2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Ein Verteidiger mit Champions-League-Erfahrung: Dotzheims Dainius Kunevicius. Foto: TuS.
Ein Verteidiger mit Champions-League-Erfahrung: Dotzheims Dainius Kunevicius. Foto: TuS.

Gänsehaut und weiche Knie

Dotzheims litauischer Verteidiger Dainius Kunevicius war einst im Uefa-Cup und in der Champions League aktiv +++ Unvergessene Auswärtsspiele gegen Celtic Glasgow und Liverpool

WIESBADEN/KAUNAS/LIVERPOOL/GLASGOW/MOSKAU. Wer hat noch nicht davon geträumt? Einmal im Leben in der Champions League spielen! Die Hymne vor dem Spiel, die einmalige Atmosphäre, das Kräftemessen mit namhaften Gegnern aus ganz Europa. Gänsehaut pur! Selbst gestandene Bundesliga-Profis können nicht von sich behaupten, einmal in Europas Eliteliga gekickt zu haben. Dainius Kunevicius vom TuS Dotzheim hingegen schon.

Aber wie kam es dazu? Kunevicius ist aus Litauen und wurde dort bei seinem Stammverein und Rekordmeister FBK Kaunas im Jahr 1998 mit 20 Jahren Profi. "Das Niveau in unserer Liga dort ist natürlich nicht mit anderen großen Fußballnationen wie Deutschland oder Spanien zu vergleichen", meint Kunevicius. Dennoch: Bis ins Alter von 31 Jahren, als sich er sich schwer am Knie verletzte, hat der Litauer ausschließlich vom Fußball leben können, war in Litauen unter anderem noch für den FK Suduva, Atlantas und Atletas Kaunas sowie in Finnlands zweiter Liga für den FC Atlantis am Ball. "Jeden Tag Fußball zu spielen, etwas schöneres gibt es nicht", erinnert sich Kunevicius an diese Zeit. Die durchaus von Erfolgen geprägt war. Mit Kaunas wurde er insgesamt fünfmal Meister und zweimal Pokalsieger.

Highlights gegen Glasgow, Moskau und Liverpool

Als Highlights gab es dann jeweils noch internationale Einsätze oben drauf. Im Jahr 2002 nahm Kunevicius mit dem FK Suduva an der Uefa-Cup-Qualifikation teil. Gegner damals: Celtic Glasgow. Das Hinspiel mussten die Litauer im legendären Celtic-Park antreten - und gingen mit 1:8 gnadenlos unter, Celtic-Legende Henrik Larsson, der später ja auch beim FC Barcelona spielte, markierte in diesem Spiel drei Treffer. Das Rückspiel ging zuhause immerhin "nur" 0:2 verloren.
2004 spielte er im mittlerweile abgeschafften UI-Cup mit dem FK Atlantas in der Qualirunde gegen Spartak Moskau. Nach einem 1:0-Hinspielsieg, zog man im Rückspiel durch ein 0:2 den Kürzeren. Auch hier bekam es der Abwehrcrack wieder mit namhaften Spielern zu tun, Pavel Pogrebnyak (später dann Zenit St. Petersburg und Stuttgart) und Roman Pavlyuchenko (u.a. Tottenham Hotspurs) hießen da seine Gegner.
Dann ging es aber wieder zurück für ihn zum FBK, wo er von HSV-Legende Valdas Ivanauskas trainiert wurde. "Wir haben aber leider keinen Kontakt mehr", gibt Kunevicius zu. Als frischgebackener Meister durfte die Truppe sogar in der Champions League-Qualifikation ran.
Und bekam keinen geringeren als den damals amtierenden Champions League-Sieger FC Liverpool zugelost. Der damalige "Reds"-Coach Rafa Benitez, der vor kurzem bei Real Madrid entlassen wurde, schonte seine Stars keineswegs, bot insgesamt sechs Spieler auf (Sami Hyypiä, Steve Finnan, Luis Garcia, Didi Hamann // Steven Gerrard und Djibril Cissé wurden eingewechselt) , die im wohl denkwürdigsten Finale der CL-Geschichte gegen den AC Milan (Sieg im Elfmeterschießen nach 0:3 Rückstand zur ersten Halbzeit) zwei Monate zuvor den Titel geholt hatte. Im Sturm liefen zudem Fernando Morientes und 2-Meter-Hüne Peter Crouch auf. An letzteren erinnert sich Kunevicius besonders: "Dieses Duell mit ihm ist mir am meisten in Erinnerung geblieben. Man hat praktisch keine Chance, bei diesen langen Armen und Beinen an den Ball zu kommen." Dennoch schlugen sich die Litauer mehr als wacker, verloren durch zwei Treffer in der Schlussviertelstunde mit 0:2 das Hinspiel an der mit 43.717 Zuschauern fast ausverkauften Anfield Road. "Dennoch war es eine einmalige Erfahrung, die ich immer in Erinnerung behalten werde. Als die Fangesänge losgingen, habe ich als gegnerischer Spieler Gänsehaut und weiche Knie bekommen", erinnert sich Kunevicius, der als Andenken das Trikot von Peter Crouch ergatterte.

"Fühle mich wohl in Deutschland"

Das ist mittlerweile über ein Jahrzehnt her. Doch nun heißen die Gegner für ihn nicht mehr Liverpool oder Celtic, sondern SV Frauenstein II oder TuS Medenbach. Dennoch ist Kunevicius auch im Alter von 37 Jahren weiter am Ball, will sogar "wenn ich gesund bleibe" noch vier bis fünf Jahre spielen. "Wahnsinn, was Dainius in diesem hohen Alter noch draufhat", zollt ihm sein Dotzheimer Trainer Saki Politis Respekt. Aufgrund seiner Arbeit als Frachtfahrer in einem Speditionsbetrieb kam er 2013 nach Wiesbaden, fing zuerst beim SV Wiesbaden II an. "Dort konnte ich aufgrund der Wechselmodalitäten zunächst nicht spielen und auch im Training war nie wirklich was los. Daher bin ich zum TuS Dotzheim gewechselt. Denn mir ist es wichtig, dass - wenn die Arbeit es zulässt - ich trainiere und auch genügend Leute da sind, um ein ordentliches Training zu absolvieren." Den Aufstieg traut er seiner Truppe allemal zu, "denn wir haben einen ausgeglichenen Kader, die jungen Spieler haben sich weiterentwickelt und einen super Zusammenhalt."
Dieser äußert sich auch darin, dass ihn Spieler, Trainer und Vorstand beim TuS immer wieder unterstützt hätten, zudem schreiten seine Deutschkenntnisse durch Kurse an der Volkshochschule immer weiter voran. "Ich bin in Deutschland angekommen und fühle mich wohl hier."

Aufrufe: 028.1.2016, 07:30 Uhr
Philipp DurilloAutor