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Konrad Höß nimmt kein Blatt vor den Mund: Der FCP-Präsdent redete eine Stunde lang und sparte nicht mit kritischen Worten.	Fotos: Johann Eibl
Konrad Höß nimmt kein Blatt vor den Mund: Der FCP-Präsdent redete eine Stunde lang und sparte nicht mit kritischen Worten. Fotos: Johann Eibl

Höß in Höchstform

Der Pipinsried-Boss über die «Totengräber des Fußballs» +++ Liebeserklärung an seine Frau

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Beim Auftakt der Saison 2015/16 ist der Vorsitzende des FC Pipinsried so richtig in seinem Element. Der 74-jährige Funktionär kündigt seinen Abschied an - bis dahin kann es aber noch dauern.

Er ist 74 Jahre alt und spricht vom Ende seiner Funktionärstätigkeit. Doch wenn Konrad Höß als Vorsitzender des FC Pipinsried bei der ersten Pressekonferenz einer Saison zum Mikrofon greift, dann läuft er stets zu großer Form auf. Eine Stunde lang ließ er am Dienstagabend praktisch kein Thema aus und sparte nicht mit kritischen Worten. Versprüht die Mannschaft in den nächsten Monaten so viel Eifer wie der Chef, dann wird sie nicht nur vorne mitspielen, dann kann sie sogleich den Titel gewinnen.
Wiederholt deutete Höß bei dieser Gelegenheit an, dass er sich Roland Küspert als seinen Nachfolger wünscht: „Ich habe ganz schwer überlegt, ob ich dem Küspert von heute auf morgen das Zepter in die Hand gib.“ Dieses Vorstandsmitglied beurteilt die Situation ein wenig anders: „Da ist noch ein weiter Weg hin.“ 2017 wird der Verein 50 Jahre alt, gegründet eben von Konrad Höß. Küspert sagte: „So lange muss er in jedem Fall bleiben.“

Der 74-Jährige war wieder so richtig in seinem Element. Mal verteilte er Lob, etwa an seine Gattin, die Kathi: „So viel Geld auf der Welt gibt’s nicht, was meine Frau wert ist.“ Dann wurde er richtig laut und geradezu zornig, als es um Fußballer ging, die seiner Ansicht nach bereits fest für die neue Saison zugesagt hatten, ehe sie doch noch einen Rückzieher machten: „Das sind die Totengräber des Amateurfußballs.“

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben Konrad Höß ganz ohne Frage belastet. Dass Spielertrainer Tobias Strobl nach dem verpassten Aufstieg in die Regionalliga das Handtuch warf und sich sein Assistent Maximilian Zischler überraschend nach Feucht verabschiedete, das hat diesen Funktionär schwer getroffen. Dennoch gibt er sich nach wie vor kämpferisch, das wird man am Samstag bei der Spielgruppentagung erleben, wenn es um die Festlegung der Anstoßzeiten geht: „Ich werde gewaltig auf den Tisch hauen müssen.“ Dann sorgt der Redner wieder für lautes Lachen im voll besetzten Sportheim, wenn er auf Manni Schwabl zu sprechen kommt. Der Vorsitzende der SpVgg Unterhaching habe ihm versichert, dass er das beste Bier stets in Pipinsried trinke. Nicht fehlen darf an diesem Abend auch der Hinweis auf den sportlichen Nachwuchs: „Der FC Pipinsried betreut 200 Jugendliche, das wissen viele nicht. Die eigenständige D-Jugend ist Meister geworden.“

Noch einmal kommt Höß darauf zu sprechen, dass er sich einen Nachfolger wünscht: „Meine Uhr läuft ab.“ Seit 48 Jahren habe er hervorragend mit seinen Leuten zusammengearbeitet und „dieses schöne Sportgelände“ geschaffen. Dann wird er ein wenig selbstkritisch: „Nach der Winterpause habe ich zu wenig gemacht.“ Das wird sich jetzt ändern: „Ich werde mit Argusaugen verfolgen, was sich da abspielt.“ Und bei Bedarf ernste Worte mit dem Trainertrio wechseln.

An dessen Spitze steht nun Ömer Kanca, ein 25-jähriger Münchner, der mit Applaus begrüßt wurde: „Ich bin mir bewusst, dass es keine einfache Aufgabe ist. Wir haben eine Mannschaft mit erfahrenen und jungen Spielern. Ich lebe für den Fußball, das zeige ich auf dem Platz.“ Kanca berichtete ferner von 46 Drittligaspielen für Unterhaching, 20 Einsätzen in der Regionalliga und über 50 in der Bayernliga. „Zwei Jahre bin ich abgetaucht. Ich habe gedacht, ich schaffe den Sprung in die Erste Liga in der Türkei.“ Mit 18 machte er bereits den ersten Trainerschein. Der neue sportliche Chef sieht seine Position auf dem Spielfeld hinter den Spitzen, genauso gut wäre sein Einsatz auch vor der Abwehrkette denkbar.

Nicht weniger als 16 neue Fußballer kamen zum FC Pipinsried. Höß sagte: „Ich habe Spieler verpflichtet, die Gas geben wollen. Ob sie’s können, wird sich herausstellen.“ Die Neuzugänge kamen diesmal noch nicht zu Wort, schon allein aus zeitlichen Gründen. Der große Kader mit derzeit 26 Kickern wird sicher noch reduziert werden.

Aufrufe: 02.7.2015, 06:23 Uhr
Johann EiblAutor