2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Der neue Trainer der VfB U19: Sebastian Gunkel. Foto: Baumann
Der neue Trainer der VfB U19: Sebastian Gunkel. Foto: Baumann

Gunkel: "Die Mischung stimmt!"

Stuttgarts neuer U19-Trainer im Exklusiv-Interview

Die Stuttgarter U19-Junioren haben seit Anfang Juli einen neuen Trainer: Sebastian Gunkel. Jener brach nach Jahren im Breisgau seine Zelte dort ab, um nun den VfB-Nachwuchs wieder zu alter Stärke zu führen. Ein Gespräch über Sabbaticals, Spielphilosophie, Härtefälle und Spannungsfelder.

Nach knapp vier Jahren entschied sich der VfB Stuttgart, im U19-Bereich neue Impulse zu setzen. Man trennte sich von Ilija Aracic und installierte mit Sebastian Gunkel ein frisches Gesicht, das über langjährige Erfahrung im Jugend-Leistungsbereich verfügt. Wir haben mit dem neuen Trainer der VfB U19 gesprochen.

Herr Gunkel, Sie wohnen nun schon eine Weile in Stuttgart, die Vorbereitung läuft seit dem 1. Juli auf Hochtouren. Fühlen Sie sich auch schon angekommen?
Sebastian Gunkel: Ja. Ich fühle mich sowohl beruflich als auch privat schon total wohl hier. Ich konnte schon von der Stadt und auch vom Verein einen guten Eindruck gewinnen.

Warum Stuttgart, Herr Gunkel?
Gunkel: Der Verein übt durch sein Renommee eine gewisse Anziehungskraft aus. Der VfB ist seit vielen Jahren sehr erfolgreich in der Jugendarbeit unterwegs und es ist sehr attraktiv, in so einem Verein zu arbeiten. Zudem war es von Vorteil, dass ich viele Personen hier schon kannte. Seien es Michael Gentner und Alexander Zorniger, mit denen ich zusammen den Fußballlehrer gemacht habe. Markus Rüdt kenne ich schon länger, auch Robin Dutt noch aus Freiburger Zeiten. Der Kontakt zu ihm riss nie ab.

Sie haben eine längere Pause eingelegt. Kann man das unter dem neuen „Trainer-Trend“ Sabbatical verorten?
Gunkel: Nein, keineswegs. Nachdem mich Freiburg freigestellt hatte wollte ich keinen Schnellschuss machen. Und im Winter sind Wechsel im Entscheiderbereich der Nachwuchsleistungszentren nicht an der Tagesordnung. Ich habe die Zeit sehr gut genutzt, habe unter anderem bei Espanyol Barcelona und RB Salzburg hospitiert. Zudem hatte ich die Muße für Dinge, zu denen man im Saisonalltag eher nicht kommt – sei es ein Museums- oder Theaterbesuch oder einfach viel Zeit mit der Familie verbringen.

Langweilig wurde es Ihnen also nicht.
Gunkel: Nein, im Gegenteil. Ich habe die Zeit sehr genossen und auch viel dazugelernt. Es war ein sehr angenehmes Jahr.

Wie haben Sie ihre Mannschaft bisher kennengelernt?
Gunkel: Das ist pauschal schwierig zu beantworten. Generell ist es eine sehr spannende Zeit. Ich habe ja erstmalig den Verein gewechselt und es ist schon aufregend, plötzlich vor einer ganz neuen Gruppe zu stehen. Ich versuche einfach jede Einheit, jedes Spiel zu nutzen, um die Jungs immer besser kennenzulernen und die einzelnen Charaktere entsprechend wahrzunehmen. Und das dauert eben etwas länger.

Wie viele Spieler umfasst Ihr Kader?
Gunkel: Aktuell haben wir 25 Spieler, davon sind drei Torhüter. Dazu haben wir mit Arianit Ferati, Max Besuschkow und Prince Osei Owusu noch drei weitere, die noch bei uns spielen könnten, aber bereits bei den Profis, beziehungsweise beim VfB II sind. Die Zeit wird zeigen, ob wir sie noch einmal einsetzen, oder ob das so bleibt.

Ihr Vorgänger Ilija Aracic ließ immer wieder einmal anklingen, dass der Mannschaft des Öfteren der Teamgeist abging. Können Sie dies widerlegen?
Gunkel: Zum letzten Jahr kann ich nichts sagen. Wir hatten sehr viele Abgänge, der Kader setzt sich nun völlig anders zusammen. Unser Ziel als Trainerteam muss es natürlich sein, eine Mannschaft zu formen. Denn nur als Team kann man erfolgreich sein. Und damit meine ich nicht nur die erste Elf, sondern alle im Kader. Wenn alle fit sind liegt es ja auf der Hand, dass nicht alle spielen können. Da wird es Härtefälle geben.

Nicht nur aufgrund der drei von Ihnen angesprochenen Personalien nehmen wir an, dass der Austausch mit Jürgen Kramny und Alexander Zorniger rege ist?
Gunkel: Absolut. Wir stehen in Kontakt und stimmen und regelmäßig ab.

Der Verein hat unlängst kommuniziert, dass man vom Profibereich bis hinunter zur U17 wieder mit einem einheitlichen Spielsystem arbeiten möchte. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus. Eher hemmend – oder begrüßen Sie diese Maßnahme?
Gunkel: Ich denke, diese Einheitlichkeit muss so sein. Die Frage ist doch auch, wie der Rahmen aussieht, der vorgegeben wird. Und der ist so, dass wir alle sehr gut arbeiten können und den Freiraum haben, selbst zu gestalten. Die Mischung stimmt.

Sie kennen nun sowohl die Voraussetzungen des SC Freiburg als auch die des VfB Stuttgart. Würden Sie der Aussage zustimmen, dass das noch einmal ein Schritt nach vorne ist, gerade hinsichtlich der Infrastruktur?
Gunkel: Ich möchte da keinen Vergleich ziehen. Jeder Verein hat seine Stärken und Schwächen und entsprechende Gegebenheiten, mit denen man sich arrangieren muss. Fakt ist jedoch, dass die Voraussetzungen hier, gerade mit dem neuen NLZ, großartig sind. Man kann sich wirklich freuen, hier arbeiten zu dürfen.

Eine Ausbildungsmannschaft wie die ihre ist immer im Spannungsfeld zwischen Ausbildung und dem Streben nach Titeln begriffen. Wie sehen Sie diesen Umstand?
Gunkel: Ich sehe das gar nicht so sehr als Spannungsfeld. Wir sind alle Leistungssportler und üben unseren Sport aus, weil wir möglichst jedes Spiel gewinnen wollen. Dass wir alle ehrgeizig sind steht außer Frage. Und dennoch sind Titel keine Pflicht. Natürlich wollen wir auch möglichst viele Jungs nach oben bringen. Die Entwicklung steht noch mehr im Fokus als der Tabellenplatz. Ausbildung und Erfolg schließen sich meines Erachtens nicht aus, sondern ergänzen sich.

Das bedeutet auch, dass Sie kein klares Saisonziel ausgegeben haben?
Gunkel: Wir wollen in jedem Spiel unsere maximale Leistung abrufen.

Aufrufe: 025.7.2015, 10:00 Uhr
Philipp MaiselAutor