2024-04-25T14:35:39.956Z

Halle
Ein Bild mit Symbolcharakter: Die Futsal-Spieler liegen am Boden. Ihre Sportart kämpft um Akzeptanz.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Die Futsal-Spieler liegen am Boden. Ihre Sportart kämpft um Akzeptanz. – Foto: Walter Brugger

Ist der Futsal noch zu retten?

Die neue Form des Hallenfußballs stößt auch fünf Jahre nach seiner Einführung noch auf viel Ablehnung und die Fürsprecher fordern Regeländerungen

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Der Hallenfußball geht am Stock, das „Halleluja“ ist längst kein Hit mehr. Das ist nichts neues, denn seit Jahren ist das Interesse an dem Spiel unter dem Dach stark rückläufig. An den vom Bayerischen Fußballverband (BFV) ausgerichteten Turnieren nehmen immer weniger Vereine teil, die Zuschauertribünen sind meist nur sehr spärlich gefüllt, der Hallenfußball vergangener Tage stirbt einen langsamen Tod.

Doch was sind tatsächlich die Gründe dafür? Ist es die 2014 erfolgte Umstellung vom über Jahrzehnte beliebten Hallenkick auf Futsal ohne Bande und mit sprungreduziertem Ball oder gibt es auch andere Ursachen? Um diesen Fragen nachzugehen, lud der BFV-Kreis Augsburg mit seiner Vorsitzenden Carola Haertel (Friedberg) und Spielleiter Reinhold Mießl (Neusäß) zu einem Runden Tisch in die Vereinsgaststätte des TSV Neusäß ein. Insgesamt rund 40 Personen aus 20 Vereinen folgten der Einladung.

Mießl belegte das Dilemma mit Zahlen. In der Spielzeit 2015/16 meldeten zu den Turnieren im Kreis immerhin 88 Teams, in der vergangenen Indoor-Spielzeit waren es noch 62 Mannschaften. Die Landkreismeisterschaft Aichach-Friedberg und die Titelkämpfe in der Stadt Augsburg mussten gar zu einer Veranstaltung zusammengelegt werden. Zu den zwölf Turnieren im Kreis kamen 2249 Besucher, „zu wenig“, wie Mießl befand. „Wie soll der Hallenfußball künftig aussehen? Was wollen die Vereine und Zuschauer?“, fragte Mießl in die Runde. Futsal oder herkömmlicher Hallenfußball, der noch bei Privatturnieren gespielt werden darf? Das ist mittlerweile schon so etwas wie eine Glaubensfrage.

Was folgte, war eine mehr als zweistündige, emotionale, teilweise hitzige Diskussion, die von Frank Schweizerhof, dem Konfliktmanager des BFV, moderiert wurde.

Mike Schaeffer vom TSV Dasing gab sich dabei schnell als großer Futsal-Verfechter zu erkennen. „In Dasing spielen wir seit Jahren Futsal“, sagte er und kritisierte die Futsal-Gegner. „Wir dürfen unser Produkt nicht kaputtreden, Hallenfußball war gestern.“ Heute könnten die Zuschauerzahlen nicht mit jenen aus dem Jahr 1990 verglichen werden. „Das kann man nicht miteinander vergleichen.“ Auch auf dem Rasen sei das Interesse nicht mehr so groß. „Wenn wir damals gegen den BC Aichach gespielt haben, kamen 2000 Besucher, heute sind es vielleicht 200.“ Doch eine Bitte hatte Schaeffer an den Verband: „Macht die Tore wieder größer.“

Größere Tore und das Grätschen auf dem Parkett zogen sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Das rohe Spiel, bei dem sich einer seiner Akteure im Dezember bei einem Futsal-Turnier schwer verletzte, war für Günther Frank (SSV Anhausen) der Grund, sich mit seinem Verein von der Hallenvariante des Verbandes zu verabschieden. „Ich habe nichts gegen Futsal, doch das ist eine völlig andere Sportart“, stellte Frank klar.

Im kommenden Winter werden die Anhauser jedenfalls ein eigenes Turnier mit Bande und großen Toren in der Diedorfer Halle veranstalten. Und da hat Frank mit Otto Völk einen prominenten Mitstreiter zur Seite. Der ehemalige Diedorfer Bürgermeister und jetzige Kreisrat hatte in seiner Funktion als Sportbeauftragter des Landkreises 1982 die Augsburger Landkreismeisterschaft mit ins Leben gerufen und gilt als Anhänger des herkömmlichen Budenzaubers. Völk wollte ursprünglich auch zur Diskussion nach Neusäß kommen, musste allerdings aus privaten Gründen von Frank entschuldigt werden.

Dass viele Vereine nicht mehr für die Turniere melden, ist für Jürgen Kamissek, den Fußballchef des CSC Batzenhofen-Hirblingen nicht verwunderlich. „Die kleinen Klubs kommen nicht mehr, weil sie schon in der ersten Runde auf die großen Vereine treffen können.“

Kritisiert wurde auch die Termingestaltung, denn in der vergangenen Wintersaison gingen die ersten Veranstaltungen bereits im Dezember über die Bühne. Zu schnell nach dem Ende der Spiele im Freien, wurde moniert. Für Günter Stempfle (TSV Täfertingen) sind die Probleme des Verbandes hausgemacht. „Ohne Not wurde der Hallenfußball alter Prägung kaputt gemacht“, schimpfte der erfahrene Funktionär. Stefan Reisinger, Nachwuchstrainer beim TSV Friedberg wollte sich ein Bild von der Stimmung in den Vereinen machen. Eine Abstimmung endete fifty-fifty.

Doch was bleibt von diesem Abend übrig? „Wir werden einige Änderungswünsche an die Hallenkommission des BFV schicken“, erklärte Mießl. Als da wären: Wiedereinführung der Kleinfeldtore, der Zeitstrafe und ein Grätschverbot. Ob dies allerdings die Funktionäre in München auch so sehen, das wird sich zeigen.

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Aufrufe: 025.2.2020, 17:29 Uhr
Augsburger Allgemeine / Herbert SchmollAutor