2024-05-02T16:12:49.858Z

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Umkäpft ging es in Lörrach zur Sache. Hier im Bild Buba Ceesay (rechts) und Benjamin Göhringer (links) | Foto: Schöchlin
Umkäpft ging es in Lörrach zur Sache. Hier im Bild Buba Ceesay (rechts) und Benjamin Göhringer (links) | Foto: Schöchlin

FV Lörrach-Brombach belohnt sich nicht

Der FV Lörrach-Brombach beherrscht den Kehler FV weitgehend – verpasst beim 0:0 aber die Entscheidung

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Als die Partie beendet war, eilte Ralf Moser zunächst in die Katakomben. „Ich muss zum Doc“, sagte er, war aber schnell zurück auf dem Rasen. Eine sichtbare Beeinträchtigung, die es zu untersuchen galt, war nicht auszumachen beim Lörracher Trainer, vielleicht hatte er sich ja während der 91 Verbandsligaminuten seines FV Lörrach-Brombach die Stimmbänder gezerrt.

So lautstark wie er sich im Laufe der zweiten Halbzeit an den Schiedsrichter gewandt hatte, wäre das keine überraschende Diagnose gewesen. Eine gewisse Einseitigkeit bei der Beurteilung so mancher Zweikämpfe hatte Moser in der heißesten Phase des Spiels gegen den Kehler FV beanstandet, insbesondere bei Buba Ceesay in der letzten Lörracher Drangphase, als der verwegene Mittelfeldspieler im Strafraum zu Boden gestürzt war. „Der fällt ja nicht einfach so“, wandte Moser ein, der Gegner aus Kehl habe es in vielen Situationen allerdings „auch clever“ gemacht. „Nur sind es halt trotzdem Foulspiele.“

Als entscheidende Eingriffe mochte Moser dies alles nicht werten, den Schiedsrichter groß zu kritisieren „macht man nicht“, sagte er und wandte sich dem Spiel der eigenen Mannschaft zu. Die Zahl der Kritikpunkte war überschaubar, im Grunde gab es einen: „Wir müssen uns halt belohnen.“
Der Aufsteiger beeindruckte, spielte etwas rechtslastig, aber mit Überzeugung, Tempo und dem Versuch, jeden ins Spiel einzubinden. „Eine Bereicherung für die Liga“ sei der FVLB, sagte der Kehler Trainer Heinz Braun nach dem Schlusspfiff, der ein, wie er fand, gerechtes Remis (0:0) besiegelte. Dabei hatten seine Kehler zwei lange Phasen des Zitterns zu überstehen gehabt, zu Beginn und zum Schluss, und selbst kamen die Gäste nur zu zwei großen Gelegenheiten. 14 Minuten hatte Kehl, der Siebte der Vorsaison, benötigt, erstmals im gegnerischen Strafraum aufzutauchen.


Die Lörracher, mit Nils Mayer bei seinem Verbandsligastartelf-Debüt, hatten nur Mitte der ersten Hälfte und zu Beginn des zweiten Abschnitts die Dominanz verloren. „Man kann ein Spiel ja auch defensiv lenken“, sagte Moser. Viel spielte sich auf engem Raum ab, und der FVLB war in der Lage, das meiste fußballerisch zu lösen. Mosers Elf machte intuitiv vieles richtig, diagonale Spielverlagerungen etwa, wenn die Räume besetzt waren. Meist startete Daniel Briegel durch, der oft im richtigen Moment anlief und immer wieder von David Bosek oder Sergej Triller geschickt wurde. Nach Ceesays Ballklau und dessen Hereingabe traf er früh den Pfosten (3.), und danach war es Benedikt Nickel, der knapp verfehlte. Wieder auf Ceesays Zuspiel.


Nickel war mit ihm der beste Lörracher, passsicher, zweikampfstark, gutes Auge für den Raum. Und er zeigte Nehmer-Qualitäten. Zur Halbzeit war Nickels weiteres Mitwirken nach einem Crash gefährdet, doch seine Nase war, anders als von ihm befürchtet, nicht gebrochen. Nickel hatte in der 22. Minute die größte Möglichkeit initiiert, als er einem Kehler den Ball geraubt hatte und auf das Tor zugestürmt war: Sein Querpass mündete in einer Art Pressball zwischen Ceesay und dem Kehler Kevin Sax, der Ball landete Zentimeter neben dem Tor. „Vielleicht hätte Ben es selber machen sollen, er war sich uneins“, sagte Moser. Auch mal kraftvoll abziehen, statt nochmal und nochmal zu passen, riet der Coach. „Und wenn der Ball ins Grütt fliegt, ist auch egal.“


Nach der Pause fand Lörrach schleppend ins Spiel, es war nun ein dezent dynamischer Auftritt. Erst allmählich, spätestens nach Rot für den Kehler Nicolas Rios (78.) wegen grenzwertig körperbetontem Einsteigen gegen Witalij Semenschuk, kippte es wieder in Richtung der Gastgeber. Zehn, 15 Minuten lang machte Lörrach Dampf, um das Ergebnis doch noch dem Spielverlauf anzupassen. Kehl hoffte nur noch auf den lieben Gott oder darauf, dass bald abgepfiffen werden möge.
Schiedsrichter Leroy Gallus tat ihnen den Gefallen. Warum er nach sieben Wechseln in einer Halbzeit und einer Roten Karte nur eine Minute verlängerte, hätte Moser wahrlich aufregen können.


FVLB: Lüchinger; Bosek (80. Glaser), Triller, Billeci; Böhler, Colley, Nickel (90.+1 Topic), Stamile (70. Leisinger); Ceesay, Briegel; Mayer (68. Semenschuk). Schiedsrichter: Gallus (Freiburg). Zuschauer: 360. Rot: Rios (78./KFV/grobes Foul).

Aufrufe: 03.9.2017, 20:45 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor