2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Kampf um den Ball: Frankfurts Artur Aniol (rechts) im Duell mit Neubrandenburgs Toni Schmidt. Foto: Michael Benk
Kampf um den Ball: Frankfurts Artur Aniol (rechts) im Duell mit Neubrandenburgs Toni Schmidt. Foto: Michael Benk

Nach dem Kantersieg auf die "Wiesn"

Der 1. FC Frankfurt feiert dank Traumtor und zweier Eigentore beim 5:1 gegen Neubrandenburg zweiten Saisonsieg

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Für einen Paukenschlag sorgte Oberliga-Aufsteiger 1. FC Frankfurt am Sonnabend: Mit 5:1 (2:0) siegten die Fußballer gegen den Favoriten 1. FC Neubrandenburg. Solch ein verrücktes Spiel mit zwei Elfmetern und zwei Eigentoren erlebt man selten.

Klar, Michael Pohl musste hinterher seinen Jungs zunächst ein dickes Kompliment machen: „Das war toll. Einsatz und Wille stimmten, die Defensive arbeitete diszipliniert.“ Und dennoch räumte der Heimtrainer unumwunden ein: „Wir hatten auch viel Glück, der Sieg ist zu hoch ausgefallen.“ Sein Assistent Mirko Schröder: „Die Gäste machten das Spiel und sind eiskalt erwischt worden. Unser Umkehrspiel klappte diesmal hervorragend.“ Und Kapitän Fred Garling: „Mit Glück und Geschick ernteten wir den Lohn für das harte Training.“

Anfangs sah es allerdings so aus, als würde die junge Mannschaft vom Tollensesee ein Katz-und Maus-Spiel veranstalten wollen. Offensiv und variabel eingestellt machte der Oberliga-Stammgast sofort Druck gegen die tief stehenden Frankfurter, ließ den Ball laufen und hatte drei Großchancen in den starken 20 Anfangsminuten. Aber der Gastgeber hatte an diesem Sonnabend einen fehlerfreien Schlussmann. Philipp Rescke parierte zweimal großartig gegen den sehr agilen und ständig die Seite wechselnden Daniel Nawotke (5./22.), einmal nach Eckstoß gegen den Kopfball von Denny Meincke (11.).

Wenig später klärte Reschke im Herauslaufen und leitete sofort den Konter ein. Den schnellen Artur Aniol konnte Dennis Schmidt nur mit Foul im Strafraum bremsen, Tobias Fiebig verwandelte den Elfmeter sicher. Schon 120 Sekunden später schlug Narciel Mbuku zu – und wie! Aus gut 30 Metern halbrechter Position überlistete er den etwas zu weit vorn stehenden Torhüter, der keinen Finger krumm machte. 2:0 – eine dicke Überraschung nach 25 Minuten.

Torsten Köpke wertete diesen Doppelschlag als „Anfang vom Ende der ersten Saison-Niederlage“. Der FCN-Coach: „Wir machten das Spiel, und wenn wir auch aus den Riesenchancen etwas gemacht hätten, wäre die Partie anders verlaufen.“

Der Schock bei den Gästen saß tief. Bis zur Pause brachten sie nichts Ordentliches, Konstruktives mehr zustande. Der Schneid gegen den vermeintlichen „Angsthasen-Fußball“ des 1. FCF war dahin. Mehr noch: Aniol hätte nach Vorarbeit von Mbuku und Sebastian Schier sogar das 3:0 unmittelbar vor der Pause machen können, vergab aber den „Riesen“.

Dennoch folgte der dritte Treffer bald nach der Halbzeit. Den Querpass von Duncan Kaiser fälschte Kevin Riechert unfreiwillig ins eigene Tor ab. Etwas Mitgefühl mit den Gästen machte sich da selbst bei den Frankfurter Fans breit. Die geflügelte Floskel „Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu“ machte die Runde. Es sollte allerdings noch schlimmer kommen ...

Zunächst jedoch musste Mbuku nach Foul an Meincke und Strafstoßtor von Toni Schmidt wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Rasen. Der Fußball-begnadete Kongolese pendelt immer noch gewissermaßen zwischen „Genie und Wahnsinn“: Einerseits seine Finten, Flanken und Tore, andererseits seine Unbeherrschtheit, seine Undiszipliniertheit. Mit denen steht er im internen Strafenkatalog des 1. FCF ganz oben. „,Rudi‘ ist ein ganz Guter, aber noch immer etwas zu heißblütig, der kennt kein Stoppschild“, urteilte Fred Garling.

Trotz Unterzahl: Einen feinen Pass des gerade eingewechselten Jan Pawlowicz in den Rücken der Abwehr nutzte Marcel Georgi zum 4:1. Und um das Pechmaß der Mecklenburger voll zu machen, lenkte Kevin Stübke einen Bernwald-Querpass (von links) ins eigene Netz ab.

So tönte es nach dem Schlusspfiff „Eins – zwei – gsuffa“ aus den Stadion-Lautsprechern. Der zweite Saisonsieg des Oberliga-Neulings war ganz nach dem Geschmack der Spieler und Offiziellen vor dem angekündigten Besuch auf der „Wiesn“. Und die fand dann feucht-fröhlich nicht in München, sondern im Oktoberfest-Zelt auf dem Frankfurter Brunnenplatz statt.

Die meisten Akteure einschließlich Trainer Michael Pohl hatten sich dafür extra in zünftige Bayern-Schale geschmissen: Lederhosen kurz, knie- oder wadenlang, karierte Trachtenhemden, Schnürschuhe, wollene Kniestrümpfe. Die jüngeren Akteure haben sich die Kluft von Papa, Mama oder Opa sponsern lassen, hörte man. Nur Assistenzcoach Mirko Schröder verweigerte die „Krachledernen“. Begründung: „Da schwitzt man im Zelt so fürchterlich.“

Geschwitzt für den Erfolg hatte man 90 Minuten zuvor – und fünfmal die Woche beim Training. „Das war für alle eine harte Umstellung, aber das muss für die Oberliga sein“, so Sebastian Schier (25). „Man gewöhnt sich dran, und der Erfolg belohnt einen für Fleiß“, sagt der Briesen-Zugang. Er und sein ehemaliger Blau-Weiß-Mitspieler Steve Weiss-Motz (31) gaben unmittelbar nach dem Abpfiff ihren Bier-Einstand beim Team.

So „vorgewärmt“ ging’s auf die Frankfurter Wiesn, allen voran die Stimmungskanonen Fred Garling und Tobias Fiebig. Ihren „Einstand“ holen demnächst Thomas Sabin (ebenfalls von Briesen gekommen) und Duncan Kaiser (EFC Stahl) bei passender Gelegenheit nach. Erfolgreiche Heimspiele gegen Strausberg (Pokal), Lichtenberg oder Hürtürkel könnten dafür den Rahmen geben ...

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Aufrufe: 028.9.2015, 08:26 Uhr
MOZ.de / Hans EberhardAutor