2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: FuPa Lüneburg

Bernd Günther: Wir lassen uns nicht vom Weg abbringen"

OSC ist auf Trainersuche

Vor dem Heimspiel gegen den TuS Schwachhausen hatten sich die Bremenliga-Fußballer des OSC Bremerhaven noch einmal ohne Offizielle ausgesprochen. Nach dem enttäuschenden Saisonstart mit nur fünf Punkten aus fünf Spielen sollte am Sonnabend endlich die Wende gelingen - und OSC-Trainer Yusuf Sahin mit einem Sieg aus der Schusslinie genommen werden. Doch aus den hehren Plänen wurde nichts, der Aufsteiger lieferte bei der 0:4-Heimpleite erneut ein Armutszeugnis ab. Und zwar eines mit Konsequenzen: Sahin trat nach der dritten Niederlage im sechsten Spiel von seinem Traineramt zurück.
Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird der Sportliche Leiter Björn Böning die OSC-Kicker coachen.
„Yusuf war angezählt. Was da in letzter Zeit aus allen Ecken auf ihn eingeprasselt ist, ist schon belastend. Ich kann seine Entscheidung daher nachvollziehen“, bedauert Böning den Schritt seines Freundes Sahin. Dem 39-Jährigen hat nicht so sehr der schwache Start zugesetzt - das war schon in der vergangenen Saison so, die für den OSC noch mit der Landesliga-Meisterschaft und dem Wiederaufstieg endete. Vielmehr gingen Sahin, der für eine Stellungnahme am Sonntag nicht zu erreichen war, die ständigen Querschüsse aus der Mannschaft an die Nieren. Negativer Höhepunkt war ein Interview von Justin Sauermilch, in dem der 20-Jährige seine Mitspieler und die Taktik des Trainers kritisierte. Auch wenn der OSC mit der Suspendierung Sauermilchs ein Zeichen setzte, Sahins Autorität war angeknackst.
Böning lässt keinen Zweifel daran, dass die Spieler für ihn die Schuld an der aktuellen Misere tragen: „Yusuf hat sich den Arsch aufgerissen, aber der Knoten ist nicht geplatzt. Wir haben viele schwierige Charaktere in der Mannschaft. Ich weiß nicht, warum er die Jungs nicht mehr erreicht hat.“ Das Spiel gegen Schwachhausen sei bezeichnend für den derzeitigen Zustand des Aufsteigers gewesen: „Die erste Halbzeit ging so. In der zweiten haben wir dann aufgegeben.“ Seine Aufgabe sei es jetzt, die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen: „Fußball ist eigentlich ‘ne geile Sache, die Spaß macht. Das sehe ich bei uns nicht.“

Darüber hinaus treibt Böning die Suche nach einem Sahin-Nachfolger voran, denn er selbst will diese Rolle nur übergangsweise übernehmen - als Vizepräsident des OSC hat der 51-Jährige ebenso wie in seinem Job als Lehrer genug um die Ohren. „Dieser Prozess ist schwierig. Wir sondieren jetzt. Der Markt ist nicht so, dass die Trainer am Baum hängen“, weiß Böning. Der neue Übungsleiter müsse aber eine gewisse Qualität mitbringen - schließlich bleibe es das Ziel, mittelfristig in die Regionalliga Nord aufzusteigen. Auch wenn man sich wohl davon verabschieden müsse, bereits in dieser Saison oben anzuklopfen: „Wir müssen erst mal zusehen, dass wir nicht irgendwann gegen den Abstieg spielen.“

Bernd Günther: "Norbert Riedel steht als Trainer nicht zur Verfügung"

Enttäuscht über die negative Entwicklung ist auch Bernd Günther. Der in Hamburg lebende Kaufmann, der für die finanzielle Ausstattung der OSC-Kicker sorgt und mit seinen Kontakten bei der Jobsuche hilft, hätte gerne weiter mit Sahin zusammengearbeitet: „Ich muss Yusufs Entscheidung mit großem Bedauern respektieren. Wer da zuletzt im Stadion „Trainer raus“ gerufen hat, weiß gar nicht, was er alles gemacht hat. Ich möchte Yusuf daher unbedingt im Verein halten.“ Immerhin habe er Nehat Shalaj überreden können, als Spieler an Bord zu bleiben - der 40-jährige Routinier war als Sahins Co-Trainer ebenfalls zurückgetreten.
Günther dementierte Gerüchte, dass er sich als Mäzen beim OSC zurückziehen könnte. „Ich habe Vertrauen in die Entwicklung. Gerade in so einer Situation müssen wir zusammenstehen. Wir lassen uns nicht vom Weg abbringen“, betont der 79-Jährige. Die ersten Bewerbungen von interessierten Trainerkandidaten seien bereits bei ihm eingegangen.
Zwei Weggefährten aus gemeinsamen Zeiten mit dem FC Bremerhaven seien jedoch kein Thema: „Stefan Kriesen hat mit dem Fußball offenbar abgeschlossen. Norbert Riedel wird weiter mein Berater bleiben, steht als Trainer aber nicht nur Verfügung.“ Auch Dennis Ley (Leher TS) und Angelo Pauls (TuSpo Surheide), die Günther beide sehr schätzt, kämen nicht in Frage - man wolle keinem Lokalrivalen einen unter Vertrag stehenden Coach abspenstig machen.
Dem neuen Trainer will Günther in der Winterpause die Chance bieten, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu verstärken. „Es kommt nicht auf ein Jahr an“, denkt Günther bereits an die kommende Saison. Aktuell sei der Meisterschaftszug ohne den OSC abgefahren. Es gehe jetzt darum, die Saison zu retten und sich nicht weiter zum Gespött zu machen.
Daran arbeitet auch Böning. „Wenn man als Verein so trommelt, kann ich die Schadenfreude der Konkurrenz schon verstehen“, sagt der Interimstrainer, der bis zum nächsten Spiel am Sonntag beim KSV Vatan Sport an allen Rädchen drehen will. Dazu zählt auch ein Gespräch mit Kapitän Jan-Magnus Ahrens, der sich mit Sahin überworfen hatte und daher nur noch in der zweiten Mannschaft auflaufen will.

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Aufrufe: 05.10.2020, 08:30 Uhr
Nordsee-Zeitung/ Dietmar RoseAutor