2024-05-08T14:46:11.570Z

Analyse
Solche Bilder würde es im Falle einer umfassenden Spielplan-Reform künftig nicht mehr geben.
Solche Bilder würde es im Falle einer umfassenden Spielplan-Reform künftig nicht mehr geben. – Foto: Uwe Müller

Fußballsaison im Kalenderjahr: Eine Simulation

Unterschiedliche Reaktionen auf Vorschlag zur Spielplan-Reform. Wie liefe eine Spielzeit innerhalb eines Kalenderjahres denn überhaupt ab?

Am 2. Mai veröffentlichte FuPa Ostwestfalen ein Schreiben von Christof Müller vom Höxteraner B-Ligisten SV Germania Bredenborn, das einen Aufruf zu einer umfassenden Reform des Spielplans im deutschen (und europäischen) Fußball hin zu einer Saison innerhalb des Kalenderjahres beinhaltete und lieferte hierzu mehrere Denkanstöße. In der Folge wurde in den sozialen Medien heftigst diskutiert und eines wurde dabei schnell klar: Hierbei handelt es sich um ein emotional sehr aufgeladenes Thema. Hier sollen nun einige Pro- und Contra-Argumente Erwähnung finden. Zudem wollen wir doch einmal das Szenario durchspielen - Wie sähe denn eine Saison von Frühling bis Herbst eigentlich aus?

Da wären zunächst die Kommentare mit den Forderungen nach einem sofortigen Saisonabbruch. Diese zielen am Thema der Spielplan-Reform vorbei. Eine Entscheidung über Abbruch oder Fortsetzung (mit entsprechendem Zeitpunkt) der Saison fällt so oder so. Bei Abbruch könnte die neue Saison frühestens im September beginnen, eine Fortsetzung würde ebenfalls erst ab Septemberg erfolgen - die Saison 2020/21 wird ohnehin von den aktuellen Geschehnissen rund um die Corona-Pandemie betroffen ...das Szenario einer zweiten Infektionswelle bleibt bei jenen Überlegungen sogar noch außen vor. Die Corona-Pandemie ist insofern als Chance zu verstehen, als dass unter den Ereignissen jede Liga - von der Kreisliga bis zur Champions Leage - leidet, vor den gleichen Problemen steht und eine Reform des Spielplans unter solchen Voraussetzungen sehr viel besser umzusetzen wäre als sonst.


Die zweite Kategorie von Reaktionen und Kommentaren gehören zur eher zynischen Art. Von "Die FIFA will das doch nur wegen ihrer Winter-WM in Katar" über "In Großbritannien wird mit den Spielen um Neujahr viel Geld gemacht" und "Was wird dann aus der obligatorischen Meisterfeier am Ballermann?" bis hin zu "Mit solchen Vorschlägen wird doch nur Unruhe bei den Vereinen geschürt" - an manchen dieser Kritikpunkte mag durchaus etwas dran sein, eine sachliche Diskussion sieht allerdings anders aus.


Die dritte Kategorie zählt wichtige Punkte auf, die es bei einer solche Diskussion auf jeden Fall zu berücksichtigen gilt:

  • Saisonvorbereitung im Februar, wenn manche Plätze nicht bespielbar sind
  • Saisonfinale im November, wenn manche Plätze erneut nicht bespielbar sind


Spielen wir eine Saison im Kalenderjahr doch einmal durch und bedienen uns dafür des letzten Jahres, in dem noch ohne Einschränkungen gespielt werden konnte - steigen wir also in unseren DeLorean und reisen zurück in das Jahr 2019!


Wie lief jenes Jahr fußballtechnisch denn ab? Nehmen wir uns eine Liga in Ostwestfalen mit 16 teilnehmenden Vereinen als Beispiel. Die ersten beiden Spieltage der Rückrunde in der Saison 2018/19 wurden Anfang Dezember 2018 ausgetragen. Trainiert wurde wieder ab Mitte Januar, weiter ging es dann mit dem 18. Spieltag am 17. Februar 2019. Es folgten die übrigen Spieltage im Wochenend-Modus, unterbrochen wurden diese nur von den spielfreien Wochenenden am 7. März (Fasching) und 21. April (Ostern). Das Saisonfinale - der 30. Spieltag - fand am 26. Mai 2019 statt, Relegationsspiele gingen in der Folge noch bis zum 9. Juni.
Die Vorbereitung zur Saison 2019/20 begann dann, wie gewöhnlich, Mitte Juli, den ersten Spieltag gab es am 11. August 2019. Es folgte das selbe Verfahren, im Wochenrythmus ging es weiter. Die Hinrunde endete mit dem 15. Spieltag am 17. November, am 24.11. war spielfrei (Totensonntag), am 1. und am 8. Dezember 2019 folgten die ersten beiden Spieltage der Rückrunde.


Dies bedeutet also: Von Anfang / Mitte Dezember bis Mitte Januar findet kein Spiel- oder Trainingsbetrieb statt, von Mitte Januar bis Mitte Februar wird trainiert, von Mitte Februar bis Anfang Juni wird gespielt, Sommerpause ist von Anfang Juni bis Mitte Juli, gefolgt vom Trainingsauftakt und neuer Saison von Mitte August bis Anfang / Mitte Dezember.


Nun drehen wir das doch mal um und stellen uns vor, wie das Jahr 2019 mit einer Fußball-Saison innerhalb des Jahres abgelaufen sein könnte:
Den Auftakt zur Saisonvorbereitung gäbe es Mitte Februar, vor dem 1. Spieltag hätte die Mannschaft zwecks Karneval nochmal frei, los ginge es dann am 10. März 2019. Die Hinrunde erfolgt wieder über die Wochenenden verteilt, mit Ausnahme von Ostern und Pfingsten. Zum Hinrundenabschluss käöme man dann am 30. Juni. Um den Spielern und ihren Familien weiterhin die Möglichkeit zum Sommerurlaub zu ermöglichen und den Profi-Ligen die Zeit für WM und EM einzuräumen, folgt dann ein spielfreier Juli - der Juli 2109 war zudem auch der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung.
Die Rückrunde wäre am 4. August losgegangen und hätte (mit dem Totensonntag als einziger Unterbrechung) ihren Abschluss am 10. November gefunden. Für die Relegationsspiele - die ja meist auf neutralem Boden und somit auch auf Kunstrasen stattfinden könnten - wäre dann bis zum 24. November Zeit. Von Mitte / Ende November bis Mitte Februar gäbe es keinen Spiel- oder Trainingsbetrieb.


Bei diesem Planspiel könnten selbstverständlich noch zahlreiche Veränderungen vorgenommen werden, auf Englische Wochen wurde hierbei beispielsweise verzichtet. Diese würden sich in den bis in den Abend hellen Sommermonaten Juni und August - selbst ohne Flutlichtanlage - das eine oder andere Mal anbieten. Damit könnte das Ende der Saison sogar noch weiter nach vorne gezogen werden.


Auch dieser Artikel soll, wie schon sein Vorgänger, als Diskussionsgrundlage dienen. Andere Meinungen, Einwände und Vorschläge stehen jedem zu und sind herzlich willkommen!

Aufrufe: 016.5.2020, 10:15 Uhr
FuPaAutor