Damir Bosnjak steht auf dem Kunstrasenplatz auf der Bezirkssportanlage Schlotwiese vor dem Tor und spielt mit seiner Tochter. Der Spielertrainer von N.A.F.I. Stuttgart hat sich gerade mit seinem Team als Pokalschreck präsentiert und die Verbandsliga-Truppe von Calcio Leinfelden-Echterdingen mit 4:2 bezwungen und damit aus dem laufenden WFV-Pokalwettbewerb geworfen. Doch Bosnjak wirkt nach den 90 Minuten weder erschöpft noch überglücklich. Zumindest hat er kurz zuvor in der Schlussbesprechung nach dem Abpfiff nichts gesagt, was man als überschwängliches Lob verstehen könnte. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit mehr Selbstvertrauen, dadurch mehr Ballbesitz. Es war kein überragendes Spiel von uns, aber wir haben gewonnen. Gut. Am Montag wird wieder trainiert.“
Ganz in Schwarz sind sie gekleidet, die Verantwortlichen und die Spieler von N.A.F.I. Stuttgart, die der traditionsreichen, aber nun zumeist brach liegenden Fußball-Anlage auf dem einstigen Gelände des FV Zuffenhausen wieder ein wenig Leben einhauchen. Das Vereinsheim ist verwaist. Aus einem ehemaligen Bau-Container heraus werden Rindswürstchen im türkischen Weissbrot und verschiedene alkoholfreie Getränke verkauft. Der Verein mit seinen türkischen Wurzeln und seiner Futsal-Vergangenheit hat auf der Schlotwiese eine neue Heimat gefunden und sich in den vergangenen Jahren, nach der Abkehr von der winterlichen Futsal-Runde, immer weiter verstärkt. Aktueller Höhepunkt: In der gerade abgelaufenen Saison holt der Club die Bezirksligameisterschaft. Die derzeitige WFV-Pokalrunde nimmt der Club als willkommene Gelegenheit, sich unter Wettkampfhärte auf die Premiere in der am kommenden Wochenende beginnende Landesliga-Saison vorzubereiten. Und diese Tests laufen hervorragend.
Dabei war der Start in das Pokalderby äußerst zögerlich. „N.A.F.I. war in der ersten Halbzeit nicht auf dem Platz, die hatten keinen Zugriff“, ärgert sich Calcio-Trainer Francesco di Frisco nach seiner Niederlage. Diese Einschätzung kann man durchaus teilen, aber dennoch führten die Schwarzen von der Schlotwiese nach einem Treffer von Ugur Capar (17. Minute) mit 1:0, als der Schiedsrichter zur Pause bat.
Der Ausgleich in der 57. Minute durch Bastian Joas auf Vorarbeit von Shkemb Miftari brachte aber nicht die erhoffte Wende für Calcio. Erst recht nicht, als Ali Parhizi, durch den bulligen Neuzugang Louis Hörger bedient, sieben Minuten später auf 2:1 erhöhte. „So ein Treffer nach einer Standardsituation darf uns nie und nimmer passieren“, schimpft di Frisco. Und es kam noch schlimmer. In der 72. Minute leistete Ali Parhizi die Vorarbeit und passte auf Adnan Akcan, der zum 3:1 erhöhte. Drei Minuten später gelang zwar Shkemb Miftari der Anschlusstreffer, doch der Ausgleich, wie zuletzt im Zitterspiel der 1. Runde gegen die SG Bettringen, wollte dem Filder-Club nicht gelingen. Stattdessen besorgte Emre Yildizeli in der 91. Minute den Endstand.
Damit erreicht der kleine und familiär auftretende Club von der Schlotwiese die dritte Runde im WFV-Pokal und trifft am Mittwoch, 30. August, auf den Oberligisten SGV Freiberg. „Das ist zwar dann mitten in der Saison, aber so etwas nimmt man gerne mit“, sagt Damir Bosnjak. „Wir haben verdient gewonnen“, bilanziert er. Und fast entschuldigend fügt er an, dass sein Team vielleicht nur 35 oder 40 Prozent der Spielanteile hatte. „Aber wir waren cleverer.“
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