2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Sage nicht, dass wir es verdient haben": Maximilian Heidenreich| Foto: Matthias Konzok
"Sage nicht, dass wir es verdient haben": Maximilian Heidenreich| Foto: Matthias Konzok

Heidenreich: "Schönau darf nicht zum Stolperstein werden"

BZ-Interview: Der Weiler Landesliga-Trainer Maximilian Heidenreich vor dem letzten Heimspiel der Saison

Er wirkt klar und fokussiert wie immer. Tritt die Mannschaft des SV Weil in den verbleibenden zwei Saisonspielen so auf wie ihr Trainer Maximilian Heidenreich, gehen die Relegationsspiele um den Verbandsligaaufstieg mit den Weilern über die Bühne. Uwe Rogowski sprach mit Heidenreich über Training mit Talenten, Nerven in der möglichen Relegation und die Mentalität am Hochrhein.
BZ: Sie haben es vielleicht gehört: Bei Hannover 96 wurden gerade die Trainerposten für die neue Saison fix gemacht. Kommen da Erinnerungen hoch?
Heidenreich: Viele Jahre her. Ja, ich hätte bei 96 Trainer der zweiten Mannschaft werden sollen.

BZ: Doch es klappte nicht.
Heidenreich: Wir hatten verhandelt und bevor ich mich in den Zug nach Freiburg gesetzt habe, habe ich Carsten Linke (bis 2007 Manager-Assistent bei 96, d. Red.) nochmal gefragt, ob es sicher ist, und er sagte: ’Ja, ist sicher.’ Als mich dann zeitnah ein Journalist aus Hannover anrief, und ich in dem Glauben war, dass er mit dem Verein gesprochen hatte, sagte ich ihm sinngemäß, dass der Verein und ich auf einer Wellenlänge wären, aber noch nichts unterschrieben sei.

BZ: Und das gab Ärger.
Heidenreich: Am nächsten Tag wurde eine Schlagzeile draus gemacht, was Riesenwellen geschlagen hat. Der Verein hatte mit dem damals aktuellen Trainer noch nicht gesprochen, doch das konnte ich ja nicht wissen. Der damalige 96-Manager Ilja Kaenzig rief mich jedenfalls an und machte mich fast ein wenig runter, wie ich das der Presse mitteilen könne und so weiter. Da haben sie bei 96 plötzlich laviert, was so etwa eine Woche ging.

BZ: Sie waren damals schon ein paar Jahre Trainer des Freiburger FC.
Heidenreich. Ja, und ich hing auch am Verein und dort wollte man natürlich auch Klarheit. Damals habe ich die Dringlichkeit nicht so gesehen und habe nach ein paar Tagen zu Herrn Kaenzig gesagt: Wenn es solche Probleme aufwirft, lassen wir es lieber. Im Nachhinein ärgere ich mich natürlich, dass ich das Telefongespräch mit dem Journalisten geführt habe. Es wäre eine sehr schöne Aufgabe gewesen, auch weil es meine Heimatstadt ist und meine Familie dort lebt.

BZ: Nachwuchsarbeit reizt Sie?
Heidenreich: Ja, es wäre darum gegangen, Spieler, die aus der A-Jugend kommen, an die Profis heranzuführen. Ich würde schon gerne mal eine richtig talentierte Jugendmannschaft trainieren, vielleicht werde ich den Weg in meiner Trainerkarriere auch irgendwann mal noch suchen. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, wenn ich das damals gemacht hätte, würde ich heute höherklassig trainieren.

BZ: Mit dem SV Weil können Sie es immerhin zurück in die Verbandsliga schaffen. Vor ein paar Wochen schien das außer Reichweite, dann folgten 13 von 15 Punkten. Braucht diese Weiler Mannschaft besondere Situationen oder speziellen Druck, um erfolgreich zu sein?
Heidenreich: Ich glaube eher das Gegenteil. Deshalb bin ich auch gespannt, wie sich die Mannschaft präsentieren würde, wenn wir die Relegation erreichen sollten. Denn nervlich traue ich ihr nicht so hundertprozentig über den Weg. Auch in meiner ersten Zeit in Weil haben wir oft Spiele verloren, die auf der Kippe standen. Ich weiß nicht, ob es mit der Mentalität am Hochrhein zu tun hat, aber ich habe manchmal auch das Gefühl, man ist schnell mit relativ wenig zufrieden.

BZ: Nun steht man wieder oben, der Druck des Gejagten ist wieder da. Kann es so gesehen am Samstag gegen Schönau das entscheidende Spiel werden?
Heidenreich: Psychische Belastung hin oder her: Schönau darf kein Stolperstein werden. Ich glaube aber auch: Die Mannschaft will, die Einstellung ist kein grundsätzliches Problem.

BZ: Vor dem Spiel gegen Lörrach-Brombach vor einigen Wochen hatten Sie sich indes klar geäußert.
Heidenreich: Ich hatte dem Team ein wenig die Pistole an die Brust gesetzt und geäußert, wenn sich die Truppe in diesem Spiel nicht zerreißt, dann wird es Konsequenzen haben. Wenn es wenige Spieler gewesen wären, hätte man sehen müssen, wie es mit ihnen weitergeht. Oder eben, dass ich hinschmeiße, wenn es zu viele gewesen wären. Denn ich brauche es nicht für mein Ego, eine unwillige Landesligamannschaft zu trainieren.

BZ: Kann man sagen, bei Nichtaufstieg wäre die Luft etwas raus?
Heidenreich: Bei mir nicht. Ich sage nicht, dass wir es verdient haben, aber es wäre schon sehr enttäuschend auch für die zweite Mannschaft. Im Grunde wäre es hammerhart, wenn wir deren Aufstieg das dritte Mal in Folge blockieren würden. Also ich wäre sauer.

BZ: Angenommen, Weil schafft es in die Relegation...
Heidenreich: ...dann hätten wir einen Riesenvorteil: Wir könnten erst einmal zuschauen und sehen, wie das erste Spiel der beiden anderen Teams gelaufen ist. Und: Wenn wir die nächsten beiden Spiele gegen Schönau und Elzach gewinnen sollten, hätten wir sechs Siege in Folge, was psychologisch nicht verkehrt wäre.
Aufrufe: 012.5.2016, 22:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor