2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligavorschau
Noch ist geplant, dass Jona Boneberger mit dem FV Ravensburg am Samstag zum SV Oberachern fährt. (Foto: Rolf Schultes)
Noch ist geplant, dass Jona Boneberger mit dem FV Ravensburg am Samstag zum SV Oberachern fährt. (Foto: Rolf Schultes)

Die Lage ändert sich gefühlt jede halbe Stunde

Was FV Manager Fabian Hummel in den vergangenen zwei Tagen erlebt hat

Ravensburg - Fabian Hummel hat als Manager des FV Ravensburg schon ruhigere Tage erlebt als die beiden vergangenen. Das Chaos um die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat auch den Amateurfußball mittlerweile fest im Griff. Für Hummel bedeutet das, dass sich die aktuelle Lage am Mittwoch und Donnerstag fast im Stundentakt ändert. Immerhin: Am Donnerstagabend gibt es zumindest in vielen Bereichen Klarheit.

Vielleicht ahnt Hummel am Donnerstagmorgen schon, wie turbulent der Tag verlaufen wird. Der Mittwoch sei schon sehr chaotisch gewesen, „nur mit mehr Telefonkonferenzen“. Stundenlang hat sich Hummel mit nichts anderem beschäftigen können als mit stündlich neuen Corona-Neuigkeiten.

Seit 9 Uhr sitzt Hummel am Donnerstag in seinem Büro, zu diesem Zeitpunkt muss er davon ausgehen, dass der Spielbetrieb regulär stattfindet und die Zuschauerzahlen auf 1000 begrenzt werden, wie es viele Städte und Kommunen empfehlen. Nur: Gesichert ist das nicht. „Wir kriegen fast keine konkreten Anweisungen“, ärgert sich Hummel. „Die Lage ändert sich gefühlt jede halbe Stunde.“ Schon diese Situation hätte für den FV weitreichende Folgen. Am 8. April trifft die Mannschaft im Verbandspokal auf den SSV Ulm, statt dem zu erwartenden vollen Haus dürften nur etwa 950 Zuschauer in die cteam-Arena.

Von 12 bis 14 Uhr beraten Hummel und der übrige FV-Vorstand über die aktuelle Lage, kurz nach der Sitzung ist bereits alles hinfällig. Karl-Heinz Beck, der Leiter des Amtes für Schule, Jugend und Sport in Ravensburg, informiert den FV über eine Pressemitteilung, die am Nachmittag an die Öffentlichkeit geht. Nun empfiehlt die Stadt dringend, bis auf Weiteres alle Veranstaltungen ab 100 Besuchern abzusagen. Vom WFV ist noch nichts zu hören, der Spielbetrieb ist weiter nicht ausgesetzt. Die Ulm-Partie und alle anderen Fußballspiele müssen nun quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. „Aber es liegt weiter in der Hand der Vereine“, sagt Hummel, der mit der Situation „sehr unzufrieden“ ist: „Wir brauchen einheitliche Vorgaben. Es kann nicht an den Vereinen hängen bleiben.“ Immerhin werden die Vereine insofern mit ins Boot geholt, dass am Mittwochabend eine Videokonferenz aller Vereine mit dem Verband stattfindet. Konkrete Neuigkeiten gibt es von dort aber nicht zu vermelden, „der WFV ist auch unsicher, will den Spielbetrieb aber erst einmal aufrechterhalten.“

Eine neue Ebene der Absurdität stellt sich um kurz nach 15 Uhr ein. Der Gegner der Ravensburger am Wochenende, der SV Oberachern, verkündet auf seiner Facebook-Seite, dass acht französische Stammspieler des Vereins aus der Ortenau, wenige Kilometer entfernt von der französischen Grenze gelegen, am Wochenende nach den lokalen Bestimmungen nicht spielberechtigt sind. Eine Verlegung sei nicht gestattet worden, daher muss der SVO mit Spielern aus der zweiten Mannschaft antreten. „Das geht so nicht“, sagt Hummel. „Das ist ja Wettbewerbsverzerrung.“ Antreten müssten die Ravensburger Stand Donnerstagnachmittag trotzdem.

Wenigstens auf Verbandsebene gibt es zwei Stunden später Klarheit, der WFV setzt den Spielbetrieb bis Ende März aus. „Endlich übernimmt der Verband Verantwortung“, zeigt sich Hummel erleichtert. „Es ist sehr gut, dass die Last von den Vereinen genommen wird.“ Bei U23 und Jugendteams ist damit vorerst alles geklärt, über die Oberliga wird aber separat entschieden.

Hier steht eine Entscheidung auch am Donnerstagabend noch aus. „Das wird am Freitagmorgen auf uns einprasseln“, vermutet Hummel. Auch andere Fragen sind ungeklärt: Wie geht es mit den Trainingseinheiten weiter? Wann werden die Spiele nachgeholt? Was passiert im WFV-Pokal? Was passiert mit den Löhnen, denen keine Einnahmen mehr gegenüberstehen? Alles Fragen, mit denen sich Fabian Hummel in den kommenden Tagen wird beschäftigen müssen. Immerhin eine positive Erkenntnis nimmt er aus dem turbulenten Donnerstag mit. „Die Kommunikation zwischen den Vereinen funktioniert gut. Alle stehen zusammen, um das Problem in den Griff zu bekommen“, sagt er. „Es geht ja allen gleich.“



Aufrufe: 013.3.2020, 06:03 Uhr
Maximilian KrohAutor