2024-05-02T16:12:49.858Z

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Facettenreich: die Trainer Ralf Moser (oben von links im Uhrzeigersinn), Kurt Schwald, Giuseppe Stabile und Erkan Aktas.. | Fotos: Kaufhold, Rogowski, Fleig, Schön
Facettenreich: die Trainer Ralf Moser (oben von links im Uhrzeigersinn), Kurt Schwald, Giuseppe Stabile und Erkan Aktas.. | Fotos: Kaufhold, Rogowski, Fleig, Schön

Kumpel, Witzmaschine: Vier Trainer - jeder ein eigener Typ

Jeder hat seine Arbeitsweise - auch die Landesligatrainer von Laufenburg bis Weil +++ Torwart Düster spielberechtigt

Manche sitzen 90 Minuten auf der Trainerbank, andere wuseln umher, als gebe es Kilometergeld. Es gibt Trainer wie den Kumpeltypen Jürgen Klopp, Witzmaschinen wie Hans Meyer oder den unnahbaren Trainertypen alter Schule à la Felix Magath. Auch Ralf Moser, Kurt Schwald, Erkan Aktas und Giuseppe Stabile bringen zahlreiche Facetten mit. Wie ticken die Landesliga-Trainer vom Hochrhein?
Für Ralf Moser, den Trainer des FV Lörrach-Brombach, gibt es im Fußballsport kein höheres und beschützenswerteres Gut als das Kollektiv. Die „Stärken für die Gruppe einbringen“ lautet sein Credo. „Aktionen, die nur der Selbstdarstellung dienen, passen mir nicht ins Konzept: Der Teamgeist steht immer im Vordergrund.“ Der Coach des Tabellenzweiten, der Samstag gegen Elzach spielt, hat diese Meinung nicht exklusiv. Doch er macht sich Gedanken über das Miteinander, versucht der veränderten Gesellschaft, die eine selbstbewusstere Jugend hervorgebracht hat, Rechnung zu tragen. „Gegenüber früher, als es viele autoritäre Trainer gab, hat sich viel verändert.“ Heute ginge es im Fußball „vielfältiger“ zu. Galt er früher als Proletensport, hat sich etwa die Zahl der Studenten in den Teams erhöht. „Man muss Kompromisse machen, bis zu einer Grenze“, sagt Moser. Seine Antennen seien immer ausgefahren, vor allem in Sachen Trainingsfrequenz. „Wenn die Oma zum dritten Mal im Jahr Geburtstag hat, weiß man natürlich Bescheid.“ Weiten Abstand zu seinen Spielern muss Moser, der früher schon Co-Trainer im Verein war und auch deshalb von allen geduzt wird, nicht haben. „Eine große Distanz ist nicht da. Der reine Kumpel kann ich aber auch nicht sein.“

Kurt Schwald wäre ein schlecht beratener Trainer, würde er den Kollektivgedanken nicht auch ganz oben auf seine Agenda schreiben. Doch es schimmert schon etwas mehr Strenge durch beim Weiler Übungsleiter: „Ich habe gewisse Vorstellungen und erwarte, dass die Spieler versuchen, meine klaren Vorgaben umsetzen und sich damit auseinandersetzen.“ Schwald fordert, „dass sich jeder total mit Mannschaft und Verein identifiziert“. Andererseits macht der 44-Jährige keinen Hehl daraus, dass er ein „zum Teil nahes Verhältnis“ zu den Spielern bevorzugt, „sodass man schon mal was zusammen Trinken geht“. Schwald sei „ein spaßiger Mensch, man macht halt gerne seine Witze. Ich weiß aber auch zu trennen“. Habe er „gestern mit jemand gefeiert“, könne er ihn „morgen trotzdem auf die Bank setzen“. Welchem seiner Torhüter dieses Schicksal am Samstag in Hausen droht, „lasse ich mir offen“, sagt er. Christoph Düster, gegen Teningen wegen angeblicher Schiedsrichter-Beleidigung mit Rot versehen, ist spielberechtigt. Seine Sperre wurde in eine Geldstrafe umgewandelt. Ob Düster oder Daniel Korn im Tor stehen, ist offen. Sicher ist nur, dass Sven Rodehau, der in seinen drei Spielen sieben Treffer kassierte, das Weiler Tor vorerst nicht mehr bewachen wird.

Erkan Aktas hatte einen kompetenten Lehrer. Als A-Junior beim SC Freiburg hat er Christian Streich erlebt, und damit dessen Leidenschaft und Detailtreue in der Trainingsarbeit. „Mitgenommen habe ich sicherlich, wie er Fußball lebt, und wie er die Themen abarbeitet“, sagt der Laufenburger Trainer, der mit dem SV 08 am Samstag Munzingen erwartet. Auch in Sachen Kommunikationsfreudigkeit steht Aktas dem Eimeldinger vermutlich kaum nach. „Ich führe viele Einzelgespräche, denn ich halte nichts davon, in der Gruppe zu kritisieren.“ Das bliebe oberflächlich, „und ich glaube auch, dass es bei den Spielern eher Negatives auslöst“, sagt Aktas, der Wert darauf legt, geduzt zu werden. „Ich will das so. Wenn man Autorität über ein Wort bringen muss und das andere nicht stimmt, bringt das alles nichts.“ Seinen Spielern fühle er sich „sehr nah, das geht weit über das Sportliche hinaus“. Grundsätzlich seien ihm „zwei Dinge enorm wichtig: Dass das Team in sich funktioniert, und dass ich Trainingsinhalte im Spiel wiedererkenne“. Bei der Kaderzusammenstellung achte er akribisch auf Charakter und Persönlichkeit. Es sei wichtig, dass die Spieler, die auf dem Platz ein kollektives Pressing betreiben sollen, von den Typen einigermaßen zusammenpassen. „Ein Beispiel“, sagt Aktas: „Wenn von hinten in der Abwehr keine Rückendeckung nach vorne kommt, weil möglicherweise die Motivation fehlt, dann leiden sie vorne darunter und umgekehrt.“

Für Giuseppe Stabile, den Trainer des Aufsteigers FSV Rheinfelden (Samstag in Wyhl), leitet sich alles vom Thema Trainingsbeteiligung ab. „Ich versuche immer zu erreichen, dass sie so hoch wie möglich ist. Wer nicht trainiert, spielt nicht.“ Denn Praxis sei „das A und O“. Insofern müsse er „auch mal konsequent sein und gute Spieler draußen lassen“. Das zeige Wirkung, lautet Stabiles Erfahrung – bei den Spielern, die sich dreimal überlegen, ob sie ein Training sausen lassen, und auch bei deren Motivations- und Leistungskurve. Stabile zeigt sich in der Regel verständnisvoll, wenn es beim Einzelnen mal nicht läuft. „Ich bin aber schon auch direkt“, und er hält es für zielführend, „auch mal öffentlich zu kritisieren“. Sein Verhältnis zu den Spielern („sie duzen mich und sagen Coach“) beschreibt er so: „Ein gewisser Abstand ist da, man muss auch ein bisschen trennen. Ich glaube auch, je näher man mir ist, desto strenger werde ich.“ Sein Bruder, glaubt Stabile, „würde bei mir wahrscheinlich öfter auf der Bank sitzen“.
Aufrufe: 013.11.2014, 21:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor