2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
Die U15 von Hertha BSC nach dem Pokalsieg 2015.
Die U15 von Hertha BSC nach dem Pokalsieg 2015. – Foto: Ben Remus

Fünf Jahre danach: Es bleibt das Talent...

Die Berliner "Super-Talente" Berkan Alimler und Elias Abouchabaka haben den erhofften Durchbruch bisher nicht geschafft.

Im ersten Halbjahr 2015 verzauberten sie die Berliner U15-Anhänger mit tollen Kombinationen und dem Pokalgewinn, im Sommer des gleichen Jahres waren sie dann wegen der medialen Berichterstattung deutschlandweit in aller Munde. Während Elias Abouchabaka nach Leipzig wechseln durfte, musste Berkan Alimler bei Hertha BSC bleiben. Trotz der unterschiedlichen Werdegänge hat es (bisher) keiner der beiden in die Bundesliga geschafft.

Es waren die Meldungen des Sommers 2015. "Zoff um Jugendspieler zwischen Hertha BSC und RB Leipzig", "Rekordablöse für 15 Jahre altes Hertha-Talent", "Für Herthas Youngster Alimler wird ein Traum zum Albtraum" oder "Super-Talent bleibt bei Hertha". Diese Überschriften zierten die Tagesblätter verschiedener Berliner Zeitungen. Die Rede war von Berkan Alimler und Elias Abouchabaka, beide zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre jung und gerade Berliner Meister und Pokalsieger mit Hertha BSC geworden.

Im Fokus, neben den Spielern, war der Bundesligist RB Leipzig, der immer wieder gegen das „Gentleman Agreement” der Profiklubs verstoßen und zumindest den Versuch gestartet hatte, Talente von anderen Bundesligisten abzuwerben. Bei den Berlinern ging es um Alimler, Defensivspezialist, und Abouchabaka, Offensivakteur.

Nicht erst seit diesem Zeitpunkt scheuen Bundesligisten mit einem zertifizierten Nachwuchsleistungszentrum keine Wege und Mittel, die besten Talente in ihren Reihen spielen zu sehen. Auch Hertha BSC verfügt über mehrere Scouts, die immer wieder Spieler sichten. Für andere ambitionierte Vereine im Jugendbereich wird es immer schwerer Talente zu binden. Eine Garantie, am Ende in der Bundesliga zu spielen, gibt es aber auch in einem der NLZ nicht.

Rekordablöse für 15-jährigen Offensivspieler

Für Abouchabaka, im zentralen offensiven Mittelfeld beheimatet, zahlten die Leipziger nach einem Rechtsstreit am Ende die damalige "Rekordablösesumme" von 250.000€. Er avancierte in der B-Jugend schnell zum unumstrittenen Stammspieler, überzeugte als 17-Jähriger bei den Junioren-Europameisterschaft und durfte als Lohn im Anschluss regelmäßig unter Ralph Hasenhüttl bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Im Sommer 2018 erhielt er einen Profivertrag bei den "Roten Bullen".

Als Leipzig 2017 seine zweite Mannschaft aufgelöst hatte, kündigte der ehemalige Sportdirektor Ralf Rangnick an, seinen Talenten per Spielpraxis bei anderen Vereinen an die Bundesliga-Mannschaft heranzuführen. Abouchabaka, der zwar im Training fester Bestandteil war, aber noch keine Minute in der Bundesliga gespielt hatte, entschied sich auch deswegen im Sommer 2018 für eine Leihe zum Zweitligisten Greuther Fürth.

Dort trat er auch positiv in Erscheinung - in der zweiten Mannschaft. Mehrere Verletzungen hielten den 19-Jährigen des Öfteren in Schach, auf den erhofften Durchbruch wartet er nun bereits seit anderthalb Jahren. In dieser Zeit durfte er immerhin zweimal in der 2. Bundesliga auflaufen. "In der U17 war er vielleicht einer der stärksten Spieler in Deutschland", sagte Geschäftsführer Sport Rachid Azzouzi der Süddeutschen Zeitung, um weiter auszuführen: "Der eine Spieler adaptiert Dinge schneller als andere. Aber das ändert nichts an seinem Talent." Doch in der heutigen, schnelllebigen und erfolgsorientierten Gesellschaft, scheint sein einst hellleuchtender Stern bereits erloschen. Im Winter ist es vorzeitig nach Leipzig zurückgekehrt, ohne wirkliche Aussichten auf Spielpraxis.

Größtes Talent des Jahrgangs 2000 in der Regionalliga

Für seinen kongenialen Partner aus Berliner Zeiten, Berkan Alimler, hat der Fußball-Stern nie so hell geleuchtet. Während Abouchabaka im Sommer 2015 nach Leipzig wechseln durfte, gab Hertha bei dem nach Pal Dardai "vielleicht größte Talent des Jahrgangs 2000 in Deutschland“ nicht nach und beharrte auf den laufenden Fördervertrag, der bis zum Sommer 2018, mit Option bis 2020, galt. Obwohl Alimler schon an seiner Schule abgemeldet war und sich bei seinen Mitspielern verabschiedet hatte, platzte der Deal.

Der 15-Jährige war zwischen die Fronten geraten. Mehrere Wochen ließ er sich nicht in der Schule blicken, auch zum Training ging er über einen längeren Zeitraum nicht, hielt sich privat fit. Anscheinend nicht ausreichend, denn bei einem Lehrgang der U16 Nationalmannschaft wurde er wegen fehlender Fitness nach Hause geschickt. Die Situation nagte am Nervenkostüm des Teenagers, der einfach nur Fußball spielen wollte.

Im Oktober durfte er das dann auch wieder, bei der U17 von Hertha BSC. Sein Anwalt und Berater damals zur Bild: „Der Junge hatte genug Strapazen, will einfach nur Fußball spielen. Er hat sich jetzt für Hertha entschieden, fertig!“ Michael Preetz, Geschäftsführer Sport beim Hauptstadtclub blickte noch damals in eine rosige Zukunft: „Wir erhoffen und wünschen uns, dass Berkan eines Tages ganz oben ankommt.“

Doch die fehlenden drei Monate schienen dem Talent zu fehlen. Weder in der U17, noch später in der U19 konnte er sich gegen seine stärker werdende Konkurrenz durchsetzen. Im Sommer 2018 verließ er die Blau-Weißen, vor Ende der Vertragslaufzeit, und schloss sich dem Rivalen Union Berlin an. Bei den Köpenickern avancierte er zum Stammspieler, der Durchbruch bei den Profis in diesem Sommer blieb aber aus. Er spielte bei mehreren Vereinen, unter anderem in Österreich vor, doch einen Profivertrag sollte er nicht erhalten.

Im November des letzten Jahres konnte der 20-Jährige dann einen Verein finden. Er schloss sich Optik Rathenow, in der Regionalliga Nordost an. Berkan hatte es zuletzt nicht ganz einfach. Wir sollten den Jungen erstmal in Ruhe Fußball spielen lassen. Außerdem muss er erst einmal richtig fit werden", freute sich Trainer-Legende Ingo Kahlisch über seinen Neuzugang. Ein Kurzeinsatz gegen Union Fürstenwalde verzeichnete der schnelle Außenverteidiger, dann war das Sportjahr vorbei. In dieser Vorbereitung arbeitet er im Havelland an seiner Fitness und möchte für den Klassenerhalt so richtig durchstarten.

Inwiefern die beiden ihren Traum vom Profi-Fußball auf der großen Bühne noch verwirklichen können, bleibt offen. Andernfalls würde es ihnen trotz vieler Vorschusslorbeeren wie viele Talenten in Deutschland gehen, die trotz ihrer fußballerischen Klasse am Ende um ihre Existenz kämpfen. Der Weg war, ist und wird auch weiterhin steinig bleiben.


Spielerprofil: Berkan Alimler


Spielerprofil: Elias Abouchabaka



Aufrufe: 022.1.2020, 09:08 Uhr
FuPa Berlin / mpAutor