Konkurrenz für Eintracht-Stadion

Da viele von ihnen direkt von der Arbeit kommen, wächst die Zahl der Zuschauer im Laufe des Spiels zunächst stetig an. Unter ihnen ist auch der Dekan. „Ich gucke gerne mit vielen Leuten. Eigentlich wollte ich dafür nach Niederseelbach, aber dann war ich knapp mit der Zeit und habe mich hierfür entschieden“, erläutert Oliver Albrecht. Die Zeitnot hat dem Männerforum auch Gäste beschert, die noch nie hier gewesen sind. „Wir wollten eigentlich nach Frankfurt in die Commerzbank Arena, aber wir sind im Verkehr stecken geblieben“, berichtet Nicolas La Pietra. „Also haben wir nach dem nächsten Public Viewing gegoogelt und Niedernhausen angesteuert“, fügt Florian Lang hinzu.

Ausnahmsweise ist gut ein Drittel der Gäste des Männerforums weiblich. „Ich möchte mit netten Menschen bei guter Laune Fußball gucken“, erläutert Regina Kaske. Sie tippt auf einen 2:1-Sieg für Deutschland und liegt damit ganz im Trend. Die Vorhersagen beim Tipp-Spiel liegen allesamt zwischen 3:1 und 2:2.

Dennoch überwiegt in den ersten Spielminuten die Sorge gegenüber der Zuversicht. Für Beruhigung sorgt dann der Foulelfmeter in der zwölften Minute. Mit rhythmischem Klatschen wird der Anlauf von Thomas Müller begleitet. Dann erschüttert Torjubel aus 50 Kehlen das Gemeindezentrum. Das nächste Tor von Mats Hummels 20 Minuten später bejubeln dann schon mehr als 60 Gäste. „Ich glaube, Deutschland gewinnt“, verkündet der achtjährige Jaron, während er freudig durch die Reihen läuft. Die Rote Karte für Pepe und das 3:0 durch Müller festigen diese These.

Beim Halbzeitpfiff gibt es Beifall. Nur Regina Kaske zeigt sich unglücklich. „Mist, mein Tipp ist im Eimer“, scherzt sie. Ansonsten sind alle glücklich, auch die katholischen Gäste aus Oberjosbach. „Man wird nett aufgenommen hier, und wenn das Spiel so läuft, was will man mehr?“, zeigt sich Harald Nesswetter zufrieden. Das ändert sich auch in der zweiten Hälfte nicht. Mehrfach wird vorauseilend gejubelt, bis dann wirklich das 4:0 fällt. Eine Runde Mitleid gibt es für Ronaldo, dem in einer Großaufnahme die Enttäuschung anzusehen ist. Gelächter brandet auf, als die Kanzlerin ins Bild kommt und beim Abpfiff wird der gelungene Auftakt lange beklatscht.

„Wir kommen jetzt immer, das hat Glück gebracht“, zeigt sich auch der gestrandete Florian Lang mit dem Ende seiner Irrfahrt durchaus zufrieden.