Bezirksliga: OFK Beograd siegt in Unterzahl

Es soll Alpträume geben, in denen sich ein Mensch so vorkommt, als müsste er vor etwas fliehen – und käme allen Anstrengungen zum Trotz einfach nicht vom Fleck. Ähnlich gestaltet sich der Kampf um den Klassenverbleib in der Fußball-Bezirksliga: Die Hinterbänkler im Klassement treten zumeist auf der Stelle oder bewegen sich im Zeitlupentempo voran. Rein rechnerisch betrachtet fängt die Gefahrenzone ab Tabellenplatz zehn an. Dort rangiert die Spvgg Möhringen, die der SC Stammheim mit seinem 4:1-Sieg über die Spvgg erst einmal daran gehindert hat, den endgültigen Schritt ans rettende Ufer zu machen. Der MTV Stuttgart hielt mit dem 2:2 gegen Croatia Stuttgart einen weiteren potenziellen Absteiger im Tabellenkeller und leistete damit Schützenhilfe für die Sportvg Feuerbach und den OFK Beograd. Die standen sich im direkten Duell gegenüber – und das wurde mit harten Bandagen geführt.

Sportvg Feuerbach - OFK Beograd Stuttgart 1:2

Insgesamt acht gelbe Karten, jeweils eine rote Karte auf jeder Seite, rund ein halbes Dutzend Rudelbildungen und haufenweise Nicklichkeiten jedweder Art – unter diesem Rahmenbedingungen verliefen die etwa 100 Spielminuten der Begegnung zwischen der Sportvg Feuerbach und dem OFK Beograd Stuttgart. Wobei auch Fußball bespielt wurde, und zwar teilweise gar nicht so schlecht, wie man es angesichts des Tabellenplatzes der beiden Kontrahenten hätte vermuten können. Das Spiel der Sportvg war gefälliger, erzeugte aber kaum Torgefahr. Die Beograder erarbeiteten sich mühevoll einige gute Chancen, verballerten aber den Löwenanteil davon. Dass der OFK am Ende als 2:1-Sieger vom Platz gehen durfte, verdankte er zu einem gewissen Grad auch den Platzherren. „Wir führen 1:0, sind eine Halbzeit lang in Überzahl und kriegen es trotzdem nicht auf die Reihe, anständig ein Spiel aufzuziehen“, haderte Sportvg-Coach Emrah Uyar mit dem Auftritt seiner Elf. Doch der Reihe nach: Luca Schauer hatte schon nach zwölf Minuten zur Führung für die Feuerbacher getroffen. Begünstigt wurde er dabei durch die völlige Orientierungslosigkeit der gesamten Beograder Abwehr. Selbstvertrauen gab der Treffer den Platzherren allerdings nicht. Fortan endeten die meisten Angriffsversuche der Sportvg schon vor dem gegnerischen Strafraum, weil sich Uyars Truppe in der Vorwärtsbewegung viel zu viele Ballverluste leistete. Die Beograder rackerten dagegen noch ein bisschen mehr – und worden belohnt. Zwar ließen Veselin Vidovic und Kai-Milan Liedtke noch zwei gute Möglichkeiten ungenutzt. Doch in der 32. Minute traf Liedtke nach Pass von Emil Maier zum Ausgleich. Nun ist der OFK in der aktuellen Runde immer mal wieder für eine überflüssige Aktion gut. Die ereignete sich diesmal in der 39. Minute. Beograds Kapitän Darko Rakita quittierte den Spruch eines Gegenspielers mit dem Satz „Halt die Klappe“. Das hatte wiederum der Unparteiische gehört und erteile Rakita durch die rote Karte den vorzeitigen Marschbefehl unter die Dusche.

„Das war ein ganz wichtiger Sieg"

Die Überzahl hätte den Feuerbachern Auftrieb geben können. Tat sie aber nicht. „Wir haben mit elf gegen zehn noch schlechter gespielt als mit elf gegen elf“, urteilt Uyar. Stimmt. Denn in der 55. Minute traf Meron Tsehaye nach einer Freistoß-Vorlage von Liedtke zum 2:1 für die Gäste. Danach legte sich die Sportvg etwas mehr ins Zeug, ohne allerdings zu zwingenden Möglichkeiten zu kommen. Der OFK ließ zunächst einige gute Konterchancen liegen, hatte aber mit zunehmender Spieldauer mehr Probleme mit dem eigenen Kräfteverschleiß als mit dem Gegner. Dass nach roter Karte gegen Suheyp Berber ab der 87. Minute das numerische Gleichgewicht wieder hergestellt war, fiel nicht mehr ins Gewicht. „Das war ein ganz wichtiger Sieg, mit dem wir einen guten Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben “, sagt OFK-Spielertrainer Aleksandar Babic.

Schiedsrichter: Jörn Herrmann - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Luca Schauer (12.), 1:1 Kai-Milan Liedtke (36.), 1:2 Meron David Tsehaye (55.)

MTV Stuttgart - Croatia Stuttgart 2:2

Vor dem Spieltag war das erklärte Ziel des Beograder Spielertrainers gewesen, nicht nur die Feuerbacher, sondern auch Croatia Stuttgart in der Tabelle zu überholen. Das gelang dank der Mithilfe des MTV Stuttgart, der gegen die Kroaten wie schon in der Vorrundenpartie 2:2 spielte. „Wir haben nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Jan Zajfert und Fadi Odesh ein bisschen den Faden verloren." Immerhin: Als Odesh zur Pause den Platz verlassen musste, lag das Team von Trainer Francesco Mazzella di Bosco schon mit 2:0 vorne. Haralampos Cechagias hatte in der 13. Minute nach Vorarbeit von Raphael Hahn und Zajfert die 1:0-Führung für die Elf vom Kräherwald erzielt. Und in der Nachspielzeit von Hälfte eins wurde Odesh unfair im Strafraum der Kroaten zu Fall gebracht. Den daraufhin verhängten Strafstoß verwandelte Maurice Flaig sicher zum 2:0. Doch wie erwähnt hakte es beim MTV nach der Pause gewaltig. „Wir sind einfach zu leichtfertig geworden“, sagt Mazzella di Bosco. Das manifestierte sich auf zweierlei Arten. Erstens spielten die Platzherren ihre Angriffe wahlweise zu kompliziert oder zu überhastet aus. Zweitens taten sich in der Abwehr immer wieder Lücken auf. Und so verkürzten die Gäste in der 75. Minute zunächst auf 1:2. In der 79. Minute verhinderte MTV-Ersatztorwart Dominik Oergel, der für den in Urlaub weilenden Stammkeeper Marc Wulle zwischen den Pfosten stand, den Ausgleich. Oergel parierte einen von Frieder Scholz verursachten Foulelfmeter. Lange währte die Freude aber nicht. In der 83. Minute glückte den Kroaten doch noch der Treffer zum 2:2.

Schiedsrichter: Roman Maier (SSC Tübingen) - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Haralampos Cechagias (13.), 2:0 Maurice Flaig (45. Foulelfmeter), 2:1 Ivan Matanovic (75.), 2:2 Petar Ratkovic (83.)

SC Stammheim - SpVgg 1887 Möhringen e.V. 4:1

Eine solche Blöße gab sich der SC Stammheim nicht. Obwohl es für die Nord-Stuttgarter im Spiel gegen die Spvgg Möhringen praktisch um nichts mehr ging, legten sich die SC-Kicker mächtig ins Zeug. Zwar waren die Gäste ersatzgeschwächt angereist, aber auch der Stammheimer Kader bestand an diesem Tag aus lediglich 13 Akteuren. Jedenfalls sorgten die Platzherren dafür, dass die Begegnung nach einer Stunde praktisch entschieden war. In der 9. Minute geriet der Rettungsversuch des Möhringers Michael Heinle, der vor Stammheims Stürmer Marvin Kellner klären wollte, zum Eigentor und damit zum 1:0 für den SC. Drei Minuten später stellte Abdil Harb auf 2:0, ehe Kellner für den 3:0 Pausenstand sorgte und eine knappe Viertelstunde nach Wiederanpfiff zum 4:0 traf. Der 1:4-Anschluss der Spvgg war lediglich noch Ergebniskosmetik. „Ein hoch verdienter Sieg“, analysiert der Stammheimer Trainer Thomas Oesterwinter. „Wir hatten 80 Prozent Ballbesitz.“

Tore: 1:0 Michael Heinle (9. Eigentor), 2:0 Abdul Amir Harb (12.), 3:0 Marvin Kellner (37.), 4:0 Marvin Kellner (58. Foulelfmeter), 4:1 Alieu Abalo (67.)

Der komplette Spieltag in der Übersicht

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