2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Nückel/Steinmann
F: Nückel/Steinmann

Zagreb bleibt in der Hitze eiskalt

Der neue Sieger der U19 Champions Trophy kommt aus Kroatien. Das Team von Andrej Miokovic überzeugt in der Defensive und beschränkt sich offensiv auf ein Minimum.

Oberbürgermeister Thomas Geisel drückte „Tosi“ erst einmal fest an seine Brust und erkundigte sich pflichtbewusst nach dem Wohlbefinden des städtischen Maskottchens. Das fiel zuvor den Jubelstürmen von Dinamo Zagreb zum Opfer und musste aufgerichtet werden. Die Kroaten krönten sich kurz zuvor mit einem 3:1-Erfolg nach Elfmeterschießen im Endspiel gegen Eintracht Frankfurt zum neuen Sieger der U19-Champions-Trophy. Filip Mihaljevic versenkte den letzten Strafstoß völlig abgebrüht ins rechte Eck, ein Anflug von Nervosität war nicht zu verspüren. „Ich war ganz ruhig“, versicherte der 18-Jährige. „So etwas habe ich im Training auch schon öfters geübt.“
Sein Schuss ins Glück war das Sahnehäubchen auf einem sehr disziplinierten Auftritt Dinamos – im Finale, aber auch im gesamten Turnierverlauf. Mit zwei Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage ist die Truppe aus der kroatischen Hauptstadt ins Halbfinale eingezogen und tat lange Zeit nur das nötigste. Lediglich zwei Tore standen nach vier Gruppenspielen zu Buche, doch diese Ausbeute reichte fürs Weiterkommen. Denn das Team von Trainer Andrej Miokovic ließ in der Defensive kaum etwas anbrennen und hielt sich akkurat an das vorgegebene taktische Rezept.

Insofern entwickelte sich das Endspiel zu einer optimalen Blaupause für den gesamten vorherigen Verlauf. „Wir haben sechs Partien in drei Tagen absolviert“, sagte Coach Miokovic, „deshalb mussten wir unsere Energie aufteilen.“ Die Rechnung ging hervorragend auf, weil sich die Kroaten auch in der Begegnung gegen Frankfurt dicht gestaffelt in der eigenen Hälfte formierten. „Wir haben außerdem auf Läufe in die Tiefe verzichtet, um Kraft zu sparen“, betonte Miokovic.

Die logische Konsequenz: Offensiv hatte das Finale wenig zu bieten. Außer einem Distanzschuss von Tomislav Krizmanic und einem missglückten Abschluss von Eintracht-Akteur Umar Saho Sarho bekamen die Zuschauer nicht viel geboten. Das änderte sich erst im Elfmeterschießen, das freilich ein Höchstmaß an Spannung bereithielt. Und nachdem die Frankfurter dreimal vom Punkt aus verzogen kam der große Auftritt von Zagrebs Flügelspieler Mihaljevic. Und die frenetische Jubelattacke auf „Tosi“.

Die hätte sich auch Werder Bremen, der RSC Anderlecht und Eintracht Frankfurt nur allzu sehr gewünscht. Doch die drei Halbfinal-Teilnehmer verpassten ihre Chancen denkbar knapp. Bremens Nachwuchsstar Ilia Gruev ärgerte sich über seinen verschossenen Elfmeter in der Vorschlussrunde derart, dass er das Kunstleder über den Zaun donnerte. Dabei geriet sein Team gegen Zagreb bereits nach wenigen Sekunden in Führung.

Was hier allerdings bewusst geschah, passierte in vielen weiteren Partien jedoch ungewollt und aufgrund der fehlenden Zielgenauigkeit. Besser machte es da Frankfurts Alessandro Albanese mit seinem artistischen Seitfallzieher zum 2:1-Erfolg gegen Anderlecht – der schönste Treffer des Turniers. Während der bissige David Philipp den Bremern den dritten Platz sicherte, zeigte Dinamo schlichtweg die besseren Nerven. „Den Erfolg werden wir mit einem schönen Altstadt-Spaziergang abrunden“, sagte Trainer Miokovic. Dort werden dann wohl die letzten Reserven aufgebraucht.

Aufrufe: 022.4.2019, 20:36 Uhr
RP /Tobias Dinkelborg und Christoph ZabkarAutor