeiten immer viel gemacht worden ist – jetzt hat es mit einem Engagement gepasst.“ Seit einigen Monaten hinterlässt der 38-Jährige seine Handschrift im Osnabrücker Osten. „Wir sehen diese Saison als Umbruchjahr, wollen junge neue Spielerinnen einbauen und entwickeln, um in der nächsten Saison obere Tabellenregionen anzusteuern“, so Wessel.

So sind erfahrene Stützen wie Torfrau Sabrina Martin oder die Stürmerinnen Lisa Drews und Nicole Schampera nicht mehr dabei – dafür aber vielversprechende Talente wie die 17-jährigen Jana Reinken und Meret Hohnstädt (vom FSV Gütersloh). Von Arminia Bielefeld kamen Torhüterin Anna Müller (20) und Stürmerin Viola Hellwig (19). Trainer Wessel ist selbst Teil des Fahrdienstes zu Training und Spiel bei der Anfahrt aus dem Süden.


Nach Grundlagentraining und individueller Vorbereitungszeit sind die Gretescherinnen längst in der heißen Phase der Ligavorbereitung – und im Pflichtspiel-Modus: „Zum Auftakt haben wir spielerisch nicht gerade geglänzt – und gemerkt, dass uns eine Vollstreckerin fehlt“, sagt Wessel über den glücklichen Sieg nach Elfmeterschießen in Andervenne – in der ersten Runde des Niedersachsenpokals 20/21. Kurios ist, dass die TSG vor dem Achtelfinale beim OSC noch den wegen Corona unterbrochenen Landespokal der Saison 19/20 zu Ende spielen darf: Beginnend am Sonntag (13 Uhr) mit dem Halbfinale bei Oberligist SV Hastenbeck, idealerweise fortgesetzt in Barsinghausen am 13. September im Finale gegen den Sieger der Partie Delmenhorst gegen Jesteburg, wo dem Sieger ein Startplatz im DFB-Pokal winkt.

Der Osnabrücker SC
Der Osnabrücker SC – Foto: Robert Gertzen

Der OSC dagegen hat erst nach dem Duell mit der TSG weitere Pflichtspiele – im Ligabetrieb, der beginnend mit dem Duell gegen den HSV am 4. Oktober drei Heim- und vier Auswärtsspiele bringt – wegen der Abschlusspartie bei der TSG aber nur drei Reisen. Unglaubliche 19,6 Jahre beträgt das Durchschnittalter des 25-Frauen-Kaders, den Trainer Thomas Kastrup in die Saison schickt. Neben großartiger Jugendarbeit zahlt sich die Hartnäckigkeit der OSC-Macher in den letzten Jahren beim Werben um gut ausgebildete Talente aus: Anna Maria Hegmann, Pia Liening-Ewert, Jasmin Jabbes und Denise Frankjovic etwa haben als Stützen der Elf einst beim SV Meppen Junioren-Bundesliga gespielt.

„Wir finanzieren uns komplett über Sponsoren und Gönner aus unserem familiären Umfeld“, stellt Kastrup klar, dass Kickerinnen auch beim OSC kein Geld verdienen. Überzeugen will man an der Hiärm-Grupe-Straße mit guter Arbeit – so kündigt der Trainer neben einem Kurztrainingslager weitere Teambuilding-Events wie den jüngst absolvierten Tag mit den Spielfairderbern an, bei dem auch Ex-Profi Tommy Reichenberger mitwirkte.

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Dieser Text ist Teil der Amateurfußball-Vorschauseiten, die ab diesem Dienstag in der Neuen Osnabrücker Zeitung erscheinen.
Aufrufe: 04.9.2020, 06:00 Uhr
Benjamin Kraus / NOZAutor