2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Christian Probst
Christian Probst

»Ich wurde angelogen«

Christian Probst packt aus und spricht über sein Ende beim SV Kollnburg

Gut einen Monat ist es nun her, doch die Emotionen kochen immer noch hoch. Auch im FuPa-Forum fällt ein Name immer wieder: Christian Probst. Der 31 jährige Ex-Coach vom SV Kollnburg, spricht exklusiv im FuPa-Interview über die Situation, die zu seinem Rücktritt damals geführt hat.


FuPa: Servus Christian! Vielen Dank, dass du dir Zeit nehmen konntest. In unserem FuPa-Forum der Kreisliga Bayerwald wurde nicht nur dein Abschied aus dem Traineramt in Kollnburg heftig diskutiert, sondern auch an einem Interview mit dir wurde großes Interesse bekundet. Diesem Leserwunsch wollten wir natürlich nachkommen. Vorab, wie geht es dir? Genießt du die neu gewonnene Freizeit?

Probst: Servus Robert. Kein Problem. Zeit hab ich ja jetzt wieder mehr. Mittlerweile gehts mir wieder sehr gut. Ich genieße diese "neu gewonnene Zeit" sehr. Vor allem meine Frau und meine Kinder sind sehr dankbar dafür, hoffe ich zumindest…

FuPa: Gut einen Monat ist es nun her, dass deine Zusammenarbeit mit dem Kreisliga-Aufsteiger, dem SV Kollnburg, gescheitert ist. Was hat sich in diesem Monat für dich persönlich alles getan? Hat sich viel verändert?

Probst: Für mich persönlich? Nun ja es ist auf alle Fälle eine Umstellung gewesen, auf einmal braucht man sich um sehr viele Dinge nicht mehr kümmern und es dauert eine Weile, bis man mit der "mehr vorhandenen Zeit" wieder richtig was anfangen kann. So nach ca. 2 Wochen glaub ich hab ich erstmals gemerkt, was eigentlich für eine Last abgefallen ist von mir. Ich war ein bissl im Urlaub, bin viel mit dem Radl unterwegs gewesen.....

FuPa: Da du ja ein waschechtes Kollnburger Eigengewächs bist, lässt sich das Herzblut für den Verein sicher nicht einfach beruhigen oder?

Probst: Ganz klar, ich häng an diesem Verein. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern. Ab und zu kocht das Ganze schon noch hoch, weil einfach insgesamt doch fast sechs Jahre eine Lange Zeit sind. Ich glaube jeder, der das bei seinem Heimatverein gemacht hat, weiß wie Nahe einem das geht. Man muss ja immer wieder über Freunde entscheiden, wen lass ich spielen, wen nicht...Man lernt sehr viel dabei, ist aber auch ständig unter Strom. Da kann man nicht von heute auf morgen sagen, das einem nichts mehr an dem Verein im Ganzen liegt.

FuPa: Viel wurde damals diskutiert, als du plötzlich bekannt gabst, nicht weiter als Coach in Kollnburg zu arbeiten. War es ein freiwilliger Rücktritt? Ist er gefeuert worden? Oder hat man ihn von Seiten des Vereins so unter Druck gesetzt, dass keine andere Entscheidung übrig blieb? All diese Frage tauchten auf. Kannst du – mit genügend Abstand – unseren Lesern noch einmal die Situation schildern, wie sie sich für dich damals dargestellt hat?

Probst: Letzteres trifft es am ehesten. Ich fühlte mich schon, von Seiten des Vereins, etwas unter Druck gesetzt. Zum Teil muss ich sagen; hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass ich auch einfach angelogen wurde. Die Situation ist schnell geschildert: nach dem tollen Aufstieg haben wir drei Spieler der Ersten verloren. Zwei Abgänge standen zu Buche und Zeithöfler Andi legte eine Pause ein. Hinzu gekommen - direkt für die Erste - ist eigentlich nur ein 18 Jähriger, der zwar viel Talent hat, aber einfach noch nicht als absoluter Leistungsträger agieren kann. Wie auch. Beim 2:2 im Heimspiel gegen Hutthurm, verletzte sich mit Wagner Matthias auch noch der Top-Verteidiger der Mannschaft. Mit ihm und eben Zeitlhöfler, fiel somit die komplette Verteidigung des letzten Jahres aus. Am Heimatfestwochenende setzte es dann zwei bittere Niederlagen und bereits da rumorte es. Leider waren für dieses Rumoren eben genau zwei Spieler zuständig, die eigentlich Führungsspieler sein sollten, in meinen Augen sich jedoch nicht so verhalten haben. Den Rest der Mannschaft nehme ich hier total in Schutz. Da dann in den nächsten Spielen auch noch insgesamt sechs Urlauber zu verzeichnen waren, traten wir z.B. in Wildenranna noch mit genau 4 Mann aus der letztjährigen Aufstiegself an. Und da verletzte sich einer noch dazu in der Anfangsphase. Wir haben zwar eine gute Reserve, aber dies konnte einfach nicht mehr kompensiert werden, noch dazu eine Liga höher. Sicher hat noch der ein oder andere Spieler seine eigenen, schlechten Leistungen versucht, Richtung Trainer zu vertuschen, das ist aber normal denk ich. Dann kam eben diese nicht ganz ehrliche Situation noch dazu, worauf ich mich entschloss die Sache zu beenden. Im Nachhinein wäre ich über einen anderen Ablauf schon froh gewesen.

FuPa: Es war ja auch zu lesen, dass dein Abschied durchaus mit einem oder mehreren Spielern eng zusammenhing. Diese Spieler wollten wohl mit dir nicht weiter machen. Stimmt das?

Probst: Ums genau zu sagen waren es zwei Spieler, noch dazu auswertige, die dem Verein in dieser Situation mehr Wert waren als zwei einheimische. Die einheimischen waren Wühr Andi und ich. Diese zwei haben mit dem Abgang gedroht bzw. schon gar nicht mehr gespielt, sollte sich nichts ändern. Der 1. Vorstand hat sich dann eben für sie entschieden. Das hat er mir auch persönlich so mitgeteilt.

FuPa: Wie erklärst du dir, dass der Verein dann der Laune dieser Spieler gefolgt ist, statt dir weiter zu vertrauen? Schließlich hast du die Mannschaft innerhalb weniger Jahre in die Kreisliga geführt!

Probst: Ich kann es mir nicht erklären! Nach wie vor nicht. Weil ich einfach eine total andere Sichtweise habe, nach wie vor. Kurzfristig kann es ja was bringen, aber langfristig ist es für mich unverständlich, weil Andi und ich sicher dem Verein auch bei einem Abstieg die Treue gehalten hätten. Ob die zwei dafür Gebliebenen diesen Charakter haben, wird sich zeigen. Ich bin schon auch von Vereinsseite enttäuscht, weil ich vor sechs Jahren den Verein auch nicht im Stich gelassen habe. Die Erste war Vorletzter in der A-Klasse. Acht Spieler haben den Verein damals im Winter verlassen und die Reserve stand kurz vor der Abmeldung. Spartenleiter gab es auch keinen mehr... Die Voraussetzungen als Trainer waren sozusagen bescheiden. Ich hätte mir halt gewünscht das es jemand im Kreuz hat zu sagen, wir kommen gemeinsam da wieder raus. Ich habe ständig für die Mannschaft den Kopf hingehalten, mal ein bisschen Rückendeckung hätte nicht geschadet. Nach den erfolgreichen Jahren aber, nach zwei Niederlagen in Folge bereits alles in Frage zu stellen, ist mir unverständlich. Die Sache ist aber mittlerweile für mich erledigt. Vorbei ist vorbei.

FuPa: Auch um einige andere Personalien gab es damals ordentlich Aufruhr. So äußerste sich beispielsweise dein ehemaliger Keeper, Andreas Wühr, spürbar verärgert im FuPa-Forum: „Was mit mir passiert ist, ist unter aller Sau!“ – Was steckte dahinter? Mittlerweile ist er ja spurlos verschwunden – zumindest was sein Profil auf der FuPa-Vereinsseite des SV Kollnburg betrifft. Auch nicht gerade die feine Art…



Probst: Ich kann den Andi hier voll verstehen. Die Situation war halt so, dass sich der andere Torwart beim Verein abgemeldet hat, weil ich ihm nicht sofort als 100%ige Nr 1. installiert habe. Beide haben gut trainiert und deshalb war ich der Meinung, beide haben eine Chance verdient. Wie gesagt, Andi zog die Sache durch und hat sich, durch den freiwilligen Rückzug, meines Erachtens als Nr. 1 durchgesetzt. Leider verletzte sich der Andi im dritten Spiel, so dass sich innerhalb von zwei Tagen unsere Torhüterzahl von 2 auf 0 reduziert hat. Unter dem neuen Trainer wurde dann eben der bereits abgemeldete TW wieder zurückgeholt (unter mir hätte er nicht mehr gespielt) und dem Andi dann mitgeteilt, dass nicht mehr auf ihn gesetzt wird. Ich finds auch unter aller Sau, kann mich da nur anschließen, weil das mit Kameradschaft nichts zu tun hat, was da abgelaufen ist. Was mit dem FuPa-Profil passiert ist, würd mich auch interessieren. Sicher kein feiner Zug. Spurlos verschwinden wird er aber nicht, weil der Andi einfach ein guter Typ ist und ein hervorragender Torwart noch dazu. Er wird sicher bald wieder was Neues machen.

FuPa: Als du dein Amt niedergelegt hast, stand es nicht gerade rosig um den Club. In der Kreisliga Bayerwald seid ihr äußerst schlecht gestartet. Damals hieß es, die personelle Situation sei der Hauptgrund. War dem so?

Probst: Ich denke schon. Viele Verletzte, Abgänge und sechs Urlauber für 2-3 Wochen - das konnte man nicht mehr auffangen. Dazu kam natürlich, dass wir seit drei Jahren Relegation spielen, im Winter durch die Erfolge sehr viel Halle gespielt haben.... man hat schon gemerkt, dass bei dem ein oder anderen die Luft ein bissl raus war. Diese Phase hatten wir aber die letzten zwei Jahre auch, und die wäre auch heuer wieder vorbei gegangen. Aber es kann natürlich schon sein, dass auch von meiner Seite das ein oder andere nicht mehr so rübergekommen ist. Ich nehme mich hier nicht aus. Wie gesagt, in so einer langen Zeit nutzt sich doch auch was ab. Ich denke, dass kann niemand verhindern.



FuPa: Aktuell scheint sich die Situation ein wenig zu entspannen. Der erste Sieg wurde eingefahren. Beobachtest du das Geschehen in Kollnburg noch? Neuzugang Roland Geiger beispielsweise, hätte dir sicher auch gut als Spieler für dein Team gefallen, oder?



Probst: Klar beobachte ich das alles. Bis auf Matthias Wagner sind alle wieder fit, Roland Geiger ist eine absolute Verstärkung. So kann man jetzt versuchen, das Feld sozusagen von hinten aufzurollen. Wünschen tue ich es der Mannschaft.

FuPa: Lassen wir das Thema Kollnburg hinter uns. Wohin führt die Reise des Christian Probst? In einem vorherigen FuPa-Interview hast du angedeutet, dich eventuell als Spieler noch einmal zu verändern bzw. dass du auf das richtige Angebot für einen Trainerjob wartest. Steht seither das Telefon nicht mehr still oder lässt du dir dabei Zeit? Gibt es schon etwas konkretes zu vermelden?

Probst: Zunächst möchte ich mich nochmals bei der Mannschaft bedanken, sie hat immer toll mitgezogen und sich weiterentwickelt. Wir haben wirklich, für unsere Verhältnisse, sehr viel erreicht und ich hoffe, dass auch die Zuschauer das mal so sehen werden. Die wurden wahrscheinlich die letzten Jahre ein bisschen zu sehr verwöhnt. Ich war selber etwas erschrocken, dass es im Forum so hohe Wellen schlug. Trennungen verlaufen ja nur selten ganz sauber ab. Für mich ist das Thema erledigt und ich freue mich auf Neues. Ich wünsche den neuen Verantwortlichen alles Gute und denke nach wie vor: sollten sich ab jetzt die Verletzten in Grenzen halten, kann der Klassenerhalt geschafft werden. Selber halte ich mich bei uns in der Reserve sozusagen fit. Wir haben eine gute Truppe und es macht mir Spaß. Was im Winter wird, muss man sehen. Entscheidend wird sicher mein Knie sein, nach den vielen OPs der vergangenen Jahren, muss ich da immer ein bissl drauf hören. Im Moment jedoch, geht es mir gut damit und ich kann es mir schon vorstellen, nochmal was anderes, auch als Spieler, zu machen. Der Trainerjob reizt mich immer, weil ich schon irgendwie ein Fußballverrückter bin. Sollte was kommen, höre ich mir das an, dann sieht man weiter. Den schwierigsten Job habe ich ja mit dem beim Heimatverein schon hinter mir… Konkretes gibt es nichts. Es waren zwei Anfragen da, aber ich habe halt jetzt den Abstand gebraucht.
Noch was zu Dir Robert, mach weiter so! Ist echt Wahnsinn wie viel Zeit du in
FuPa investiert, dafür kann man Dir gar nicht genug danken.

Aufrufe: 022.9.2010, 15:32 Uhr
Robert GrantnerAutor