2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
– Foto: Steven Mohr

DFB muss das Heft des Handelns übernehmen

Die Lage in der 3. Liga muss wohl als "zerstritten" bezeichnet werden

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Meinung Geisterspiele oder Saisonabbruch? Die 3. Liga ist zerstritten wie nie zuvor. Zudem wird der DFB von einigen Vereinen massiv unter Druck gesetzt. Eine einvernehmliche Lösung der Problematik scheint inzwischen ausgeschlossen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) steht unter Druck. Er muss in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Saison in der Dritten Liga fortgesetzt oder aber abgebrochen wird. Dass einige Vereine wie Mannheim, Magdeburg und Halle, die für einen Abbruch plädieren, den Verband massiv unter Druck gesetzt haben, erschwert nicht nur die Situation, sondern vergiftet das Klima.

Am Montag haben die Manager der 20 Vereine sich diesbezüglich in einer Videokonferenz ausgetauscht. Allerdings handelte es sich dabei lediglich um die Ermittlung eines Stimmungsbildes, die Entscheidung treffen nämlich nicht die Vereine, sondern der DFB. Das Ergebnis: Die Liga ist zerstritten wie nie, die Gräben extrem tief.

Auf der einen Seite stehen die Vereine, die die Saison mit Geisterspielen beenden wollen, um so Auf- und Absteiger zu ermitteln. Sportlich wäre dies die beste Lösung. Auf der anderen Seite stehen jene, die nicht mehr spielen wollen. Bislang haben sich acht Vereine für einen Abbruch ausgesprochen, allerdings unter der Prämisse, dass die derzeitige Tabelle zur Wertung herangezogen wird. Das wiederum ist keineswegs sicher, weil es sportlich betrachtet unsauber ist und somit eher unwahrscheinlich.

Die Folgen eines Saisonabbruchs sind nicht überschaubar. Neben sportlichen und wirtschaftlichen Verwerfungen käme es sicherlich auch zu zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen.

Im wirtschaftlichen Bereich müsste bei einem Abbruch unter anderem geklärt werden, welche Folgen das für Arbeits- und Sponsorenverträge hat. Inwiefern behalten sie überhaupt ihre Gültigkeit oder ist die Geschäftsgrundlage weggefallen? Inwiefern können oder müssen die Arbeitgeber Spielern betriebsbedingt kündigen? Dies wiederum hätte Auswirkungen auf den gesamten Fußball.

Welche juristischen Folgen ein Saisonabbruch hat, wird gerade im Nachbarland Niederlande vorgeführt. Hier hat der Verband beschlossen, die Saison zu beenden und Tabellenführer Ajax Amsterdam zwar nicht zum Meister gekürt, wohl aber für die Champions League-Qualifikation nominiert, was der punktgleiche Verein AZ Alkmaar natürlich nicht hinnehmen kann. Aber auch andere Vereine gehen auf die Barrikaden und wollen die Entscheidung nicht akzeptieren. Dass dabei die juristischen Auseinandersetzungen auf die Sportgerichtsbarkeit beschränkt bleiben, ist höchst unwahrscheinlich.

So verzwickt die Lage auch ist: Der DFB darf sich nicht länger von einigen Vereinen auf der Nase herumtanzen lassen, die mit Hilfe von Politik und Ultras versuchen, die Entscheidung zu erzwingen. Der DFB muss wieder das Heft des Handelns übernehmen. Wer nicht mehr spielen will, muss es nicht und steht als Absteiger fest. Für den Fall benötigte Nachrücker aus Essen oder Elversberg würden sich nicht verweigern.

Allerdings geht es auch nur vordergründig um die Entscheidung, ob die Saison in der 3. Liga mit Geisterspielen fortgesetzt oder abgebrochen werden soll. Es geht um wesentlich mehr. Die grundsätzliche Frage lautet: Handelt es sich bei den Vereinen um Amateurklubs oder Wirtschaftsunternehmen? Die Antwort könnte auch für die Entscheidung wegweisend sein. Ob ein Amateurverein eine Klasse höher oder tiefer spielt, ist sicherlich weniger relevant als der zweistellige Millionenbetrag, um den ein Wirtschaftsunternehmen in der 2. Liga seinen Umsatz steigern würde.

Wie es weitergeht, ist auch nach der Videokonferenz am Montag noch völlig offen. Allerdings soll die Sitzung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Dienstag mit ihren Ergebnissen weitere Hinweise liefern, so der DFB in einer Erklärung. Mit Blick auf die sich ständig ändernde Faktenlage werde er mit dem Ausschuss 3. Liga und den Klubs weiterhin eng abstimmen und alle denkbaren Szenarien für die aktuelle Saison einer genauen Prüfung unterziehen. Ruhe wird vorerst nicht einkehren.

Aufrufe: 027.4.2020, 22:55 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor