2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Kalchreuth (rot-weiß) war am Karsamstag eine Nummer zu groß für die Boxdorfer, wie auch der SC Germania am Ostermontag. Es geht wohl in die Kreisklasse. F: Matejka
Kalchreuth (rot-weiß) war am Karsamstag eine Nummer zu groß für die Boxdorfer, wie auch der SC Germania am Ostermontag. Es geht wohl in die Kreisklasse. F: Matejka

Boxdorf: Neues Konzept mit Ex-Profi

Einst spielte Alexander Eberlein beim TSV 1860, beim ASC soll er Zugpferd und Anführer einer Neuentwicklung werden

Am Karsamstag verlor der ASC Boxdorf das Kreisliga-Derby gegen den FC Kalchreuth — und steckt weiter tief im Keller. Eine Personalie aber gibt Hoffnung für die kommende Spielzeit: Alexander Eberlein kommt als Spielertrainer. Es soll nicht der einzige Neuzugang bleiben.

Nach dem Regen der letzten Tage scheint wieder die Sonne. Die vier Herren atmen durch und sammeln sich auf der Anhöhe, die den sandigen Nebenplatz ein­fasst. Auf der ihnen gegenüberlie­genden Seite kauern Trainer und Ersatzspieler auf den Bänken im Schatten. An Ostern, erinnert sich einer in Jeansjacke, da hatte es auch schon mal dreißig Grad. Ja, früher, sagen die Gesichter in der Runde.

Früher war es auch beim ASC Boxdorf mal besser. Einer der erfolgreichsten Nürnberger Fuß­ballvereine sei man gewesen, habe in den 70ern an der Tür zur vierten Liga geklopft, erzählt Ben­jamin Igel. Der Aufstellungsbo­gen verrät: Mit der Nummer zehn steht Igel, damals noch nicht gebo­ren, heute in der Startelf. Doch auf dem B-Platz läuft das Derby gegen den 1. FC Kalchreuth be­reits, er hat sich beim Aufwärmen verletzt.

Bis auf ein paar Tritte gibt es in der ersten Halbzeit nichts zu sehen, Igel hat also Zeit zu reden. Es geht dabei weniger um das Ges­tern als um das Morgen – und vor allem um diesen einen Namen, mit dem die Boxdorfer zuletzt für Aufsehen gesorgt haben.

„Wir wollen langfristig etwas aufbauen mit ihm“, sagt Igel über Alexander Eberlein. „Hier als Spielertrainer anzufangen, ist für ihn eine besondere Herausforde­rung.“ Igel weiß das, weil der Mann, um den es hier geht, mit sei­ner Schwester verheiratet ist. Man muss sich Eberlein nicht als einen altgedienten Recken vorstel­len, der nun in einer unteren Klas­se seine Karriere ausklingen las­sen will. Der gebürtige Gründla­cher ist 27, im besten Fußballeral­ter also, für die Münchner Löwen spielte er schon in Liga zwei, zu­letzt war er Kapitän vom Drittli­gisten Wacker Burghausen. Dann entschied er, dass ein Leben nach dem Profifußball beginnen soll. Er kehrte zurück in die Heimat; erst zum TSV Buch, in die Landes­liga, in der nächsten Saison folgt dann der Schritt zum Nachbarn: „Ein wenig hat die Entscheidung für Boxdorf schon auch mit mir zu tun“, sagt Igel, „aber entschei­dend war unser Konzept für die kommenden Jahre.“

Sympathisches Konzept

Jenes Konzept ist ein durchaus sympathisches in Zeiten, in denen bereits im Amateurfußball tra­dierte Vereinsbindungen aufge­weicht werden — auch, weil schon in unteren Klassen der ein oder andere Euro fließt. „Wir wollen Spieler, die aus Boxdorf und der näheren Umgebung stammen, wieder zurücklocken“, erklärt Igel. In Schwaig, Stadeln, Elters­dorf, Buch seien die verstreut, einige talentierte Fußballer dar­unter. „Manche haben schon si­gnalisiert, dass sie sich das vor­stellen können.“ Eberlein soll dabei Zugpferd und Anführer sein. Zudem, davon ist Igel über­zeugt, sei der ASC eine gute Wahl, um erste Erfahrungen als Trainer zu sammeln: „Bei uns ist der Druck nicht so groß: In der Landesliga hat man nicht so lan­ge Geduld, wenn es nicht gleich klappt mit den Ergebnissen. Das ist in der Kreisklasse oder Kreisli­ga anders.“

Kreisklasse oder Kreisliga — diese letzte Frage ist für Boxdorf noch zu klären, bevor der Neue kommt. Zur Winterpause hat man sie eigentlich schon so gut wie be­antwortet: Zu groß war der Ab­stand auf das rettende Ufer. Zu­letzt aber folgten sieben Punkte aus drei Spielen — darunter zwei Siege gegen Spitzenteams dieser Liga, in der ohnehin jeder jeden schlagen kann. Der Glaube keim­te wieder auf. Am Ende dieses 24. Spieltags aber ist die Stimmung in Boxdorf wieder etwas trüber; so wie der Himmel, der zu Beginn der zweiten Hälfte zuzieht.

Denn das, was nach der Pause auf dem Platz passiert, ist für den ASC wenig erbaulich. Für die Führung der Gäste sorgt, wie für alles Erwähnenswerte in dieser Partie, ein ruhender Ball. Giering führt ihn aus dem Halbfeld so aus, wie man ihn auszuführen hat: lang gezogen aufs Eck. Kee­per Bär kann aufgrund der heran­rauschenden Angreifer erst spät reagieren. Drei Minuten später stellt der Kalchreuther Wallinger seinen Körper zwischen Gegen­spieler und den Ball: Elfmeter, eine korrekte Entscheidung, auch wenn es die Boxdorfer nicht wahr­haben wollen. Lutz netzt das Spielgerät trocken ein. Dann gibt es noch eine halbe Stunde Zähes, bevor die erste Pleite des Jahres offiziell ist.

Zehn Punkte Rückstand sind es nach diesem Samstag, bei zehn ausstehenden Spielen: „Wir versu­chen weiterhin, das Unmögliche zu schaffen. Sollten wir aber ab­steigen, ist das Ziel der sofortige Wiederaufstieg“, sagt Igel, der in der kommenden Saison für die Reserve zuständig sein wird. „Der Kader bleibt im Großen und Gan­zen zusammen, unabhängig von der Ligenzugehörigkeit.“

Kreisklasse rückt näher

Das gleiche gilt wohl auch für den Herrentreff auf der Anhöhe. „Wenn’s net läfft, dann läffts net“, stellt der Mann in Jeans­jacke zum Abschied fest. Ja, da wird was dran sein, nicken die Köpfe in der Runde. Dann machen sich die vier fröstelnd auf den Heimweg.

Zwei Tage später, am Ostermon­tag, wird der ASC Boxdorf auch gegen den SC Germania verlieren (0:5). Die Familienzusammenfüh­rung wird kommende Saison wohl in der Kreisklasse stattfin­den.

Aufrufe: 07.4.2015, 09:19 Uhr
Jan MauerAutor