2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
OFV-Trainer Florian Kneuker | Foto: Verein
OFV-Trainer Florian Kneuker | Foto: Verein

Florian Kneuker und das Streben nach Perfektion

Menschen und Sport: Familie und Verbandsliga statt Champions-League +++ Bei OFV-Trainer Florian Kneuker dreht sich alles um Fußball

Sein Hobby zum Beruf machen – ein Wunschtraum, den viele Menschen nur allzu gerne ausleben würden. Florian Kneuker lebt seinen Traum. Der 36-Jährige hat sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht und leitet seitdem die Freiburger Fußballschule ProKick. Auch in seiner zweiten beruflichen Tätigkeit dreht sich alles um das runde Leder. Seit Juli ist Kneuker Trainer des Verbandsligisten Offenburger FV.

Ertönt dienstagabends die Champions League Hymne, bekommen auch den Tränen eher abgeneigte Fußballzuschauer Gänsehaut. Es ist dabei für den Ottonormalverbraucher unschwer zu erahnen, wie es sich anfühlt nicht als Fernsehzuschauer oder Stadionbesucher dabei zu sein, sondern am oder auf dem grünen Rasen zu stehen. Ein Gefühl, dass auch Florian Kneuker eines Tages allzu gerne erleben möchte, jedoch nicht um jeden Preis.

Dabei wäre Kneuker mit seinen 36 Jahren längst nicht der Jungspund unter den Trainern der Königsklasse. Einst schier unmöglich – heute Normalität. Der Jugendwahn auf den Trainerbänken hat unlängst auch die Fußball Bundesliga erreicht. In Hoffenheim hat Julian Nagelsmann (31) das Sagen, auf Schalke trainiert Domenico Tedesco (33) Routiniers wie Naldo (36) oder Sascha Riether (35). „Ich habe das Glück mit beiden schon gearbeitet zu haben“, erzählt Kneuker.

Aber der Reihe nach: Bereits als 16-Jähriger hinterließ Kneuker als E-Jugendtrainer erste Fußstapfen an den Seitenlinien der regionalen Fußballszene. Zufall war das nicht, wie er selbst rückblickend berichtet: „Es wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Auch meine Mutter war als Jugendtrainerin aktiv.“ Kaum einen Tag ließ der ehrgeizige Fußballlehrer verstreichen, ehe er seine erste Trainerlizenz in der Tasche hatte. „Mit dem 16. Geburtstag ist es erlaubt, erste Lizenzen zu erlangen. Ich war 16 Jahre und zwei Tage alt, als ich meinen ersten Trainerschein in der Tasche hatte.“

Nachdem sich Kneuker in den folgenden Jahren auch als quirliger Offensivspieler in der Region Freiburg einen Namen gemacht hatte, übernahm er 2012 den Kreisligisten PTSV Jahn Freiburg als Spielertrainer. „Das war eine tolle Zeit, an deren Ende ich jedoch endgültig gespürt habe, dass ich mehr will“, so Kneuker über die dreieinhalb Jahre. Einblicke in den professionellen Fußball folgten: Nach einem Jahr als Co-Trainer der U17 des SC Freiburg wechselte er nach Hoffenheim. In zwei Spielzeiten als U19 Co-Trainer assistierte er nacheinander den heutigen Bundesligatrainern Nagelsmann und Tedesco. Eine Erfahrung, die er als „eine tolle und sehr lehrreiche Zeit“ erfahren hat.

In seiner täglichen Arbeit profitiert Florian Kneuker nun davon. Vor rund viereinhalb Jahren hat sich der in Freiburg aufgewachsene Liebhaber von Gesellschaftsspielen mit der Prokick-Fußballschule für junge Kicker selbstständig gemacht. Sein Unternehmenskonzept: „Jedem Spieler etwas mitzugeben, wobei der Spaß im Vordergrund steht.“ Neben Feriencamps für jedermann in der Umgebung bietet der Inhaber der A-Lizenz mit seinen Trainerkollegen auch wöchentlich ein Fördertraining für talentierte Jugendkicker aus Freiburg und Umgebung an.

Abseits der Freiburger Fußballschule des SC Freiburg ist es Kneuker dabei gelungen, kontinuierlich eine zweite Institution in diesem Bereich im Breisgau aufzubauen. Stetig wachsende Teilnehmerzahlen erfreuen den Inhaber, erhöhen aber auch den Aufwand: „Jetzt weiß ich so richtig, was es bedeutet selbstständig zu sein.“ Aktuell ist es zwar ein wenig ruhiger, stressig wird es dann wieder in den Herbstferien, wie der OFV-Trainer berichtet: „Bis ein Lehrgang anfängt, ist viel zu tun. Während er läuft, bin ich im Dauereinsatz.“ Wie ernst der 36-Jährige seine Arbeit nimmt und mit welchem Ehrgeiz er seine Ziele verfolgt, verdeutlicht Andreas Lehmann, Kneukers bester Freund: „Das Streben nach Perfektion sowohl beim OFV und auch als Inhaber und Geschäftsführer der Fußballschule bescheren Florian teilweise schlaflose Nächte. Er will in beiden Engagements stets das bestmögliche Ergebnis erzielen.“

Auch wenn das Thema Fußball in seinem Leben omnipräsent ist und die Lebensgrundlage bildet, hat sich eines nicht geändert: Wenn Florian Kneuker über Fußball spricht, geht es ihm dennoch um mehr als nur ums Geschäft. Seine „ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und positive Energie Leute zu begeistern und verschiedene Gruppen zu führen“ (Lehmann) vermittelt authentisch die vorgelebte Leidenschaft bei klaren Prinzipien. „Ich bin aktuell glücklich so, wie es ist“, sagt Kneuker. Wie schnell es im Trainergeschäft gehen kann zeigt der Weg von Tedesco und Nagelsmann.

Ob er selbst einmal der europäischen Königsklasse nahekommen wird, will sich Kneuker nicht festlegen: „Das Geschäft ist sehr schnelllebig. Man weiß nie.“ Aktuell ist er mit seiner Situation sehr zufrieden: „Ich habe mir hier in Freiburg etwas aufgebaut und fühle mich zudem beim Offenburger FV sehr wohl.“
Immer wieder betont er zudem, dass es ihm darum geht, langfristig etwas aufzubauen und das inkludiert neben seiner Tätigkeit rund um den Fußballplatz auch andere Themen, wie Lehmann betont: „Familie und Freunde stehen bei Florian an erster Stelle und er versucht trotz des beruflichen Stress stets Kontakt zu seinem engsten Kreis zu halten.“

Aufrufe: 04.10.2018, 21:30 Uhr
Lukas Karrer (BZ)Autor