Doni Kneževic konnte gar nicht anders. Sein Vater hat den KSD Hajduk einst, vor mehr als 40 Jahren, mitgegründet, seit knapp drei Jahren hält nun der Sohn das Erbe des Klubs mit den kroatischen Wurzeln am Leben. Kneževic, ein breit gebauter Mann mit weißem Hajduk-Polohemd, steht an der Torauslinie des Sigena-Sportplatzes und spricht über die Probleme eines Vereins in der A-Klasse. Wobei sich die Probleme hier dann doch etwas unterscheiden von denen anderer Klubs in der Stadt.
Denn das größte Problem des KSD Hajduk liegt nur wenige Schritte entfernt. Statt auf einer holprigen Wiese spielt die zweite Mannschaft gegen den FC Serbia zwar auf einem schönen Kunstrasenplatz – das Problem ist nur, dass dieser schöne Platz dem Verein inzwischen nicht mehr reicht. „Wir kämpfen mit dem Platzmangel“, sagt Kneževic. Von den Kleinsten in der G- bis zur A-Jugend haben sie in allen Altersklassen Mannschaften, teilweise sogar mehrere.
Das war nicht immer so, vor gut zehn Jahren waren die Herausforderungen noch ganz andere. Die erste Mannschaft stieg aus der Kreisliga ab, „wir haben den Generationenumbruch verpasst“, erinnert sich Kneževic. Dann stiegen sie noch mal ab, irgendwann einigten sie sich darauf, dass es so nicht weitergehen kann. So: ganz ohne Jugend. Also haben sie eine feine Saat ausgebracht, die sie über Jahre wachsen und gedeihen ließen. „Seit letztem Jahr trägt unsere Arbeit Früchte“, sagt der Vorstand. Inzwischen spielen in den beiden Herrenmannschaften junge Menschen aus der eigenen Jugend, vor der Zukunft ist deshalb bei Hajduk niemandem mehr bange. „In den kommenden Jahren werden wir genug Zulauf für die Erste und die Zweite haben“, sagt Kneževic.
Bei der Stadt haben sie schon angeklopft, ob sie vielleicht einen weiteren Sportplatz nutzen dürfen – nur leider wollen das ein paar mehr Vereine in Nürnberg. Und so müssen sich vorerst weiter vier Jugendmannschaften beim Training einen Platz teilen. Seine Arbeit sieht Doni Kneževic dennoch bestätigt, wenn an manchen Tagen mehrere Dutzend Kinder über den Kunstrasen flitzen. „Wir stehen für Integration“, sagt er, „gerade in der Südstadt als Brennpunkt.“ Denn Hajduk ist längst nicht mehr nur der Klub der Kroaten, auch wenn die rot-weißen Karos omnipräsent sind. Offen für alle sei der Verein, sagt der Vorstand, „wenn man nur auf die 6000 Kroaten in Nürnberg und dem Umland setzt, dann kommt man nicht weiter“.
Weiterkommen will der KSD Hajduk aber, vor allem fußballerisch. Das nächste Ziel ist die Kreisklasse – mit der ersten Mannschaft, die in der A-Klasse 8 spielt. Die zweite ist vor dieser Saison erst aus der B-Klasse aufgestiegen und soll nun erst einmal nicht wieder dorthin absteigen. Gegen den FC Serbia, der ebenfalls in die Kreisklasse will, sieht es nach dem frühen 1:0 lange gut aus mit dem dritten Sieg dieser Saison, wenngleich Hajduk dann doch mehr arbeitet als spielt. Serbia ist spielerisch besser, gleicht trotzdem erst nach gut einer Stunde aus, in den letzten Minuten zerfällt die Hajduk-Abwehr und der Favorit gewinnt mit 4:1.
Großartig traurig sind trotzdem nur wenige am Sigena-Sportplatz. Zu schön ist das Wetter, das offiziell 152 Menschen bei Cevapcici und Bier in der Sonne genießen, beim Bocciaspielen, beim Plauschen – und eben beim Fußballgucken. Und auch die Rivalität zwischen Kroaten und Serben ist weit weg, „viele Jungs sind hier zusammen aufgewachsen, mancher ist sogar erst nach dem Krieg geboren“, sagt Nikica Dakovic, der ebenfalls seit Jahren an der Entwicklung des KSD Hajduk arbeitet.
Interessanter wäre da doch ein Duell zwischen der ersten Mannschaft seines Klubs und der des FC Serbia, findet er. So ein richtiges „Balkanderby“, von dem ein regionales Fußballportal zuletzt schrieb. In der Kreisklasse wäre das möglich, nach dem 4:1 ist der FC Serbia diesem Ziel wieder ein bisschen nähergekommen. Zwei Stunden später ist das auch der KSD Hajduk – und Dino Kneževic muss nicht mehr über Probleme reden. 6:0 gewinnt die erste Mannschaft gegen den TSV Fischbach II, aber das ist dann doch: Alltag in der A-Klasse 8.