2024-05-02T16:12:49.858Z

Querpass
Abpfiff - für der eigene Karriere? Jung-Schiedsrichter Marvin Burkhardt, der für den SV 90 Fehrbellin pfeift, hat Spielangaben vorsätzlich geändert. Der 20-Jährige spricht von einem "großen Fehler". Schiri-Obmann Stefan Schmidt zog Burkhardt vorerst aus dem Verkehr.  ©Gunnar Reblin
Abpfiff - für der eigene Karriere? Jung-Schiedsrichter Marvin Burkhardt, der für den SV 90 Fehrbellin pfeift, hat Spielangaben vorsätzlich geändert. Der 20-Jährige spricht von einem "großen Fehler". Schiri-Obmann Stefan Schmidt zog Burkhardt vorerst aus dem Verkehr. ©Gunnar Reblin

"Linums Trainer bat mich, die Karte bei einem anderen zu vermerken"

Dem jungen Referee Marvin Burkhardt wird vorsätzlicher Betrug und Manipulation vorgeworfen.

Der Fußballkreis Prignitz/Ruppin ist um einen Skandal reicher. Ausgelöst hat ihn Schiedsrichter Marvin Burkhardt (SV 90 Fehrbellin). Dem 20-jährigen Referee wird Betrug vorgeworfen. Er wurde bereits "aus dem Verkehr gezogen", wie Schiri-Obmann Stefan Schmidt auf Nachfrage bekannt gab. Schmidt wirft seinem jungen Schützling Manipulation vor und bezichtigt ihn zudem der Lüge. Burkhardts Vergehen geht einher mit dem vorsätzlichen Betrug, den die SG Linum begangen haben soll. Obwohl mit Fakten und Aussagen belegt, muss noch der Konjunktiv gewählt werden. Bis das Sportgericht ein Urteil gefällt hat. Ein komplexer Fall. Viel Arbeit für die Sportrichter, die am Donnerstag in Heiligengrabe tagen.

Erst nach einer eingehenden Recherche konnte der Zusammenhang hergestellt werden. Das Resultat: Fairness und Sportsgeist wurden mit Füßen getreten.

Marvin Burkhardt spricht von einem "großen Fehler. Ich habe meine Schiedsrichter-Karriere aufs Spiel gesetzt." Er pfeift erst seit einem Jahr im Fußballkreis Prignitz/Ruppin und wollte laut eigener Aussage schon immer Schiedsrichter werden. Jetzt ließ sich der junge und unerfahrene Mann zu einer folgenschweren Manipulation überreden.

Was war der Auslöser?

Ausgangspunkt war das Alt-Herren-Spiel am 5. April in Linum. Geleitet wurde es von Marvin Burkhardt. Gegen Ende der Partie zückte der Unparteiische zweimal die Rote Karte. Unter anderem sah der Linumer Sebastian Renz die Ampelkarte (76.). Nach dem Abpfiff, gleichbedeutend mit dem 2:1-Erfolg für die Gäste von der SG Herzberg/Langen, begann ein scheinbar mieses Nachspiel.

Burkhardt erklärte: "Nach dem Spiel suchte mich Linums Trainer Reinhard Horn in der Schiedsrichter-Kabine auf und bat mich darum, die Gelb-Rote Karte nicht bei Sebastian Renz, sondern bei einem anderen Linum-Spieler zu vermerken. Denn er bräuchte den Spieler am Sonntag noch einmal." Renz sollte zwei Tage später im Kreisliga-Match der Männer der SG Linum gegen den TSV Wustrau mitwirken. "Ich habe gesagt, wenn es unter uns bleibt, mache ich es. Es ist dann aber leider nicht unter uns geblieben. Wie auch immer es rauskam", wählte Burkhardt offene Worte. Statt bei Sebastian Renz vermerkte er die Gelb-Rote Karte bei Teamkollege Frank Herkner.

Was für Folgen hatte das?

Am 7. April empfing der TSV Wustrau die Linumer Männermannschaft zum Kreisliga-Match. Bei den Gästen im Kader – und sogar in der Startelf: Sebastian Renz. Die Partie endete 1:1-unentschieden. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Wustrauer noch nicht, dass der Gegner einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatte. "Nein", so Spielertrainer Max Döbbelin, "da waren wir noch ahnungslos. Ich habe aber am selben Abend noch einen entsprechenden Hinweis bekommen." Dieser brachte den Stein ins Rollen.

Davon geht auch Andre Ballast, Staffelleiter der Fußball-Kreisliga Ost, aus. "Nach meinem Kenntnisstand hat der TSV gute Aussichten, die Partie als gewonnen gewertet zu bekommen." Er wolle einem Urteil aber nicht vorgreifen.

Was sagen Schiri-Kollegen?

Unter anderem wählte Döbbelin am Abend nach besagtem Kreisliga-Spiel die Nummer von Schiedsrichter Marcel Bienk (Walsleben). Bienk war zwei Tage zuvor Zuschauer beim Alt-Herren-Spiel in Linum. "Ich habe den Platzverweis für Sebastian Renz live mitbekommen", erklärte Bienk. Und er kontaktierte nach dem Gespräch mit dem Wustrauer sogleich Schiri-Kollege Burkhardt. "Er schickte mir eine Sprachnachricht, in der er sein Vergehen eingestand." Für Bienk eine "klare Manipulation".

Wie reagiert Linum?

Abteilungsleiter Hans-Jürgen Spitzer war an dem Punktspielwochenende nicht vor Ort. "Ich ärgere mich über dieses Gemauschel." Intern habe er verlauten lassen, dass man den jungen Schiri jetzt aus dem Fokus ziehen müsse. "Da müssen sich jetzt einige bei uns Asche aufs Haupt streuen und klare Kante beziehen", fordert Spitzer. Namentlich Bernd Mösenthin, Frank Herkner und Reinhard Horn. Spitzer, seit 22 Jahren hoch engagiert im Amt, sieht den Ruf des Vereins erheblich geschädigt.

Mehr dazu in der Mittwochausgabe des Ruppiner Anzeigers, dem ePaper und auf MOZ.de: "Manipulations-Skandal im Fußballkreis"

Aufrufe: 024.4.2019, 11:15 Uhr
MOZ.de / Gunnar ReblinAutor