2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Aus der Traum von der Titelverteidigung. F: Getty Images
Aus der Traum von der Titelverteidigung. F: Getty Images

Mit dem Schlusspfiff der Schock

WELTMEISTERSCHAFT +++ So reagierten die Mainzer Fußballtrainer auf das überraschende Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft

MAINZ. Eine Mischung aus Verärgerung und Schockstarre machte sich breit. Norman Loos, Spieler und U19-Trainer des VfB Bodenheim, schaute das WM-Spiel zwischen Deutschland und Südkorea mit Freunden im eigenen Garten. Auf einer großen Leinwand. „Das hat bisher immer Glück gebracht, aber diesmal war das ja gar nichts“, erklärt Loos. Man merkt ihm an, dass er das frühe WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft noch nicht ganz verdaut hat. „Dabei war ich vor dem Turnier eigentlich optimistisch.“ Bereits mit dem Gruppenspiel gegen Mexiko verwandelte sich der Optimismus schlagartig in Verwunderung – darüber, was einem das DFB-Team da gerade angeboten hatte.

Ganz anders reagierte Sascha Meeth, Trainer des TSV Schott Mainz. „Bei mir hat das eigentlich nicht allzu viel bewirkt“, gesteht er. In zwei Tipprunden versucht er, die Gewinner und Verlierer des Wettbewerbs vorherzusagen. Auf einen WM-Sieg Deutschlands setzte er in keiner. „Zumindest bis zum ersten Gegentor hatte ich das Gefühl, dass wir noch irgendwie glücklich weiterkommen. Aber selbst dann wäre sicherlich im Achtelfinale Schluss gewesen.“ Seine Skepsis lässt sich vor allem auf die Einstellung und Laufbereitschaft der Mannschaft zurückführen. Meeth ist sicher: „Da liegt einiges im Argen.“

Schütz kritisiert taktische Einstellung

Oliver Schütz machte die Fehler der deutschen Mannschaft vor allem im taktischen Bereich aus. Der Trainer des VfR Nierstein kritisiert besonders die Ideenlosigkeit des deutschen Spiels: “Die Gegner stellen sich natürlich auf uns ein und verteidigen mit allem was sie haben. Dann müssen wir mit acht bis neun Leuten Angreifen und haben keine Absicherung bei gegnerischen Kontern. Ich würde mir Rhythmuswechsel im Spiel wünschen, wie man das zum Beispiel bei Real Madrid immer wieder sieht.“

Für viel Diskussionsstoff sorgten – sowohl vor als auch während des Turniers – die Personalentscheidungen von Bundestrainer Joachim Löw. TSG Bretzenheim-Coach Timo Schmidt kann das nachvollziehen. Gegen solch tiefstehende Gegner sei ein echter Mittelstürmer unerlässlich. „Warum Mario Gomez dann so wenig Spielzeit bekam, konnte ich nicht verstehen. Dazu kommt, dass Spieler wie Müller, Khedira oder Özil absolut außer Form waren und trotzdem viel gespielt haben, auch wenn Löw sie dann mal zwischenzeitlich rausgenommen hatte.“

Meeth vertraut auf Jugendarbeit

Klar ist: Nicht nur die deutschen Fans, sondern auch Mannschaft und Trainer werden Zeit brauchen, um diese historische Niederlage wegzustecken. Doch was dann? Schmidt ist sicher: „Wir brauchen einen neuen Trainer, der frischen Wind in das Team bringt. Mit dem ewigen Ballbesitzfußball von Löw kommen wir nicht weiter.“ Anderer Meinung ist Sascha Meeth, der keine voreiligen Schlüsse ziehen will: „Wir haben immer noch eine fantastische Jugendarbeit und können uns davon erholen. Einen riesigen Umbruch werden wir nicht brauchen. Ich warne davor, alles übereilt infrage zu stellen.“



Aufrufe: 029.6.2018, 09:00 Uhr
Pascal AffelderAutor