2024-04-25T14:35:39.956Z

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Hajduk (rot-weiß karierte Trikots) spielt auf Kunstrasen - doch der kann den Bedarf des Vereins nicht decken. F: Horst Linke
Hajduk (rot-weiß karierte Trikots) spielt auf Kunstrasen - doch der kann den Bedarf des Vereins nicht decken. F: Horst Linke

Hajduk: Wenn selbst der schöne Kunstrasen nicht genug ist

Alltag in der A-Klasse 7 - Teil 15: Der KSD setzt voll auf die Jugend, was sich sportlich auszahlt, den Verein aber inzwischen immer öfter an seine Grenzen bringt

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Gut, sie war ja nie weg, die A-Klasse. Wir haben sie hier nur versteckt, eine Saison lang. Jetzt sind wir wieder dort, auf holprigen Wiesen, bei den Jungs mit den schweren Knochen, bei denen, die lieber nächtelang feiern gin­gen als ins Fußballinternat. Eine wöchentliche Liebeserklärung an die ehrlichste Fußball-Liga Nürnbergs – der sie beim KSD Hajduk trotzdem ent­fliehen möchten.

Doni Kneževic konnte gar nicht anders. Sein Vater hat den KSD Haj­duk einst, vor mehr als 40 Jahren, mit­gegründet, seit knapp drei Jahren hält nun der Sohn das Erbe des Klubs mit den kroatischen Wurzeln am Leben. Kneževic, ein breit gebauter Mann mit weißem Hajduk-Polohemd, steht an der Torauslinie des Sigena-Sport­platzes und spricht über die Probleme eines Vereins in der A-Klasse. Wobei sich die Probleme hier dann doch etwas unterscheiden von denen ande­rer Klubs in der Stadt.

Denn das größte Problem des KSD Hajduk liegt nur wenige Schritte ent­fernt. Statt auf einer holprigen Wiese spielt die zweite Mannschaft gegen den FC Serbia zwar auf einem schö­nen Kunstrasenplatz – das Problem ist nur, dass dieser schöne Platz dem Verein inzwischen nicht mehr reicht. „Wir kämpfen mit dem Platzmangel“, sagt Kneževic. Von den Kleinsten in der G- bis zur A-Jugend haben sie in allen Altersklassen Mannschaften, teilweise sogar mehrere.

Das war nicht immer so, vor gut zehn Jahren waren die Herausforde­rungen noch ganz andere. Die erste Mannschaft stieg aus der Kreisliga ab, „wir haben den Generationenum­bruch verpasst“, erinnert sich Kneže­vic. Dann stiegen sie noch mal ab, irgendwann einigten sie sich darauf, dass es so nicht weitergehen kann. So: ganz ohne Jugend. Also haben sie eine feine Saat ausgebracht, die sie über Jahre wachsen und gedeihen ließen. „Seit letztem Jahr trägt unsere Arbeit Früchte“, sagt der Vorstand. Inzwi­schen spielen in den beiden Herren­mannschaften junge Menschen aus der eigenen Jugend, vor der Zukunft ist deshalb bei Hajduk niemandem mehr bange. „In den kommenden Jah­ren werden wir genug Zulauf für die Erste und die Zweite haben“, sagt Kneževic.

Vier Teams auf einem Platz

Bei der Stadt haben sie schon ange­klopft, ob sie vielleicht einen weiteren Sportplatz nutzen dürfen – nur leider wollen das ein paar mehr Vereine in Nürnberg. Und so müssen sich vorerst weiter vier Jugendmannschaften beim Training einen Platz teilen. Seine Arbeit sieht Doni Kneževic dennoch bestätigt, wenn an manchen Tagen mehrere Dutzend Kinder über den Kunstrasen flitzen. „Wir stehen für Integration“, sagt er, „gerade in der Südstadt als Brennpunkt.“ Denn Haj­duk ist längst nicht mehr nur der Klub der Kroaten, auch wenn die rot-wei­ßen Karos omnipräsent sind. Offen für alle sei der Verein, sagt der Vor­stand, „wenn man nur auf die 6000 Kroaten in Nürnberg und dem Umland setzt, dann kommt man nicht weiter“.

Weiterkommen will der KSD Haj­duk aber, vor allem fußballerisch. Das nächste Ziel ist die Kreisklasse – mit der ersten Mannschaft, die in der A-Klasse 8 spielt. Die zweite ist vor dieser Saison erst aus der B-Klasse aufgestiegen und soll nun erst einmal nicht wieder dorthin absteigen. Gegen den FC Serbia, der ebenfalls in die Kreisklasse will, sieht es nach dem frü­hen 1:0 lange gut aus mit dem dritten Sieg dieser Saison, wenngleich Haj­duk dann doch mehr arbeitet als spielt. Serbia ist spielerisch besser, gleicht trotzdem erst nach gut einer Stunde aus, in den letzten Minuten zer­fällt die Hajduk-Abwehr und der Favorit gewinnt mit 4:1.

Boccia, Bier, Cevapcici

Großartig traurig sind trotzdem nur wenige am Sigena-Sportplatz. Zu schön ist das Wetter, das offiziell 152 Menschen bei Cevapcici und Bier in der Sonne genießen, beim Bocciaspie­len, beim Plauschen – und eben beim Fußballgucken. Und auch die Rivali­tät zwischen Kroaten und Serben ist weit weg, „viele Jungs sind hier zusam­men aufgewachsen, mancher ist sogar erst nach dem Krieg geboren“, sagt Nikica Dakovic, der ebenfalls seit Jah­ren an der Entwicklung des KSD Haj­duk arbeitet.

Interessanter wäre da doch ein Duell zwischen der ersten Mannschaft seines Klubs und der des FC Serbia, findet er. So ein richtiges „Balkander­by“, von dem ein regionales Fußball­portal zuletzt schrieb. In der Kreis­klasse wäre das möglich, nach dem 4:1 ist der FC Serbia diesem Ziel wieder ein bisschen nähergekommen. Zwei Stunden später ist das auch der KSD Hajduk – und Dino Kneževic muss nicht mehr über Probleme reden. 6:0 gewinnt die erste Mann­schaft gegen den TSV Fischbach II, aber das ist dann doch: Alltag in der A-Klasse 8.

Aufrufe: 029.3.2017, 13:12 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor