2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: RP / Thomas Schulze/Heinrich Löhr

Das Pannenlager des KFC Uerdingen

Der KFC Uerdingen hat das Trainingslager im italienischen Gavorrano abgebrochen. Grund war der schlechte Rasen auf dem Trainingsplatz. Nun soll sich in Venlo auf die Rückrunde vorbereitet werden.

Das Il Pelagone Hotel & Golf Resort liegt in der Toskana malerisch gelegen, Olivenbäume und Weinreben prägen die hügelige Landschaft. Morgens ist es ziemlich frisch, doch nachmittags erwärmt die Sonne vom strahlend blauen Himmel die Luft auf frühlingshafte 14 Grad. Ideale Bedingungen für ein Trainingslager befand Stefan Effenberg, der Manager des Drittligisten KFC Uerdingen.

Teamchef Stefan Reisinger, Trainer Daniel Steuernagel und die Spieler sahen das völlig anders. Als sie am Montagmorgen erstmals fünf Kilometer entfernten den Sportplatz in Gavorrano betraten, ging ihre Kinnlade nach unten. Das einhellige Urteil: „Der Platz ist schlechter als in Krefeld.“ Unmittelbar nach dem Training erfolgte auf dem Platz die erste Krisensitzung. Denn so wie im Immobilienbereich die Lage das entscheidende Kriterium ist, so sind es bei einem Trainingslager die Platzverhältnisse.

Sie sind der Grund, warum die deutschen Fußballmannschaften ihre Vorbereitung nach der Winterpause im Ausland absolvieren. Zwölf Stunden glühten die Telefondrähte, um kurzfristig einen guten Rasenplatz in der Umgebung zu bekommen – ohne Erfolg. Um Mitternacht, zur Geisterstunde, fiel die Entscheidung: Der KFC bricht das Trainingslager ab. Es wurden die Koffer gepackt, dann ging es nach Rom, von dort am Abend mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, ab Mittwoch erfolgt der Neustart des Trainingslagers in Venlo.

Für den KFC Uerdingen ist das ein Desaster. Die Mannschaft arbeitet seit Jahren unter den schlechtesten Bedingungen: kein Stadion, kein Trainingsgelände, kein Vereinsheim. Das Stadion Grotenburg, das aus Sicherheitsgründen für den Spielbetrieb gesperrt ist und saniert werden muss, dient als Trainingsplatz, doch ist der Rasen so schlecht, dass er von November bis März nur hin und wieder zu betrete ist. So ging es in Krefeld zunächst von einem Platz zum anderen, bis im kleinen Nachbarort der SV Vorst seine Hilfe anbot, wo gute Bedingungen für den dort beheimateten Bezirksligisten herrschen. Vor diesem Hintergrund kam dem Trainingslager eine besonders große Bedeutung zu.

Die Uerdinger sind dafür bekannt, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Das war auch eine Motivation von Manager Stefan Effenberg, der Il Pelagone in Italien als Trainingsquartier vorschlug, obwohl alle anderen Zweit- und Drittligisten nach Spanien fahren. Auf die Idee war er durch Falk Raudies gekommen, einen guten Bekannten, dessen Unternehmen FCR Immobilien AG mit Sitz in München die Anlage 2018 übernommen hat. Das schöne Anwesen in der Toskana sollte künftig in den Wintermonaten nicht nur Golfern, sondern auch Fußballern als Trainingsquartier dienen. Der Traum ist geplatzt, weil zwar die Rahmenbedingungen stimmen, aber das Entscheidende fehlt: ein guter Fußballplatz. Den hatte Effenberg zuvor wohl nicht angeschaut. Dabei hätte der ehemalige Nationalspieler doch wissen müssen, was das Wichtigste im Trainingslager ist – gute Arbeitsbedingungen.

„Ein guter Rasenplatz und anspruchsvolle Testspiele sind die wichtigste Voraussetzungen für eine gute Vorbereitung“, sagte Teamchef Reisinger, der sich damit vor seine Mannschaft stellte. Geschäftsführer Niko Weinhart versuchte die Wogen zu glätten: „Es ist extrem schade, da das Hotel ‚Il Pelagone‘ super Rahmenbedingungen für uns geschaffen hat. Wir werden nun aber an einem anderen Ort wieder angreifen und uns für die Rückrunde professionell vorbereiten.“ Im benachbarten Venlo, wo kürzlich die deutsche Nationalmannschaft logierte, beginnt am Mittwoch der zweite Teil des Trainingslagers.

Aufrufe: 014.1.2020, 16:02 Uhr
RP / Thomas Schulze aus GavorranoAutor