2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

Nicht im Soll

Mit der Hinrundenbilanz können die Fußballer des FV Ravensburg in der Oberliga nicht zufrieden sein. Steffen Wohlfarth meisterte aber seine erste Ergebniskrise als Trainer.

Ravensburg / - Mit 24 Punkten aus 18 Saisonspielen steht der FV Ravensburg zur Winterpause in der Fußball-Oberliga nur auf Rang elf. "Wir haben andere Ziele", sagt daher wenig überraschend der Sportliche Leiter Peter Mörth. Steffen Wohlfarth, der die erste längere Talfahrt seiner Trainerlaufbahn hinter sich hat, will mit seiner Mannschaft in der Rückrunde in der Tabelle nach oben klettern. Zugänge in der Winterpause sind nicht ausgeschlossen, es müsste dann aber eine echte Verstärkung sein.

Das Fazit der Hinrunde: Trainer Wohlfarth ist nicht unbedingt zu beneiden gewesen. "18 verschiedene Aufstellungen in 18 Spielen erleichtern die Arbeit nicht gerade", sagt Wohlfarth. Aufgrund von wenigen Sperren und vielen Verletzungen war er Woche für Woche gezwungen, sich eine neue Formation zu überlegen. "Aber ich bin selbstkritisch genug, um zu sagen, dass es nicht nur an den Verletzten und den Ausfällen lag." In vielen Spielen war der FV nicht die schlechtere Mannschaft, dennoch gab es sechs Niederlagen und sechs Unentschieden bei (nur) sechs Siegen. "Die Verletzten spielen für mich schon eine große Rolle", sagt dagegen Mörth. "Der Konkurrenzkampf wurde dadurch nicht so geschürt wie erhofft."

Die Ergebniskrise: Zwischen dem 25. August und dem 29. September blieb der FV in sieben Spielen hintereinander ohne Sieg. Es war die erste längere Durststrecke für Wohlfarth als Trainer. Geholfen haben ihm in dieser Zeit viele Gespräche – unter anderem mit seinem Vater Michael Wohlfarth. "Ich habe viele Leute um mich, die viel Erfahrung als Trainer haben", sagt Steffen Wohlfarth. "Von ihnen habe ich viel Feedback bekommen." Das sei ihm auch "brutal wichtig", da er sehr selbstkritisch sei und sich immer hinterfrage. Von Vereinsseite gab es in dieser Zeit keinen Druck. "Wir standen und stehen immer hinter Steffen. Er bekommt keinen Druck von uns, den macht er sich selber", sagt Mörth. "Wichtiger ist uns, dass man die Handschrift des Trainers erkennt. Das braucht manchmal etwas Zeit."

Das größte Problem: Wie seit Jahren ist das die Konstanz. Beispiele: Gegen Nöttingen zeigte der FV zu Hause einen überragenden Auftritt, verlor aber mit 0:1. In Spielberg spielte Ravensburg in der ersten Halbzeit ganz stark, musste letztlich aber mit einem 2:2 zufrieden sein. Oder das letzte Spiel des Jahres gegen Freiberg – spielerisch richtig gut, aber 1:3 verloren. "Der Tabellenführer hatte uns die Effektivität voraus", sagt Mörth.

Die Rückrunde: Die Ravensburger wollten eigentlich im vorderen Tabellendrittel mitspielen. "Von der Positionierung her sind wir natürlich nicht im Soll", meint Mörth. Daher gilt es, gut in das neue Jahr zu starten. Am 16. Februar spielt der FV beim Tabellenletzten FC Germania Friedrichstal, eine Woche später beim Tabellensechsten FC 08 Villingen. Wiederum eine Woche später kommt der Vorletzte SV Spielberg in die Ravensburger Cteam-Arena. "Auf gar keinen Fall wollen wir in die Situation kommen, Spiele gewinnen zu müssen im Kampf um den Klassenerhalt", sagt Wohlfarth. Mörth nennt keine Platzierung als Zielvorgabe. "Jeder Platz, den wir nach vorne kommen, ist wichtig, auch im Hinblick auf die neue Saison."

Zugänge in der Winterpause: "Wir haben ja gefühlt sechs Zugänge", scherzt Wohlfarth. Denn die Langzeitverletzten wie Bartosz Broniszewski, Felix Hörger, Jascha Fiesel oder Sebastian Mähr sollen ab dem 12. Januar die Vorbereitung komplett mitmachen. "Natürlich reden wir über neue Spieler, es werden in der Vorbereitung wohl auch Testspieler kommen", sagt Wohlfarth. Sollte ein neuer Spieler dazukommen, dann "machen wir den Aufwand nur, wenn er uns direkt verstärkt", meint Mörth.

Überraschungen der Hinrunde: Da fallen Wohlfarth spontan zwei ein. "Samuel Boneberger konnte, das war die positive Seite der Verletzungen, viele Spiele machen und hat das sehr ordentlich gemacht." Auch Felix Schäch lobt der Trainer: "Er hat eine sehr gute Hinrunde gespielt, aber auch er hat noch Potenzial nach oben." Dazu kommt auf der positiven Seite Moritz Jeggle, Wohlfarths "Pingpong-Spieler". Mal in der Innenverteidigung gefordert, dann als Sechser. "Er hat eine richtig gute Entwicklung genommen", sagt Wohlfarth. "Auch bei der Ansprache an die Mannschaft."

Enttäuschungen der Hinrunde: Natürlich gibt es die. Aber Wohlfarth spricht solche Dinge intern an, sagt nur: "Klar gibt es Spieler, von denen ich mehr erwartet habe." Das seien Spieler, die "selber auch nicht zufrieden sind". Enttäuschend für den Trainer war die Ausbeute vor dem gegnerischen Tor – nur 25 Treffer haben die Ravensburger in 18 Spielen geschossen. Mörth möchte auch keinen Spieler öffentlich in die Pfanne hauen, aber auch er weiß: "Es gab Spieler, die in der vergangenen Saison über ihrem Niveau gespielt haben, weil es einfach lief. Jetzt tun sie sich schwer und müssen hart an sich arbeiten."

Die Zuschauer: Meist kamen in der Hinrunde nur rund 300 bis 400 Zuschauer in die Cteam-Arena. "Schade, dass die Zahlen über Jahre rückläufig sind", sagt Wohlfarth. "Aber wir haben ein sehr erfolgsverwöhntes Publikum in der Region." Durch die Aufstiege der TSG Balingen und vor allem des SSV Ulm 1846 sind zwei attraktive Gegner aus der Nähe nicht mehr in der Oberliga dabei. Mit guten Auftritten will der FV auch wieder mehr Zuschauer anlocken. "Die, die kommen, werden fußballerisch meist nicht enttäuscht, aber vielleicht durch die Ergebnisse", sagt Mörth. "Tabellarisch ist es derzeit halt nicht so interessant." Am Spielbeginn samstags um 14 Uhr will der FV auch in der Rückrunde festhalten. "Freitagabend wäre manchmal auch gut", meint Wohlfarth. Wegen der schwachen Flutlichtleistung im Ravensburger Stadion geht das aber nicht.

Aufrufe: 021.12.2018, 11:54 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor