2024-05-08T14:46:11.570Z

Im Nachfassen
So viele Fans wie noch nie in dieser Saison: 890 Kieler Anhänger begleiteten die „Störche“ nach Bremen und sorgten für Heimspiel-Atmosphäre.
So viele Fans wie noch nie in dieser Saison: 890 Kieler Anhänger begleiteten die „Störche“ nach Bremen und sorgten für Heimspiel-Atmosphäre.

Holstein Kiels zweite Reihe brauchte etwas Zeit

Vor Heimspiel-Kulisse »reingebissen«

Oft sind es nicht die glanzvollen Tage, die am Ende über den Erfolg einer Saison entscheiden, sondern die eher unspektakulären. Als ein solcher könnte dieser 2:0-Erfolg in Bremen für die Kieler „Störche“ am Ende der Saison gelten. „Solche Spiele hat man in einer Saison. Da muss man sich dann durchbeißen“, fasste Kapitän Rafael Czichos die nicht herausragende, aber eben doch konzentrierte Vorstellung der Mannschaft bei Werders Reserve zusammen.

„Wir haben in den letzten fünf Spielen nur ein Gegentor kassiert. Das kann sich sehen lassen“, hob Czichos hervor. Trainer Markus Anfang entgegnete, auf diese Bilanz angesprochen, sogar noch: „Das war noch eines zu viel. Gegen Magdeburg und vor allem in Lotte waren wir besser als heute.“ Zumindest im Hinblick auf das Lotte-Spiel war dem Trainer zuzustimmen. Und Czichos wusste auch: „Ohne die Bremer schlechter machen zu wollen – gegen eine Mannschaft wie Duisburg hätten wir mit dieser Leistung vermutlich nicht gewonnen.“

Das galt vor allem für die erste Halbzeit. „Wir haben ein bisschen anders gespielt als sonst“, relativierte der Kapitän. „Da ist es normal, dass sich das erst einspielen muss.“ Auch Anfang warb um Verständnis dafür, dass manches in den ersten 45 Minuten noch nicht klappte wie erhofft. „Natürlich haben wir einen guten Kader. Deshalb habe ich ja auch wechseln können“, erklärte er. „Aber man muss geduldig sein mit Spielern, die längere Zeit nicht gespielt haben.“ Damit war neben Luca Dürholtz („Er hat in der ersten Hälfte schwer reingefunden“, so Anfang) vor allem Stürmer Ilir Azemi gemeint, der erstmals bei Holstein (und erstmals überhaupt im Profifußball nach seinem schweren Autounfall) von Beginn an auf dem Feld stand und sich trotz sehr diskreter erster 40 Minuten ins Spiel hinein arbeitete. „Das war bei Marvin Ducksch in Osnabrück schon ähnlich“, erinnerte Anfang an das Startelfdebüt des zweiten Leihspielers, der damals auch erst nach der Pause besser wurde. Mit einigen gelungenen Aktionen dürfte des Selbstvertrauen des Deutsch-Kosovaren nun aber ein Stück weit gestiegen sein, dass er für den Saisonendspurt noch öfter eine Alternative sein kann.

Angesichts der Ausfälle war die Azemi-Premiere ebenso wichtig wie die – auch nur bedingt gelungene – Versetzung von Marvin Ducksch auf den linken Flügel, wo er schon zu Dortmunder Zeiten ausgeholfen hatte. „Spieler wie Steven Lewerenz oder Dominick Drexler sind auch bei unserem Kader eben nicht so leicht zu ersetzen“, sagte Anfang. Auch gegen Wiesbaden könnten zwei der drei besten Holstein-Schützen noch fehlen. Ob Lewerenz nach seiner Muskelverletzung und Drexler nach seiner Grippeerkrankung rechtzeitig wieder fit werden, um eine Alternative zu sein, bezweifelte Anfang am Sonnabend noch.

Positiv zu bewerten war auch die Resonanz der Fans. Insgesamt 890 Kieler hatten die Reise nach Bremen mitgemacht, 830 davon hatten die Aktion des Vereins genutzt, der angesichts der kurzfristigen Verlegung des Osnabrück-Spiels im März diesmal die Stehplatzkarten spendiert hatte. „Es ist ja schwer, dass auf diesem Platz richtig Stimmung aufkommt“, sagte Anfang und lobte: „Deshalb war es toll, dass so viele Fans mitgekommen sind.“ Holstein hatte entsprechend nicht nur die hauchdünne Mehrheit unter den zahlenden Zuschauern, sondern auch echte Heimspiel-Atmosphäre. Entsprechend ausgelassen feierte auch die Mannschaft den Sieg mit den Fans.
Aufrufe: 04.4.2017, 07:00 Uhr
SHZ / cjeAutor