2024-05-02T16:12:49.858Z

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Gemeinsam sind wir stark: Lörrach und Brombach sind nun sechstklassig.  | Foto: Meinrad Schön
Gemeinsam sind wir stark: Lörrach und Brombach sind nun sechstklassig. | Foto: Meinrad Schön

FV Lörrach-Brombach: Bereit für den nächsten Schritt

Nach Startproblemen hat der künftige Verbandsligist FV Lörrach-Brombach seinen Weg gefunden +++ Brombacher Jugendarbeit fortgesetzt

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Ein Blick auf die Tabelle und die Abstände zu den Verfolgern zeigt: Der FV Lörrach-Brombach ist reif für die Verbandsliga. Und ein Blick hinter die Kulissen bestätigt: Nicht nur die Mannschaft hat sich für den Aufstieg qualifiziert, auch der Verein insgesamt geht fünf Jahre nach der Übernahme des FV Lörrach durch den FV Brombach den nächsten Schritt. „Wir sind bereit“, heißt es im Präsidium. Die sportlichen Strukturen sind gefestigt und auch das wirtschaftliche Fundament trägt die nächste Entwicklungsstufe.

Rückblende: Vor noch nicht einmal zehn Jahren steckte die Fußballszene in Lörrach in einer verzwickten Situation. Der FV Brombach, ein dynamischer Bezirksligist mit aufstrebender Jugendarbeit und erkennbarer Systematik von den Kleinen bis zur Ersten, kickte auf einem Acker. Dann war da noch der FV Lörrach, besser gesagt das, was von diesem Traditionsverein übrig geblieben war, nämlich eine zahlenmäßig starke Jugendabteilung, ziemlich losgelöst vom eigentlichen Verein. Der wiederum fand zwar noch im Spielbetrieb statt, pendelnd zwischen Bezirks- und Landesliga, doch als organisatorischer Rahmen war der Club ein Phantom, ein Untoter könnte man sagen. Eugen Fauser, streitbarer Macher des Lörracher Fußballs in den Jahrzehnten zuvor, konnte und wollte den Verein nicht mehr in die Hand nehmen, aber auch nicht loslassen. In dieser Situation entstand die Idee, die Vereine zusammenzulegen und die verfahrene Platzsuche des FV Brombach im Grütt, der Heimat des bisherigen FV Lörrach zu lösen, der in den 1990er Jahren als Spielgemeinschaft mit dem TuS Lörrach-Stetten letztmals in der Verbandsliga und sogar ein Jahr Oberliga gespielt hatte. Formal war das eine Namensänderung des FV Brombach mit der Einladung an die Mitglieder des FV Lörrach, dem beizutreten. Unter dem neuen Namen, so wurde festgelegt, sollte die Geschichte beider Vereine weiterexistieren.

Das Organigramm des Vereins, gleiche dem eines Dax-Konzerns, sagte ein Kritiker

Faktisch aber war es eine Übernahme – und ein Risiko. Für den FV Brombach bestand die Gefahr, die gute eigene Entwicklung außerhalb des angestammten Milieus aufs Spiel zu setzen. Und die damalige Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm stellte mit der 3,5 Millionen Euro-Investition in den Ausbau der Fußballplätze quasi einen Wechsel auf das Funktionieren des neuen Konstrukts aus. Karl-Frieder Sütterlin, damals als Präsident des FV Brombach der Ansprechpartner, an den sich die Oberbürgermeisterin hielt und auf den sie sich verließ, bedankt sich noch heute für den Vertrauensvorschuss. „Den mussten wir zurückzahlen“, sagt Sütterlin.

Die Währung war eine seriöse Vereinsführung und die Belebung der Anlagen mit einem guten Konzept. Gudrun Heute-Bluhm hat so etwas immer gerne verglichen mit der Hardware (was die Stadt bereitzustellen hat) und mit Software, die von den Menschen selbst mit ihrem Engagement zu entwickeln sei. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Liga war in diesem Programm nicht festgeschrieben. Aber ohne die Hintergründe dieser Jahre lässt sich nicht verstehen, warum der FV Lörrach-Brombach jetzt – manche würden sagen: erst jetzt – aufsteigt. Und in welcher Verfassung er aufsteigt. Damals hat das neue Gebilde eine Aufbruchstimmung entfacht – und auch überzogene Erwartungen. Plötzlich waren so viele Leute dabei, dass jede Menge neuer Positionen geschaffen wurden. Das Organigramm gleiche dem eines Dax-Konzerns, hat ein Kritiker einmal zugespitzt formuliert. Einige, die darin mit Titeln und Funktionen verzeichnet waren, wollten gleich den Zeitplan fixieren, wann der Aufstieg in die Regionalliga zu schaffen sei. Den eigenen Weg zu finden, war vor dem Hintergrund der auseinanderstrebenden Vorstellungen nicht leicht. Die einen warnten davor, abzuheben und die anderen davor, zauderhaft auf der Stelle zu treten.

„Währung war eine seriöse Vereinsführung“: die FVLB-Macher Karl-Frieder Sütterlin, Bernd Schleith und Joachim Schröter (von links) | Foto: Willi Adam
„Währung war eine seriöse Vereinsführung“: die FVLB-Macher Karl-Frieder Sütterlin, Bernd Schleith und Joachim Schröter (von links) | Foto: Willi Adam
„Währung war eine seriöse Vereinsführung“: die FVLB-Macher Karl-Frieder Sütterlin, Bernd Schleith und Joachim Schröter (von links) | Foto: Willi Adam
Der aktuelle Erfolg spricht für eine gewisse Bodenständigkeit. Immerhin sind mit Ausnahme des neuen Vizepräsidenten und sportlichen Leiters Martin Aßmuth genau die Leute noch am Ruder, die schon beim FVB in die Riemen gegriffen hatten: Karl-Frieder Sütterlin im Hintergrund, Präsident Joachim Schröter, sein Stellvertreter Bernd Schleith und nicht zuletzt Trainer Ralf Moser, der ja schon den FVB noch ohne FVL in die Landesliga gebracht hatte. „Auch wir hatten Visionen“, erklären Schröter, Schleith und Sütterlin übereinstimmend. Aber man habe eben nicht den dritten Schritt vor dem dem ersten machen wollen.Genau genommen waren es viele kleine Sprossen, die den FVLB jetzt auf die nächste Stufe heben: Die konsequente Fortsetzung der Brombacher Jugendarbeit im erweiterten Rahmen mit zwischenzeitlich 40 Trainern, die eigene Fußballschule, die eigene Torwartschule, die Kooperation mit dem SC Freiburg, die eigene Jobbörse und die dazugehörende persönliche Begleitung der Jugendspieler, die tatkräftigen Initiativen gegen Sucht und für Integration, das nicht zuletzt aus solchen Aktivitäten resultierende Ansehen des Vereins, der Rückgriff auf Talente aus der eigenen Jugend und – entscheidende Folge aus all dem – eine als Team funktionierende, junge und genau deshalb Identität stiftende erste Mannschaft.
Selbstverständlich wünscht sich der Club mehr Unterstützung. Wie überall ist die Suche nach Sponsoren mühsam, nach wie vor fehlt ein großer Partner, der bereit wäre, mit einer fünfstelligen Summe einzusteigen. „Aber unterm Strich“, sagt Präsident Schröter, „sind wir gut und breit aufgestellt.“
Deswegen ist dem FVLB auch nicht Bange vor der neuen Liga. Man weiß, was einen erwartet. Schließlich hat man Erkundigungen eingezogen beim großen Vorbild. Großes Vorbild – das ist wer? Bayern München? Hoffenheim, Leipzig, Freiburg? Nein, der FC Auggen. Der FC Auggen? „Ja“, sagt Schleith: „Die haben es geschafft, mit wenig viel zu erreichen.“

Statistik: Kaum zu toppen
Es ist eine Saison der Superlative, die der FV Lörrach-Brombach spielt. Zahlen und Fakten (Stand 18. April 2017): 10 Gegentore nach 25 Spielen kann von der Bundesliga bis hinunter zu den siebthöchsten Spielklassen derzeit keine Mannschaft unterbieten – und das umfasst immerhin 162 Ligen. Selbst die 67 Punkte , welche der FVLB auf dem Konto hat, können gerade einmal fünf Clubs toppen. Doch wer weiß – versteckt sich in den restlichen 1405 unterklassigen Ligen das eine oder andere Team mit noch beeindruckenderen Werten? Zahlenprofis, die fündig werden, bitte per Mail melden.
sport.loerrach@badische-zeitung.de

Aufrufe: 018.4.2017, 22:00 Uhr
Willi Adam (BZ)Autor